Wow, so eine Steigerung hätte ich den Briten Dark Forest gar nicht zugetraut! Ihre letzte Platte Dawn of Infinity war zwar nett, aber nicht allzu viel mehr. Beim neuesten Streich The Awakening schaut es da anders aus. Verstärkt durch einen neuen Sänger haut man neun durchwegs gute, bis sehr gute Songs raus.
Vielleicht liegt das auch mit am Gesang des neuen Vokalisten. Seine helle Stimme (Marke „Joacim Cans meets Tobias Sammet“) mag für manchen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig sein. Doch er hat das richtige Organ für die an den Tag gelegten, teils majestätischen Melodiebögen. Man kann einen leichten Hang in die Epic-Richtung nicht leugnen. Dabei hält man sich bewusst weiter an die großen Vorbilder der New Wave of British Heavy Metal und bewegt sich auch nicht wirklich weg von dieser klassischen Schiene. Bei „Turning of the Tides“ lehnt man sich zumindest sehr offensichtlich an Iron Maiden an.
Tribute-Veranstaltung hin oder her - worauf es ankommt ist gutes Songwriting. Und hier haben sich Dark Forest unverkennbar weiterentwickelt und an den richtigen Stellschrauben gedreht. Das zeigt schon die überlange Eröffnung „The Awakening“. Der riffgetriebene Titel lebt von seinen heroischen Gesangsbögen und seinen schönen Doppel-Gitarren-Leads. Ein Stilmittel, auf das man im weiteren Verlauf noch oft zurückgreifen und das immer wieder für einen Anflug auf Gänsehaut sorgen wird. Auf dem Album hat man die richtige Mischung aus geradlinig rockenden Songs wie „Rise like Lions“ oder „The last Season“ und epischen Momenten wie dem genannten Titeltrack und „Immortal remains“ gefunden.
Dark Forest zeigen mal wieder, dass es vor allem die Melodien sind, die man im Kopf behält und nicht härtetechnische Kraftmeierei. Ein wirklich gutes, traditionelles Metalalbum, das sich mit den aktuellen Veröffentlichungen von Slough Feg und Solstice in bester Gesellschaft befindet.