Das Folk/Songwriter-Duo Tom Mank und Sera Smolen stellt sich den MAS-Fragen




Info
Gesprächspartner: Tom Mank, Sera Smolen

Zeit: Januar 2022

Ort: Wilhelmshaven / Ithaca, NY

Interview: E-Mail

Stil: Singer / Songwriter / Folk

Internet:
http://www.tommank.net/home

Durch die CD We Still Know How to Love, die unser Mitarbeiter Wolfgang Giese im Jahr 2020 durch den schwedischen Promoter Peter Holmstedt als Rezensions-Exemplar zugeschickt bekam, wurde er auf das Duo Tom Mank und Sera Smolen aufmerksam. Nachfolgend ergab sich der Kontakt zu den Künstlern per E-mail. Auf Anfrage erklärten sich die Beiden sofort bereit, ein Interview für Musik An Sich zu geben. Aus den Antworten erfahren wir, wie es zur Bildung dieses ungewöhnlichen Duos aus völlig verschiedenen musikalischen Richtungen kam.

MAS: Ich habe gelesen, dass Ihr bereits seit 1994 zusammen auftretet und gemeinsam eigene Songs schreibt. Erzählt bitte von Eurer separaten musikalischen Karriere vor dieser Zeit. Wann habt Ihr angefangen, eigene Songs zu spielen und zu schreiben?

Tom Mank: Ich habe 1978 angefangen, Songs zu schreiben und sie in den 1980er Jahren mit einer Bluegrass-Band gespielt. Einige dieser "frühen“ Songs wurden auf unseren CDs aufgenommen (z. B. "Love's in Motion“, "Baltimore The Blues“, "Trouble In The Neighborhood“).

Sera Smolen: Ich wurde klassisch ausgebildet, um vier Jahrhunderte klassischer Musik aufzuführen. Ich habe mich auch sehr für Improvisation, Weltmusik und andere Genres interessiert, lernte von David Darling, von Leuten auf der ganzen Welt und als stellvertretende Direktorin des New Directions Cello Festivals. Ich traf Tom 1994 im Tonstudio und liebte unsere Zusammenarbeit.

MAS: Hattet Ihr, bevor Ihr Euch der Musik zuwandtet, andere Berufe ausgeübt oder noch nebenbei?

Tom Mank: Ich habe 15 Jahre lang in den Bereichen Entwurf/Design gearbeitet, 3 Jahre lang im Engineering, 2 Jahre lang im Management und 16 Jahre lang im Bereich von Verkehrsdatenanalysen.

Sera Smolen: Ich war Cellolehrerin in einem privaten Studio, Hochschulprofessorin und Gastdozentin an Universitäten, Werkstätten und Instituten auf der ganzen Welt. Ich unterrichte Cello für Menschen ab 3 Jahren. Ich liebe es, auf allen Ebenen und Stufen im Rahmen der Entwicklung zum Musiker, sowohl Disziplin als auch Freiheit am Instrument beizubringen.

MAS: Wo wurdet Ihr geboren und wo seid Ihr aufgewachsen?

Tom Mank: Baltimore, Maryland

Sera Smolen: Rome, NY.

MAS: Hat Euch die Musik, die Eure Eltern und/oder Freunde gehört haben, beeinflusst?

Tom Mank: Meine Mutter hörte Country-Musik, meine Schwester hörte Motown, mein Bruder hörte Folk, Klassik, Pop usw.

Sera Smolen: Meine Verwandten und Vorfahren stammten aus Wales. Waliser singen in vierstimmiger Harmonie. Ich habe großartige Erinnerungen daran, wie ich nach dem Abendessen im Keller der Kirche oder in unserem Zuhause war, um mit Walisern in vierstimmiger Harmonie zu singen. Meine Mutter hörte klassische Musik, und ich habe starke Erinnerungen daran, wie ich zuhörte, besonders der Kammermusik.

MAS: Welche Musik hörtet Ihr, als Ihr noch Kinder wart und als Ihr aufwuchst, als Teenager? Hattet Ihr damals irgendwelche Idole?

Tom Mank: Ich habe der Musik bis zum College nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt - dann habe ich mir alles angehört. Als Kinder hörten meine jüngere Schwester und ich die 45er (Singles) unserer älteren Geschwister (Rock'n' Roll der 50er Jahre).

Sera Smolen: Ich liebte Judy Collins, Joni Mitchell, Chicago, James Taylor, Frank Zappa, Dave van Ronk, Bob Dylan und viele mehr … Diese großartigen Musiker haben mich alle dazu inspiriert, die Musik unserer Gegenwart zu entdecken. Klassische Musik neigt eher dazu, die Meisterwerke der Geschichte zu feiern.

MAS: Welche anderen Musikern haben Euch stark beeinflusst? Hat irgendein Musiker einen bleibenden Eindruck hinterlassen?

Tom Mank: Ich mochte besonders die Bands mit mehreren Songwritern – wie die Beatles, CSNY, Cream, Blind Faith, Traffic – Bands, die akustische und elektrische Stile spielten. Es gibt zu viele, um sie zu erwähnen. Dann mochte ich alten Country Blues und Folk – ferner Bluegrass mit akustischer Instrumentierung und Improvisation. Dann wechselte mein Interesse zu Singer-Songwritern – zu viele, um sie alle aufzuzählen.

Sera Smolen: Viele Cellisten haben bei mir tiefe Eindrücke hinterlassen. Pablo Casals, Mstislav Rostropovich, Jacqueline du Pre, David Darling, Leonard Rose, Janos Starker. Ich könnte viele Dinge darüber vortragen, wie jeder dieser Meistermusiker mich inspiriert und beeinflusst hat.

MAS: Welche Art von Musik habt Ihr zuerst gespielt? Erinnert Ihr Euch an das erste Lied, das Ihr gespielt habt, und das erste Lied, das Ihr selbst komponiert habt?

Tom Mank: Ich habe im College viele schlechte Songs geschrieben – ich glaube, ich habe 10 Jahre lang Songs geschrieben, bevor ich einen gefunden habe, den ich wirklich bewahrt habe. An die Titel der schlechten Songs kann ich mich nicht erinnern.

Sera Smolen: Ich erinnere mich, dass ich in der High School sowohl Klavier als auch Cello gespielt habe, weil Worte in gewisser Weise nicht wirklich sprechen konnten. David Darling spielte eine wunderbare Rolle in meinem Leben und hat mich ermutigt, frei zu spielen. Es war, als wären wir an einem Tag um die Welt gereist, einfach indem wir zusammen Musik improvisierten. Ich habe mich nie von dieser atemberaubenden, unvergesslichen Erfahrung "erholt“. Seit diesem Tag bin ich eine engagierte Improvisatorin. Tom hat mich immer ermutigt, frei zu spielen. Wer weiss, ob ich ohne seine Ermutigung Solo-Komposition für das Cello geschaffen hätte, sowohl für unsere gemeinsamen CDs als auch für die Konzerte.

MAS: Erinnert Ihr Euch an die ersten Auftritte? Welche Musik spieltet ihr und wann war das?

Tom Mank: Das erste Mal, dass ich live auftrat, war in Ocean City, Maryland – ich hatte solche Angst, dass ich mit dem Rücken zum Publikum saß. Ich spielte Gitarre und sang mit einem Typen, den ich an diesem Wochenende kennengelernt hatte. Ich glaube, wir haben Jeff-Beck-Songs gesungen. Ich war auf dem College, das muss 1975(?) gewesen sein.

Sera Smolen: Ich erinnere mich an das erste Konzert, das ich an der Universität im Hauptfach Musik gegeben habe. Das alles war so wichtig und erschreckend für mich, dass ich wie eingefroren war. Ich konnte mich nicht bewegen. Danach musste ich mich wirklich damit beschäftigen, meine Nerven unter Kontrolle zu halten für die Bühnenauftritte. Ich hatte viel zu lernen damit umzugehen Dinge voneinander zu trennen und zu lernen, auf der Bühne aufzutreten, das Risiko einzugehen, mich offen zu zeigen, und das Risiko, nicht immer perfekt sein zu müssen, und zu lernen, wie man mit sich zufrieden ist, selbst dann, wenn man nicht perfekt spielte. Auch die Improvisation hat mir sehr dabei geholfen. Mittlerweile habe ich etwas dazu kultiviert, einfach nur den Moment auf der Bühne zu sehen. Zu diesem Thema habe ich auch Workshops abgehalten.

MAS: Habt Ihr immer solo gespielt oder habt Ihr auch schon in einer Band gespielt? Welche Band war das gegebenenfalls?

Tom Mank: Die erste erfolgreiche Band, in der ich spielte, spielte Bluegrass-Standards, und ich konnte meine eigenen Songs einbringen – die Band hieß Blue Country (Mandoline, Fiddle, Banjo, Gitarre, Gesang).

Sera Smolen: Ich habe in Sinfonieorchestern, Kammerorchestern, Klaviertrios, Celloquartetten, Streichquartetten und Sextetten gespielt. Ich habe Neue Musik mit Solocello und mit verschiedenen Ensembles uraufgeführt. Ich habe unzählige Solo-Cellokonzerte gespielt und jedes Jahr ein besonderes Solo am Heiligabend, in der Kirche. Tom und ich treten seit 2000 zusammen mit vielen verschiedenen Musikern, lieben Freunden und Mitarbeitern auf. In Europa haben wir einen Kreis großartiger Musiker, mit denen wir regelmäßig Konzerte spielen und die mit uns eine Band gegründet haben. Ihre brillante Kreativität und Kunstfertigkeit haben so viel zu unserem Sound beigetragen, dass wir immer mit ihnen auftreten, als ob wir alle zum selben Stamm gehörten.

MAS: Wann habt Ihr eine erste Platte veröffentlicht, bevor Ihr das Duo gegründet habt? Habt Ihr dann schon die gleiche Musik gespielt wie jetzt? Oder was hatte sich in der Zwischenzeit geändert?

Tom Mank: Meine ersten beiden Aufnahmeprojekte wurden 1991 und 1994 auf Kassette veröffentlicht. Dort traf ich Sera 1994 zum ersten Mal – ich lud sie ein, Cello-Passagen für diese Aufnahmesitzungen zu erstellen. Bis 2000 haben wir eigentlich nicht als Duo gespielt.

Sera Smolen: Wir begannen mit dieser ersten Aufnahme, "Almost Time". Wir spielten immer öfter als Freunde und Kollegen zusammen. Wir haben einen Song nach dem anderen zusammen geschrieben. Mittlerweile haben wir sieben CDs veröffentlicht, die Ihr auf unserer Bandcamp-Seite hören könnt.

MAS: Gibt es irgendwelche Lieblingsmusiker oder Lieblingsbands, gestern wie heute?

Tom Mank: Beatles, besonders Lennon and Harrison, CSNY, besonders Crosby and Young, Greg Brown, Chris Smither, Eliza Gilkyson, Laurie Lewis, Skip James, Robert Johnson, Memphis Minnie, John Prine, John Gorka, June Tabor, etc. .

MAS: Sera, ich habe gelesen, dass Du Dich intensiv mit klassischer Musik beschäftigt hast. Wie hat es damit angefangen? Was sind Deine liebsten klassischen Komponisten? Wirst du neben deiner Arbeit mit Tom jemals auch wieder klassische Musik spielen? Planst Du irgendwelche Projekte im Umfeld der klassischen Musik?

Sera Smolen: Ich habe viele Arten von Musik gespielt, darunter nordindische Ragas, experimentellen Jazz mit Hesterian Musicism (hier geht es um eine Platte von Karlton Hesterl, einem Förderer einer multidisziplinären Idee), freie Improvisation in Deutschland und den USA mit "Cellophane“ und beim "Chiron Festivals of the Creative Spirit". Ich habe mit Dichtern, Tänzern, Malern und Fotografen zusammengearbeitet. Ich habe es geliebt, Soundtracks für Filme usw. zu kreiieren.

MAS: Tom, interessiert Du Dich auch für klassische Musik? Wenn ja, welche Komponisten sind die Dir liebsten?

Tom Mank: Ich habe nie klassische Musik gehört, bis ich Sera getroffen habe – dann habe ich all ihre klassischen Konzerte in der ersten Reihe gehört – und ich habe alles geliebt! Ich mag Brahms, aber am meisten mag ich die modernen Komponisten.

MAS: Welche Idee steckte dahinter, Euer Duo zu gründen und zu entwickeln, indem Ihr die verschiedenen Musikstile kombiniert habt, mit denen Ihr Euch zuvor beschäftigt hattet?

Tom Mank: Ich liebe es, zu schreiben, und Sera liebt es, zu improvisieren. Zu jedem Lied, das ich geschrieben habe, improvisiert Sera mit dem Cello. So haben wir auch viel gejammt und Songs sind manchmal aus diesem Prozess heraus entstanden.

MAS: Gibt es bestimmte Musiker, mit denen Ihr einmal ein Album aufnehmen möchtet? Und ggf. warum?

Sera Smolen: Ich habe all die vielen Kooperationen geliebt, zu denen ich eingeladen wurde. Ich liebe es, auch Gastmusikerin bei einem Projekt Anderer zu sein. Musik ruft etwas tief aus meinem Inneren hervor. Meine Reaktion auf deren Musik ist immer ein Geschenk für mich, das zu erleben. Wir werden dann in ihren kreativen Raum eingeladen, in das Herz ihrer Musik, und das ist eine Ehre.

MAS: Gibt es einen bestimmten Song, den Ihr besonders liebt und den Ihr am liebsten selbst geschrieben hättet?

Tom Mank: Jeder schreibt auf seine eigene Art und Weise, und das lieben wir an ihrer Musik.

Sera Smolen: Nun, viele klassische Meisterwerke haben unsere Gesellschaft buchstäblich verändert. Viele klassische Meisterwerke haben unsere Zivilisation dauerhaft beeinflusst. Ich habe Ehrfurcht vor diesen Meisterwerken, die mich in Ekstase versetzt haben ... Konzerte, die mir Visionen und Einblicke in Welten gegeben haben, die ich sonst nicht gekannt hätte.
Wenn ich also ein Stück entwerfe, stelle ich mir vor, dass ich nur ein Spaghetti-Dinner zubereite. Ich gehe an diesen Ort in mir selbst, wo Worte es nicht angemessen ausdrücken können. Ich verstehe es so: es ist ein bisschen davon, als würde man Dich zum Spaghetti-Essen einladen. Man kann eine schöne Zeit zusammen haben, ohne unsere Zivilisation gleich zu revolutionieren!!

MAS: Gibt es autobiografische Ereignisse in Verbindung mit Euren Songs oder sind sie eher fiktiv? Stecken hinter den Songs bestimmte Absichten, ich meine damit zum Beispiel, ob Ihr auf irgendwelche Probleme der Menschheit oder der Welt hinweisen wollt? Oder hattet Ihr beabsichtigt, Ereignisse aus der Vergangenheit vorzustellen und Alle daran teilhaben zu lassen, sozusagen historische Hinweise oder einfach nur Erinnerungen zu schaffen für Alle, die sich gern erinnern möchten?

Diskografie
Almost Time, 2000
Conversations in Waves, 2001
Souls of Birds, 2004
Where the Sun Meets the Blue, 2007
Paper Kisses, 2010
Swimming in the Dark, 2013
Unlock the Sky, 2017
We Still Know How to Love, 2020
Like A Raindrop On A Feather (EP), 2021
Tom Mank: Ich lese viel über die Geschichte und schreibe manchmal Songs darüber (z. B. "Sergeant Oliver“, "1966“, "We Still Know How to Love“, "Paris 1920“, "Blue Train“), aber die meisten meiner Songs tragen etwas von meinen eigenen Erfahrungen in sich (sogar wenn ich der Einzige sein mag, der es weiß). Manchmal sickern auch Probleme in der Welt durch(z. B. "Love in a Difficult World“, "Liberate the Sun“, "Surrounded by Strangers“). Hin und wieder ist ein Song total autobiografisch (z. B. "Bethlehem Steel Night 1959“, "Our November Day“, "Baltimore“).

Sera Smolen: "Unlock The Sky“ ist ein Stück, das ich über einen Zeitraum von Jahren geschrieben habe, als meine Seele eine dunkle Zeit durchlebte. Es ist leicht zu denken, dass solche Dinge vermieden werden sollten. Aber tatsächlich ist es so, dass eine solche "dunkle Nacht der Seele" eine Einführung in die wahre Welt der Kunst sein kann. Kunst ist nicht nur eine beschönigte Welt. Kunst kann Dich auch öffnen. In gewisser Weise müssen Künstler Wege finden, um aus der Asche einer verbrannten Landschaft aufzuerstehen. Jahrelang konnte ich nur eine kleine Phrase dieses Stücks spielen, bis schließlich der Rest des Stückes zu mir kam.

MAS: Nun beziehe ich mich auf die Songs auf Eurem Album We Still Know How To Love. Es gibt Songs, da erinnert Ihr an das Jahr 1966, mit Simon & Garfunkel, The Beach Boys, Dylan, Hendrix, The Beatles. Das bringt auch für mich Erinnerungen zurück und es fühlt sich gut an, sich dann einfach wieder jung zu fühlen. Ihr erwähntet auch den Krieg in Vietnam, die Schlacht bei Bannockburn, Paris 1920 und John F. Kennedy. Stecken also bestimmte Absichten hinter jedem Song?

Tom Mank: "1966“ wurde in den Niederlanden geschrieben, während ich "Beatles ’66“ las, dann habe ich den Rest recherchiert. "Bannockburn“ war eine Fantasie über Soldaten, die sich entschieden, lieber nach Hause zu gehen, anstatt in einer (sehr berühmten) Schlacht zu sterben. "Paris 1920“ wurde nach der Lektüre von "Fracture“ geschrieben. JFK entstand aus meinen eigenen Erinnerungen.

MAS: Bei Eurer Veröffentlichung Like A Raindrop On A Feather empfand ich einen eher lyrischen Ansatz, Romantik, Mystik, Melancholie. Gab es hierzu einen anderen Hintergrund und eine andere Absicht für die Songs auf dieser Platte?

Tom Mank: Die Songs fielen mir so einfach zu. Ich hatte nicht viel Kontrolle darüber, was so kommt. Aber- alle diese Songs wurden im Jahr 2020 während der Pandemie geschrieben, was sie möglicherweise auch alle beeinflusst hat. "Surrounded by Strangers“ und "In This World“ wurden geschrieben über den Lockdown, "Far Away As The Moon“, über einen wahren Traum, und "Soft Landing“ über meine Vorfahren.

Sera Smolen: "Postcard To Paula", das ist ein Lied, das für unsere Schwägerin Paula geschrieben wurde, die unerwartet verstorben ist. Ich war in der Lage, mich auf ihrem Sterbebett kurz von ihr zu verabschieden. Da sie mir eine so liebe Freundin war, vermisste ich sie, deshalb wollte ich ihr eine musikalische Postkarte schicken. Ich habe das Lied bei ihrer Trauerfeier gespielt, als ob wir sie hinter dem Trauer-Schleier erreichen könnten…. Das Glockenspiel zu diesem Lied wurde von dem Meister Manfred Bleffert gebaut und ist auf eine antike Tonleiter gestimmt. Wenn auch einige der Noten verstimmt erscheinen mögen, so sind sie wirklich mit etwas Anderem gestimmt….

MAS: Wann seid Ihr zum ersten Mal durch Europa getourt und welche Eindrücke habt Ihr dabei sammeln können? Wann werdet Ihr für eine weitere Tournee ggf. zurück sein?

Tom Mank: Wir sind 2005 zum ersten Mal durch Europa getourt, um für eine Radioshow und einen(?) weiteren Gig zu spielen. Wir dachten, das wäre unsere einzige Gelegenheit, aber wir sind jetzt noch 11 weitere Mal auf Tour gewesen. Wir hoffen, im April 2023 wieder dabei sein zu können.

Sera Smolen: Es ist wahr, dass jede Konzertreise so besonders erscheint, dass wir vielleicht nie wiederkommen werden! Wir wurden von so vielen Menschen empfangen, die sehr liebe Freunde geworden sind. Wir waren bei ihnen zu Hause und blieben mit ihnen in Kontakt, hatten Spass zusammen mit ihren ganzen Leuten und sehen zu, wie ihre Kinder aufwachsen, in guten wie in schweren Zeiten. Wir trockneten das Geschirr ab und räumten es weg. Wir gingen von dort zu unseren Jobs. Die Großzügigkeit dieser Familien, ihre großartige Küche sowie ihrer Hilfe bei Übersetzungen und der Beförderung macht dies alles möglich.

MAS: Habt Ihr einige Freunde unter anderen Musikern und plant Ihr gegebenenfalls, mit ihnen zusammen zu musizieren?

Tom Mank: Die meisten Musiker, mit denen wir aufnehmen, waren entweder bereits Freunde oder sind unsere Freunde geworden. Wir trafen Gait Klein Kromhof und Kristin Nuffel, als wir 2010 auf Tour waren. Wir trafen Kimberly Claeys und Ellen Shae, als wir 2017 auf Tour waren. Wir begannen 2020 mit Janet Cotraccia zusammenzuarbeiten. Wir kennen Rich DePaolo und Bill King (Musiker aus Ithaca) seit den 1990er Jahren.

MAS: Wenn Ihr eine Band zusammenstellen könntet, welche Musiker möchtet Ihr dabeihaben?

Tom Mank: Unsere "Kern“-Band besteht seit 2007 aus Amy Merrill (Violine, Bratsche) und Kathy Ziegler (Klavier, Gesang). 2010 haben wir Gait hinzugefügt. Janet, Ellen und Kimberly sind alle großartige Sängerinnen. Und Rich (Rich DePaolo) ist ein phänomenaler Gitarrist. Und Sera am Cello. Das ist die Traumband schlechthin! In Amerika wären es Rich und Bill, Ron Kristy am Keyboard, mit Janet und Terry Burns und Julie Last und Kirsti Gholson als Sänger.

MAS: Wie denkt Ihr generell über die heutige Musik-Szene? Und speziell über jene, die sich in populären Charts widerspiegelt?

Tom Mank: Ich bevorzuge akustische Instrumente, insofern wären Künstler aus Bluegrass und Klassik sowie Singer/Songwriter wären meine Vorlieben.

Sera Smolen: Ich bin begeistert davon, wie Musik aus aller Welt verwendet und ausgetauscht wird. Es gibt viele verschiedene Lehrmeinungen und Anschauungen für den Begriff Schönheit. Ich höre gerne, wie musikalische Disziplin und Musiksprachen auf der ganzen Welt kombiniert, geteilt und gelernt werden.

MAS: Nun, was sind Eure zukünftigen Aufnahme-Projekte? Wird es schon bald eine neue Platte geben? Gibt es irgendwelche besonderen Pläne in Bezug auf bestimmte Themen für die Platten?

Tom Mank: Da ist gar nichts geplant. Jede Platte fühlt sich an wie die letzte. So dachte ich, We Still Know How To Love sei die letzte, aber so war es ja nicht.

Sera Smolen: Wir erlauben der Muse, mehr Musik aus sich heraus zu entfalten, nach ihrem eigenen Zeitplan. Gleichzeitig müssen wir uns daran erinnern, wie Musiker oft jahrzehntelang üben müssen … auf Instrumenten, die Tausende von Dollar kosten können … um Musik mit Mikrofonen aufzunehmen, die ebenfalls Tausende von Dollar in Aufnahmestudios kosten können, die stundenweise abgerechnet werden. Wir finden ein Artwork oder/und erstellen es, bezahlen für die Produktion, Bearbeitung, Mischung und das Mastering der Musik. Dann zahlen wir, um die CDs fertigen zu lassen. Und dann spielt Spotify die Musik für 0,0000001 $ pro Stück ab. Wir hoffen natürlich, mehr von unserer schönen Musik zu produzieren. Denn unsere Musik ist einer der wertvollsten Teile unseres gemeinsamen Lebens.

MAS: Ich denke, Eure Musik hat es verdient, weltweit verbreitet und bekannt zu werden. Habt Ihr daher schon einmal darüber nachgedacht, mit einem Major Label in Kontakt aufzunehmen? Oder glaubt Ihr, das wäre nicht gut, weil Ihr vielleicht nicht mehr Eure eigenen kreativen Ideen verwirklichen könntet?

Tom Mank: Ich glaube, dass es keine Major Labels für Singer/Songwriter gibt. Wir arbeiteten einst mit einem kleinen unabhängigen Label in Ithaca.

Sera Smolen: Ich wollte schon immer gern, dass einer von Tom's Songs als Thema für eine renommierte Radiosendung verwendet wird.

MAS: Mal etwas Anderes, Persönliches: Seit wann seid Ihr verheiratet und wie habt Ihr Euch kennen gelernt? War es Liebe auf den ersten Blick?

Tom Mank: Wir haben uns durch die Musik 1994 kennen gelernt. Aber wir hatten seinerzeit noch andere Beziehungen. Wir kamen, nachdem diese Beziehungen nicht mehr existierten, im Jahre 2000 wieder zusammen und heirateten schließlich in 2005. So waren wir auf den ersten Blick Freunde und Kollegen, mit Sicherheit.

MAS: Um zum Schluss zu kommen, gibt es irgendetwas Besonderes, dass Ihr den Lesern von Musik An Sich schon immer zuteil kommen lassen wolltet? (oder ist da irgendetwas, dass ich vergaß, Euch zu fragen?)

Tom Mank & Sera Smolen: Danke Wolfgang, für all Deine aufmerksamen und einfühlsamen Fragen. Wir freuen uns, dass wir hierzu eingeladen wurden! Wenn Du/Ihr mit uns über eines dieser Themen noch weitersprechen möchtest/möchtet, können wir gerne einen Skype- oder Zoom-Termin mit uns vereinbaren.


Wolfgang Giese



Zurück zur Artikelübersicht
 >>