Bernard Allison
Let It Go
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Bernard Allison lernte ich bei einem Konzert im Jahre 1997 kennen, als er kurzerhand mit der Band des Vaters Luther Allison dessen Tourneeverpflichtungen einlöste, nachdem Luther 1997 überraschend verstorben war. Ein Jahr zuvor hatte auch ihn noch live erleben können, es war wie immer ein großartiges Erlebnis, und diese schwere Los trug Bernard auf seinen Schultern. Und er meisterte es grandios. Nachfolgend konnte ich weitere Konzerte, nun mit jeweils eigener Band, erleben und verfolgte auch den Werdegang auf verschiedenen Plattenveröffentlichungen.
Bernard Allison wurde am 26.November 1965 in Chicago geboren. Er lernte den Blues bei seinem Vater, spielte mit Koko Taylor und soll das typische Slide-Spiel von Johnny Winter beigebracht bekommen haben. 1990 veröffentlichte er sein erstes Solo-Album “The Next Generation“. Das aktuelle, Let It Go dürfte den Output so langsam in Richtung Zwanzig führen. Im Laufe der Jahre war sehr auffällig, wie der Musiker auf dem Weg war, ein eigenes Profil zu finden. Einerseits fühlte er sich offensichtlich der Tradition verpflichtet, im Blues der Fünfziger als auch im erweiterten Stilbereich der Sechziger, und andererseits bemühte er sich stets, moderne und andere Einflüsse einzubeziehen.
Und so waren einige Platten stark vom Soul oder Funk beeinflusst, andere mit Keyboards und Bläsersätzen in den Arrangements sehr erweitert, weitere mächtig in Richtung Blues Rock tendierend. Auf “The Otherside“ aus 2009 schienen sich die einzelnen Stile zu treffen und resümierend stellte ich einst fest, dass sich Bernard wohl weiterhin auf der 'Straße des Suchenden‘ befand. Ein stilistisches Durcheinander gab es mitunter auf den Studioalben, live hatten die Platten eine andere und oft bessere Qualität.
Ja, und wie sieht es nun aus, mit Let It Go? Allison selbst äußerte sich zur Absicht der Musik wie folgt: “We made the decision to not flood the CD with keyboards or horns, to go back to the true basic rhythm section sound – and to show more mature songwriting.” Nun, ein guter Vorsatz, ein löbliches Anliegen, doch wie klingt das nun in der Umsetzung? “Cruisin For A Bluesin“ – das klingt in der Tat recht vielversprechend, eine Art “Back To The Roots“? Jedenfalls spüre ich hier den Geist des guten alten Chicago Blues, und das tut gut! Wieder auf RUF Records veröffentlicht, kehrt er zur alten Plattenfirma des Vaters zurück, dorthin, wo er bereits selbst drei Platten veröffentlichte.
Ja, und dieser gute Eindruck bleibt durchweg, denn Bernard fährt seine Stärken aus, seinen gefühlvollen Gesang und sein exzellentes und wandlungsfähiges Gitarrenspiel, wobei so manch einer der Helden des Blues zitiert wird, gleich bei “Same Old Feeling“ ist es der Geist von B.B. King, der für mich durch den Raum schwebt, diesen Sound hatte King in den Siebzigern auch oft produziert, und das Gitarrenspiel von Allison beinhaltet denselben Gänsehautcharakter mit diesem reduzierten, aber hoch emotionalen Spiel! Das ist Blues auf dem festen Boden der Tradition, mit Anlehnung an die Jetztzeit, aber ohne sich simpel am Rock anzubiedern, das hat er auch gar nicht nötig. Im Übrigen fährt der Mann auf dieser Platte gar nicht seine vollen virtuosen Möglichkeiten auf seinem Instrument aus, das wird er sich für Live-Auftritte vorbehalten. Hier ist er mit der Band ganz dicht zusammen und trägt seinen Anteil an Soli gezielt und komprimiert vor.
Mit jazzigem Einschlag wird eine Version von “Kiddio“ von Brook Benton & Clyde Otis vorgestellt, inklusive coolem Fingerschnippen und einem Saxofonsolo von Jose Ned James. Die Slidegitarre bekommt ihren eindrucksvollen Einsatz auf “Blues Party“, einem Song mit einer Aufzählung berühmter Blueser, die auf einer imaginären Party zusammengekommen sind. Da tauchen unter anderem Luther Allison, Robert Johnson, Robert Jr. Lockwood, John Lee Hooker, Willie Dixon und viele andere auf oder es werden Leute wie Albert Collins zitiert oder Anmerkungen vorgetragen wie “Johnny Winter’s slide is the best you ever heard“, um dann anschließend in Johnny’s typischem Stil ein Solo vom Stapel zu lassen, klasse!
Und so stelle ich resümierend fest, dass Bernard’s Fähigkeit, gute Songs zu schreiben, mit dieser Platte eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde und er sich mit diesem Schritt, sich zurückzubewegen in die Anfänge und dabei seine Eigenarten mit einzubringen, sehr gut positioniert hat als einer der ganz wichtigen Musiker der aktuellen Blues-Szene. Ich glaube, er hat seinen Stil gefunden, diese Platte unterstreicht das eindrucksvoll. Zum Schluss lasse ich Bernard selbst noch einmal zu Wort kommen: “Let’s talk about the future and learn from the past!! Let It Go because dwelling on the past makes no sense anymore!” Ach ja, die beiden letzten Songs sind im Übrigen zwei Songs des Vaters, der letzte der Platte ist sehr bewegend mit der Akustikgitarre vorgetragen, eine schöne Verbeugung vor einem anderen Großen der Bluesgeschichte!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Crusin For A Bluesin
2 Same Ole Feeling
3 Backdoor Man
4 Let It Go
5 Night Train
6 Kiddeo
7 Leave Your Ego
8 Blues Party
9 Hey Lady
10 Look Out Mabel
11 You’re Gonna Need Me
12 Castle
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Besetzung |
Bernard Allison (vocals, slide, lead, talk, B3, acoustic guitars)
John T.McGhee (rhythm guitar)
George Moye (bass guitar)
Mario Dawson (drums, finger snaps, tambourine, backing vocals - #7)
Jose Ned James (sax - #6)
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