Clarence Joseph LeBlanc (Clarence White), ein Ausnahmemusiker…
Clarence White wurde am 7. Juni 1944 in Lewiston, Maine geboren. Seine Eltern waren französisch-kanadischer Herkunft, hießen LeBlanc (= White) und zogen mit ihm und seinen vier Geschwistern 1951 (andere Quellen nennen 1954) nach Burbank, Kalifornien. Die vier Geschwister Clarence (guitar), Roland (mandolin), Eric jr. (banjo) und Joanne (bass) formierten sich als Band unter dem Namen "Three Little Country Boys“. Nach dem Hören eines Songs des Country-Musikers Bill Monroe brach 1955 das Bluegrass-Fieber bei den Musikern aus und Auftritte in Radioshows und auf Tanzveranstaltungen folgten. 1958 kürzte man den Band-Namen in "Country Boys“ und 1959 erschien die erste Single der Gruppe. Billy Ray Latham und LeRoy Mack waren die neuen Mitstreiter. 1962 folgte die erste LP, und noch im gleichen Jahr benannte man sich dann um in "The Kentucky Colonels“. In dieser Zeit kam auch für Clarence White der „Durchbruch“, dergestalt, dass er unter den Einfluss des Bluegrass-Pickers Doc Watson geriet. Dessen Spiel sollte Clarence’s Spiel nachhaltig und maßgeblich beeinflussen. Nach weiteren Plattenaufnahmen verließ er die Band 1965 jedoch, um als Sessionmusiker sein Geld zu verdienen. Wer sich also die Mühe machen möchte, nachzuforschen, wird auf zahlreichen Produktionen der damaligen Zeit, von Gene Clark, den Everly Brothers, Mother Hen (Jane Getz), Maria Muldaur, Phil Ochs, Arlo Guthrie, Randy Newman, Joe Cocker u.v.a. fündig werden. Ferner arbeitete der Musiker mit den Gosdin Brothers, mit Sneaky Pete Kleinow und Gib Guilbeau und Gene Parsons. Mit Parsons entwickelte er auf Basis der Fender Telecaster - Gitarre den berühmten "Parsons-White String Bender“, eine Vorrichtung, mittels der ein Gitarrist während seines Spiels die Saiten dehnen konnte, so dass sich die Gitarre mitunter wie eine Steel Guitar anhörte. White entwickelte diesen Stil ständig weiter und viele Gitarristen haben diesen Stil bis heute weitergetragen. Parsons ist heute noch in diesem Geschäft tätig. Mit diesem Musiker sollte er später auch lange zusammenarbeiten, so zunächst ab 1968 in der kurzlebigen Formation Nashville West, mit Gib Guilbeau, Gene Parsons und Wayne Moore. Aber auch die Byrds, zu deren Stammformation er bald zählen sollte, bedienten sich erst einmal seiner Hilfe als Session-Musiker auf Younger than Yesterday bis er dann nach Sweetheart Of The Rodeo (1968), von Dr. Byrds & Mr. Hyde (1969) bis Farther Along (1971) festes Mitglied der Band blieb. Nebenher träumte er von einem Soloalbum und von der Reformation der Kentucky Colonels. Wenigsten das Letzte konnte er realisieren, nachzuhören auf dem Album The White Brothers – The New Kentucky Colonels Live In Sweden, 1973. (Aufnahmen, die noch immer ganz laut nach einer Veröffentlichung auf CD schreien!) Aus dem gleichen Jahr stammt eine Platte unter dem Namen The New Kentucky Colonels, Live In Holland 1973. Hier konnte man schon hören, wie er sich nach Jahren fast ausschließlich elektrischer Gitarre weiterentwickelt hatte und wie sich dieses auf sein akustisches Spiel ausgewirkt hatte. Alle Aufnahmen sind ein absolutes Muss und Highlight für alle Bluegrass-Freunde und Fans von Clarence White ohnehin. Die Besetzung rekrutierte sich neben Clarence aus Roland White (mandolin), Eric White (bass) und Herb Pedersen (banjo). In Schweden war Alan Munde der Banjospieler. Nebenher kam es zur Formation einer weiteren "Supergroup“ – das war Muleskinner. Zusammen mit David Grisman, Peter Rowan, Richard Greene und Bill Keith schuf man eine neue Art des Bluegrass, mit den ersten Einflüssen, die später bekannt wurden als "Dawg“, mit teils rockigen Elementen, und einer insgesamt ungewöhnlich und neu klingenden Ausrichtung. Leider war auch Muleskinner sehr kurzlebig, und neben der Studioscheibe wurde noch ein Fernsehauftritt aus 1973 auf LP/CD veröffentlicht. Zu der oben erwähnten und von White gewünschten Soloveröffentlichung kam es leider nicht mehr, denn während der Aufnahmen hierzu wurde er beim Einladen von Instrumenten von einer angetrunkenen Autofahrerin so schwer am Kopf verletzt, dass er kurze Zeit später am 14.Juli 1973 verstarb. Zurück ließ er vier nicht vollendete Studioaufnahmen, eingespielt mit Ry Cooder und Leland Sklar. Die Titel: „Alabama Jubilee“, „Tell Me Why You Been Gone So Long“, „Never Ending Love“ und „Last Thing On My Mind“ (wie bezeichnend der Titel doch im Nachhinein ist.) Diese Titel wurden später auf Silver Meteor veröffentlicht, einem Sampler zusammen mit anderen Künstlern, unter anderem zwei Stücken der Everly Brothers, bei denen White auch prägend mitwirkte. Mit Clarence White war ein Musiker gestorben, der richtungsweisend für die Entwicklung des Bluegrass war, der prägend war in der Gestaltung des Country-Rocks und einer ganz anderen und neuen Spielweise auf der Gitarre, nicht nur, dass er Bluegrass-Licks elektrifizierte, sondern auch durch die Entwicklung des String Bender nachfolgend unzählige Gitarristen beeinflusste. White hätte mit Sicherheit noch viel hervorragende Musik hervorgebracht, betrachtet man die Ausrichtung seiner vier letzten Songs. Und, das sei auch noch zu bemerken, es war nicht nur das prägnante Gitarrenspiel, das Clarence White auszeichnete, sondern auch sein ganz besonderer, von der Bluegrass-Tradition geprägter leicht rauer und stark emotionaler Gesang, der erfreuen konnte. So zählen noch heute jene Songs der Byrds, auf denen er sang, mit zu meinen Favoriten der Band. (z.B. „Truck Stop Girl“, „Oil In My Lamp“, „Farther Along”). Empfohlene "Basis“-Platten: Kentucky Colonels – Long Journey Home (hier wird die Live-Atmosphäre beim 1964er Newport Folk Festival sehr gut eingefangen) Kentucky Colonels – 1966 (Studio) Nashville West – same The Byrds – Sweetheart Of The Rodeo The Byrds – Untitled Muleskinner – same The White Brothers: The New Kentucky Colonels Live In Sweden, 1973 The New Kentucky Colonels – Live In Holland, 1973 Dann gibt’s natürlich noch einiges an Kopplungen der Kentucky Colonels, die sehr interessante Kompilation Tuff And Stringy Sessions 1966-1968, also vor der Byrds-Zeit mit vielen gutem Session-Stoff, und wer gern Gitarre pur mag, da gibt es aus seiner Entwicklungsphase 33 Acoustic Guitar Instrumentals, wo die Entwicklung seines Flatpicking Guitar-Styles sehr gut demonstriert wird. Es begleitet ihn teilweise Roger Bush an der zweiten Gitarre, dann noch den wichtigen Sampler Silver Meteor, und natürlich, wer mag, den Rest des Byrds-Kataloges mit Clarence. QUELLEN: http://www.clarencewhiteforum.com/index.html http://ebni.com/byrds/memcw1.html http://www.stringbender.com/bender/classic.php http://www.burritobrother.com/ ( und eigene Inspiration) Wolfgang Giese |
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