Wallis Bird
Wallis Bird
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Die drei Jahre alten New boots sind inzwischen nicht nur ein-, sondern vielleicht auch ein wenig abgetragen. Zeit für etwas Neues. Ganz selbstbewusst nennt die irische Musikerin Wallis Bird ihr neues Album nach sich selbst. Das knallbunte Cover von zuletzt ist zudem einem melancholischen Graublau gewichen und die neuen Lieder klingen wesentlich subtiler als der überbordende Melodienreigen des Vorgängers. So ist es anfangs fast ein wenig ungewohnt, als die sonst vor Energie überschäumende Wallis die Platte mit der reduzierten Ballade „Dress my skin and become what I'm supposed to“ beginnt. Bedächtig und nachdenklich klingt sie hier und präsentiert ihre ernsthafte Seite, welche sich zumindest textlich auch durch die nächsten zehn Songs zieht. In poetische Zeilen voller Doppeldeutigkeiten und alltagsphilosophie Anspielungen verpackte sie ihre persönlichen Beobachtungen einer sich dramatisch schnell verändernden Welt. Dabei herausgekommen sind Lieder, welche Frau Bird als ihre bisher persönlichsten bezeichnet.
Musikalisch ist die Musikerin ebenfalls gewachsen und man hört, dass es sich hier um ein echtes Band- und nicht um ein Soloalbum plus weitere Musiker handelt. Auf ihre vier Begleiter kann sie sich wohl verlassen, denn Wallis Bird lässt sich auch anno 2012 wieder in ihre Songs fallen und geht voll darin auf, wispert, singt und schreit, dass es leidenschaftlicher fast nicht mehr geht. Gleichzeitig zerbrechlich und unglaublich stark klingt sie dabei und spielt ihre facettenreichen Lieder, bei denen nicht selten auch innerhalb der Strophen die Stimmung wechselt.
Musikalisch wandelt man auch hier wieder zwischen den Welten Singer/Songwriter, Folk, sowie Pop und Rock. Die Vorabsingle „Encore“ zeigt Wallis Bird gleich von einer neuen Seite und gefällt mit einem elektronischen Blubbern, welches das mitreißende Element des Lieds noch zusätzlich unterstützt. Ansonsten steht aber eindeutig die interessant gespielte akustische Gitarre der quirligen Irin im Vordergrund. So ist „I am so tired of that line“ dagegen ziemlich typischer und nicht weniger begeisternder Folkrock, genauso wie das mehrstimmig gesungene „In dictum“. Noch ein Stück weiter geht das tänzelnde, leicht kindlich wirkende „Heartbeating city“. Auf der anderen Seite stehen natürlich (den Themen entsprechend) auch melancholische Balladen wie „Take me home“, „Polarised“ oder das sehr intensive „Who's listening now?“.
Am Ende ist Wallis Bird abermals eine tolle Platte einer der interessantesten Künstlerinnen derzeit. Man kann es gar nicht abwarten, die durchgehend feinen Songs live genießen zu können. Denn hier zeigt sich Wallis erst richtig als explosives Engergiebündel, das einen von der ersten Sekunde mit seiner Ausstrahlung einnimmt.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Dress my skin and become what I'm supposed to | 3:21 |
2 |
I am so tired of that line | 3:26 |
3 |
Encore | 3:06 |
4 |
Take me home | 3:31 |
5 |
In dictum | 4:09 |
6 |
Ghosts of memories | 3:46 |
7 |
Heartbeating city | 2:20 |
8 |
Who's listening now? | 2:44 |
9 |
But I'm still here, I'm still here | 3:09 |
10 |
Feathered pocket | 3:46 |
11 |
Polarised | 7:59 |
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Besetzung |
Wallis Bird (Gesang, Gitarre)
Michael Vinne (Bass)
Christian Vinne (Schlagzeug)
Aidan (Keyboards, Verschiedenes)
Aoife O'Sullivan (Gesang)
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