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Queen

Innuendo


Info
Musikrichtung: Bombast Rock / Pop

VÖ: 04.02.1991

(Parlophone / EMI)

Gesamtspielzeit: 53:51


Innuendo ist das letzte echte Album von Queen gewesen. Eingespielt wurde es zu einer Zeit, in der Sänger und Ikone Freddie Mercury bereits massiv gegen seine Krankheit kämpfte, die ihn Ende des Jahres 1991 besiegen sollte. Made in Heaven (1995) ist eher eine Art Resteverwertung, und der Versuch die Band mit Paul Rodgers (Bad Company) am Gesang neu zu beleben ist 2008 mit The Cosmos rocks an Unauffälligkeit gescheitert.

Innuendo ist ein tolles Album, wenn man es aus dem Queen-Kontext löst. Eine Band, die in der Lage ist ein derart vielfältiges Werk mit Rock und Pop, Flamenco und Operette, Bombast und harten Gitarren zu präsentieren, ohne sich zu verzetteln, verdient höchstes Lob.

Aber hier ist die Königin am Start, deren Alben ähnlich stark divergieren und schon die unterschiedlichsten Stile verarbeitet und in den Mittelpunkt gestellt haben. Queen haben im Pop, im Hard Rock, in der Disco, im jazzigen Rock, bei Balladen, bei Hymnen, bei der modernen Oper Meilensteine abgeliefert, die kaum zu toppen sind. Innuendo kann man nur in diesem Kontext bewerten. Und dann muss man bei jedem der tollen Stücke sagen: Das habt Ihr auch schon mal besser gemacht!

Drei Titel haben bei mir den Test of Time so sehr bestanden, dass ich sie beim Blick auf das Cover sofort wieder im Ohr hatte. Da wäre „Delilah“ ein humorvolles Liebeslied, das Freddie Mercury für eine seiner Katzen geschrieben hat. Der schelmische Text lenkt die Gedanken – zumindest beim ersten Mal hören – anfangs in eine völlig falsche Richtung. Dann die üppige Ballade „These are the Days of our Lives“, die bei 99% aller Bands in den Kitsch abgleiten würde und einen Könner wie Mercury verlangt, um wirkliches Gefühlskino zu werden. Topnummer bleibt für mich allerdings das treibende „Ride the wild Wind“, bei dem sich die Band endlich mal von der Kette lässt. Für den Queen-Olymp fehlt diesem Stück eine innere Entwicklung.

Zwei Mal erinnern sich Queen daran, dass sie mal als harte Rockband gestartet waren. Da wäre der krachende Rocker „Headlong“ relativ zu Beginn des Albums und das starke „The Hitman“ in der zweiten Halbzeit.

Dazwischen und drum herum befindet sich einiges an typischem Queen-Bombast, für das ähnliches gilt, wie für „These are the Days of our Lives“und „Ride the wild Wid“. Den meisten anderen Bands würde dieses Material aus den Händen gleiten und in den Schwulst- oder Kitschtopf fallen. Queen meistern diese Klippe meisterhaft und liefern tolle Stücke ab – die nur im Vergleich mit der eigenen Band-Geschichte schwächeln. Highlights dabei sind der aufwändig produzierte Titelsong „Innuendo“, das ruhige bombastische „All God’s People“ mit Brian Mays typischem Gitarrensound und das theatralische „I’m going slightly mad“.

Wenn mir der Verein nicht irgendwie unsympathisch wäre (bin halt a Saupreiss), würde ich das mit dem FC Bayern vergleichen, der auch an einem schwachen Tag in der Regel noch den Rest der Liga in den Sack steckt und wieder mal gewinnt.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Innuendo 6:32
2 I'm going slightly mad 4:22
3 Headlong 4:38
4 I can't live with you 4:34
5 Don't try so hard 3:39
6 Ride the wild Wind 4:43
7 All God's People 4:21
8 These are the Days of our Lives 4:16
9 Delilah 3:35
10 The Hitman 4:57
11 Bijou 3:37
12 The Show must go on 4:36
Besetzung

Freddie Mercury (Lead Voc, Keys)
Brian May (Git, Keys, Voc)
Roger Taylor (DR, Perc, Keys, Voc)
John Deacon (B, Keys)

Gäste:
Mike Moran (Keys <7>)
Steve Howe (Spanische Git <1>)



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