Musik an sich


Reviews
Maja Osojnik

Let them grow


Info
Musikrichtung: Electronic / Jazz / Rock / Experimental / Moderne Komposition

VÖ: 15.02.2016

(Rock is hell records)

Internet:

maja.klingt.org/


Die in Österreich lebende Slowenin Maja Osojnik, geboren 1976, ist eine studierte Musikerin. Das Instrument welches sie studierte ist die Blockflöte. Ferner hat sie sich bereits mit ihrer Arbeit mit Elektronik, moderner Komposition und Gesang einen Namen mit Projekten, die sich mit alter wie neuer Musik und mit experimenteller und auch sehr heftiger Musik gemacht.

Auf ihrem neuen Album Let Them Grow findet ihr studiertes Instrument keinen Platz. Auf den 16 Stücken hat sie sich vielmehr der Elektronik und dem Fieldrecordings gewidmet. Hierzu hat sie allerlei Instrumente selbst eingespielt: Bass, Melodica, Glockenspiel Piano und vieles mehr. Zusätzlich hat sie eigene neue Verbindungen geschaffen, zum Beispiel einen DJ-CD-Spieler mit verschiedenen E-Gitarren-Pedals bedient und so sehr seltsame Geräusche erzeugt. Zusätzlich hat sie andere Musiker eingeladen und aufgenommen. All dieses Material hat sie dann mittels Sampletechnik zu einem insgesamt ziemlich düsteren Werk aus 16 Stücken zusammengesetzt.

Das klingt zunächst einmal nach Krach, doch Maja Osojnik ist es gelungen, daraus ein modernes Kompositionsstück zusammenzubauen. Die Elektronik verwebt sich meistens zu vielstimmigen Droneklängen welche die dunkle Atmosphäre des Albums formen. Mit Hilfe der unterschiedlichen Samples aus Instrumenten und Geräuschen baut sie darunter einen Mix aus atmosphärischen und perkussiven Klängen auf. Diese Mixtur klingt häufig trotz aller Vielfalt sehr kammermusikalisch. Hier macht sich der Jazzansatz, vor allem in der Transparenz der Klänge, bemerkbar. Da taucht mal glasklares Wasserrauschen auf, ein ebenso klares Piano und darüber ihre dunkle und doch betörende Stimme (“ Nothing Is Finished Until You See It“), an anderer Stelle klingt alles fast schon wie ein Dark-Wave-Track mit dunklen Drones und der ebenso dunklen Stimme (“Tell me“).

Andereseits gibt es diese atmosphärischen Soundscapes wie “Pale April“. Dunkle Drones, die fast wie ein Gewittergrollen klingen, darüber eine psychedlisch anmutende Orgel, surrende Elektronik. Klappernde Geräusche vermitteln klaustrophobische Gefühle und die pochenden, metallischen Einschübe wecken bedrohliche Klänge. Ein Soundtrack für die Art Horrorfilme, die einen ohne Ekelbilder dank ihrer Atmosphäre leichenblass machen. Andere Stücke wie zum Beispiel das Titelstück hingegen nehmen fast so etwas wie Popcharakter an. Das bezieht sich dann auf die vorhandene und durchaus treibende Melodie aus elektronischen Perkussionen, Piano und der Stimme. Andererseits erzeugt die Stimme in geflüsterter Form zusätzlich wieder diese unheimliche Stimmung. Trotzdem entwickelt sich das Stück zu einem richtigen kleinen Ohrwurm, getragen vom Gesang, Elektronik und Gitarre.

Insgesamt ist es hier gelungen, ein sehr abwechslungsreiches und innovatives Album zu kreieren. Die Geräusche und Klänge verkommen an keiner Stelle zum unhörbaren Selbstzweck, sondern dienen immer dem Song oder bilden diesen sogar in Gänze. Besonders macht das Album auch der Gesang. Durch seinen unterschiedlichen Einsatz als Sprechgesang, normalem Gesang, Chor, Kanon und vielen anderen Facetten fesslt dieser in fast jenem Stück und ist der eigentliche Spannungsboden dieses beim ersten Hören seltsamen Albums. Jedoch wächst das Album mit jedem Hören, bietet immer wieder neue Facetten und ist trotz allem Abwechlungsreichtum sehr in sich geschlossen und fesselnd.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Tell Me6:11
2 Authority5:10
3 Wrack1:34
4 Condition I4:30
5 Hello, I Cannot Find My Head6:26
6 Nothing Is Finished Until You See It5:01
7 Pale April5:31
8 Let Them Grow3:33
9 You Might Be Inherently A Part Of The Problem3:24
10 Waiting6:13
11 Condition II1:48
12 Condition III1:33
13 A Lullaby To An Unborn Child, A Love Song6:20
14 ...I Was Dying, So I Am Now Probably Dead4:23
15 Authority B-Side3:54
16 Condition IV2:59
Besetzung

music & lyrics by maja osojnik
instruments: vocals, field recordings, paetzold bass recorder, e-bass, melodica, toys, glockenspiel, radios, cassette recorders, abandoned pianos, installation tubes, electronic setup with dj cd player and different guitar pedals, mooger fooger
sampled artists:
tamara wilhelm – electronic samples on #4
manu mayr – double bass samples on #2, #15,#16
matija schellander – double bass samples on #2, #8
patrick wurzwallner – drums samples on #8, #9)



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