Emma 6
Wir waren nie hier
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Die deutsche Band Emma6 wurde 2005 in Heinsberg gegründet. Doch erst 2011 erschien eine erste Single. 2 Langspielplatten folgten, und nach dem letzten aus 2013 nun der dritte Streich mit Wir waren nie hier. Emma6, ein kleines Wortspiel am Rande, klingt doch wie “MI6“, ja, das ist jemand James-Bond-Fan in der Band.
Um es gleich vorweg zu nehmen, nachstehend als Zitat eigene Ausführungen der Band zu ihrer Musik:
Wir wollten uns nicht mehr dem Zwang unterwerfen, Schwächen beim Spielen und Singen, unbedingt ausbügeln zu müssen – wie es mittlerweile leider Standard ist. Was wir machen, ist manchmal sicher sehr weit entfernt von musikalischer Perfektion, aber besitzt dadurch auch eine gute Dynamik, eine eigene Note. Das wollten wir auf dem Album festhalten..
Und textlich? Gleich ein Beispiel mit der ersten Zeile des ersten Songs: “Wo die Angst war, bleiben Spuren auf dem Fenster, die kein Regen jemals verwischt“. Nun, und so geht es munter weiter, sprachliche Ausgestaltung, die sich nicht sofort erschließt, keine oberflächliche Gleichgültigkeit und Reimzwang, doch ob das immer einfach ist, wenn man versuchen muss, den Texten einen tieferen Sinn abzugewinnen? Ob sich da der/die Eine oder Andere doch lieber Prosa zuwenden mag? Nun gut, das muss man letztlich subjektiv entscheiden, interessant und anders ist es allemal und nicht dem Einheitsbrei der breit grassierenden „Neuen deutschen Weinerlichkeit“ zuzurechnen.
Schwächen sehe ich persönlich eher in der musikalischen Umsetzung. Wie bereits eingangs zitiert wurde, scheint es auch nicht um musikalische Perfektion gehen. Das muss auch gar nicht, man betrachte einmal vieles aus dem absolut autodidaktischen Bereich des ganz alten Blues. Doch dort und bei anderen Beispielen spüre ich etwas Besonderes, etwas, dass Gänsehaut verursacht, dass nahe geht.
Und bei der „Nichtperfektion“ von Emma6 geht mir das eigentlich nicht so. Denn mir eröffnet sich die Musik relativ „trocken“ und nüchtern, diese echte „Seele“ fehlt mir weitestgehend, und flammt nur gelegentlich auf, zum Beispiel bei Songs wie „Das Haus mit dem Basketballkorb“, hier finden Melodik und Harmonie durchaus ein bisschen Platz. Gut, dass das nicht nur bei diesem Song der Fall ist.
Und leider geht es mir oft so, dass Gesang und musikalische Begleitung nicht unbedingt einheitlich nebeneinander stehen, manchmal holpert und stolpert der Gesang, hetzt zu sehr, anstatt zu dehnen und zu strecken, die Räume besser zu nutzen. Das wirkt dann leicht holprig und steif, genauso steif wie das Schlagzeug, immer dann, wenn die Stimmung sehr vorprescht, sehr negativ fällt mir das auf bei den Tracks 1, 2, 3, 8, 9 und 10. Der Sound ist sehr dominant und bringt den gelegentlichen Swing in der Musik vollends zum Stillstand. Etwas leiser, subtiler, das würde der Musik insgesamt besser zuträglich sein, angenehm federnd wie beim Anfang von „Pokale“, so sollte der Rhythmusgeber agieren. OK, letztlich ein Lichtblick in der derzeitigen Landschaft deutschsprachiger Musik, das ist nicht zu übersehen...
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Kapitulieren
2 10 Jahre
3 Lichtungen
4 Das Haus mit dem Basketballkorb
5 Der Elefant
6 Pokale
7 Regen
8 Lemminge
9 Dawson City
10 Wir waren nie hier
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Besetzung |
Peter Trevisan (guitars)
Henrik Trevisan (drums)
Dominik Republik (bass)
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