Tori Freestone Trio

El Barranco


Info
Musikrichtung: Jazz/Fusion

VÖ: 17.02.2017 (2016)

(Whirlwind)

Gesamtspielzeit: 57:56

Internet:

http://www.torifreestone.com/
http://www.whirlwindrecordings.com/
http://www.uk-musikpromotion.de/profil.html


Nach “In The Chop House“ aus 2014 erscheint mit El Barranco nun der Nachfolger der britischen Musikerin. In meiner Besprechung zum Vorgänger hatte ich positiv bemerkt, dass eine wirkliche Gemeinschaftsproduktion vorliegt, weil die Musiker gleichberechtigt nebeneinander wirken.
Das kann ich genau so gelten lassen für die neue Platte, denn bereits ab dem ersten Stück wird Einheit gepredigt, mühelose Interaktion, spielerisch verzahnte Melodiebögen und ein Aufeinander-Zugehen der einzelnen Mitwirkenden, die sich Spielraum anbieten und dabei abwechselnd eine kurze Führungsrolle übernehmen. Das Team ist offensichtlich bestens eingespielt, es sind die gleichen drei Akteure.

Beim ersten Song habe ich gar den Eindruck, dass Tori sich erneut stark zurücknimmt und ihren Begleitern den Vortritt lässt. Dieses hatte ich beim Vorgänger bereits zusammenfassend für die ganze Platte geltend bemerkt. Doch nun gilt dieses nicht mehr durchgehend. Bereits beim zweiten, dem einer traditionellen Folk-Weise zugrunde liegenden “The Press Gang“ setzt die Saxofonistin klare Akzente und bringt mich gedanklich gar in die Siebziger, als es John Surman war, der britischen Volksweisen neues jazziges Leben einhauchte, seinerzeit auch im gleichen Trioformat, mit Barre Phillips und Stu Martin.

Und nicht nur einmal empfinde ich den Ausdruck des Saxofon-Spiels als wesentlich befreiter als bisher, nur auf dem Standard “All Or Nothing At All“ wird sehr einfühlsam Tradition auf moderne Weise bewahrt. Aber insgesamt ist die Stimmung der Platte relativ ruhig gehalten, und eruptive Elemente finden in der Stille statt, und so fließt “Challenger Deep“ als eines der wohl interessantesten und mitreißenden Songs cool und perkussiv blendend untermalt, das Bild einer durch die Wüste ziehenden Karawane vermittelnd, lasziv dahin, und es fällt auf, dass sich Tori möglicherweise ein wenig am Saxofon-Sound von Albert Ayler orientierte, zumindest ansatzweise keimt dieser Gedanke auf. Sie versteht es hier, die kraftvollen Elemente auf das Wesentliche zu reduzieren und diese Energie aus der Ruhe heraus, und mit Ruhe, zu entwickeln. Allen Titeln gemein ist dieses Gefühl von Raum, der sich öffnet, sehr groß, aber auch endlich ist, und innerhalb dessen befruchtende Gespräche aller Beteiligter stattfinden.

Aber auch schnellere Songs führen nicht dazu, dass so etwas wie hektische Unruhe aufkommt, bestes Beispiel ist “Cross Wired“. Mit einem Reprise von “The Press Gang“ endet diese Platte mit Musik voller Leidenschaft und ganz besonderer Prägung, die in der Tat irgendwie britisch klingt. Nur die Zugabe reduziert sich auf ein Gesangs/Violinen/Bass-Trio und könnte glatt auf eine Folkplatte passen.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 El Barranco
2 The Press Gang
3 Identity Protection
4 All Or Nothing At All
5 Challenger Deep
6 Quetzalcoatlus
7 A Charmed Life
8 Cross Wired
9 The Press Gang (Reprise)
Besetzung

Tori Freestone (tenor saxophone, violin & vocals -#9)
Dave Manington (double bass)
Tim Giles (drums)



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