Bach, J. S. (Corti)
Cembalokonzerte
HELLE FREUDE
Mit Teil II komplettiert Francesco Corti seine im letzten Jahr begonnene Einspielung von Johann Sebastian Bachs Cembalokonzerten und vermag dabei das hohe Niveau zu halten. Wie schon in Volume I (PTC 5186 837) besticht der Italiener mit einer im wahrsten Sinne des Wortes unerhörten Mischung aus geradezu elektronenmikroskopisch genauer, alle Strukturen offenlegender Analyse und einer nicht enden wollenden Spielfreude. Das erinnert in seiner Frische, seiner Lust am Experiment und seiner Ohren öffnenden Wirkung an die frühe Phase der historischen Aufführungspraxis, hat dabei aber so gar nichts von einem musealen Schaukasten.
Corti musiziert auf seinem Instrument, dem von Andrea Restelli realisierten Nachbau eines Cembalos von Christian Vater (1738), mit leichtem Anschlag und quecksilbrig-hellem Ton. Immer wieder verblüfft er mit kleinen, individuellen Volten und nicht selten mit den farbigsten Verzierungen, die gleichwohl nie zum Zierrat werden, sondern sich ganz in den Dienst der Musik stellen und wohldurchdacht sind. Die Tempi sind in den Ecksätzen virtuos hoch, aber nicht überhastet.
Das Ganze rundet sich organisch durch das so pointierte wie virtuose Spiel der Musiker des Ensembles il pomo d´oro, das in kammermusikalisch anmutender Kleinstbesetzung agiert. Eben diese führt dazu, dass der ganze Reichtum von Bachs Kompositionen erfahrbar wird, denn hier wird nichts zugedeckt. Der Gesamtklang bleibt voll und ausgewogen, auch dank der exzellenten Aufnahmetechnik (Jean-Daniel Noir – www.studioonair.ch), doch jede Einzelstimme ist stets wahrnehmbar. Die leuchtenden Klangfarben kontrastieren und konkurrieren dadurch deutlicher. Nicht selten staunt man über eine Passage aus einer vermeintlichen „Begleitstimme“, die auf einmal eigenständig höchst Wichtiges beizutragen hat. Dabei tanzt und swingt dieser Bach, dass es nur so eine Lust und Freude ist.
Die instrumentale Transparenz zahlt sich auch im Triplekonzert BWV 1044 aus, das dem zweiten Teil ergänzend beigegeben wurde. Die immer schon beeindruckende, teils bis heute irritierende Komplexität des Werkes gewinnt hier noch einmal deutlich an Kontur. Kratzig oder widerborstig gerät es dennoch nicht, aber zu einem Musikstück für Kenner und Genießer, vielleicht sogar mehr für die Ausführenden geschrieben als für die Zuhörer – die sich mit dieser Einspielung, die die breite und namhafte Konkurrenz im Katalog locker aussticht, gleichwohl reich beschenkt fühlen dürfen.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-3 Cembalokonzert Nr. 3 D-Dur, BWV 1054 15:13
4-6 Cembalokonzert Nr. 5 F-Dur, BWV 1056 09:57
7-9 Cembalokonzert Nr. 6 F-Dur, BWV 1057 14:29
10-12 Konzert für Cembalo, Flöte und Violine, BWV 1044 22:51
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Besetzung |
Francesco Corti: Cembalo
Andrés Locatelli, Alessandro Nosello: Flöte
Evgenii Sviridov: Violine
Marcello Gatti: Traversflöte
il pomo d´oro
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