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A Whisper In The Noise

To forget


Info
Musikrichtung: Art/Postrock

VÖ: 24.02.2012

(Exile on Mainstream Records / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 45:30

Internet:

http://www.awitn.com
http://www.www.myspace.com/awitn


Lange war es still um A Whisper In The Noise. Fast neigte man zu denken, die Gruppe hätte sich klammheimlich aufgelöst. Glücklicherweise ist dem nicht so. Wobei „Gruppe“ in diesem Fall vor allem West Thordson bedeutet, der sich fast im Alleingang um sämtliche Instrumente und den Gesang kümmert. Ihm zur Seite steht nur Sonja Larson mit Geige und Stimme.

Nicht nur personell sieht Thordson selbst in A Whisper In The Noise anno 2012 eine neue Band. Aufgenommen in Eigenregie und der Beschaulichkeit eines alten Bauernhauses verbreitet To forget eine ganz neue Ruhe und Ausgeglichenheit. Zurück ließ man dabei die unterdrückte Wut des sehr feinen Vorgängers Dry Land und die kontrastreichen instrumentalen Ausbrüche. Es blieb die wohlklingende Melancholie und eine ganze Wagenladung an wahrhaft schönen Melodien.

Bereits die instrumentale Eröffnung strotzt vor feinen Harmonien und einer angenehmen Dramatik, die an die Japaner von Mono erinnert. Doch sobald beim zweiten Titel „Black shroud“ der Gesang einsetzt sind sie wieder da, die Assoziationen mit den späten Talk Talk oder The Album Leaf, die auch die letzten Werke der Band auszeichnete. Das heißt: elegische, leicht verträumte Melodien, etwas abwesender, ätherischer Gesang (männlich wie weiblich) und ein geschmackvolles Klanggebrodel mit passenden Gitarrenflächen, ein bisschen Glockenspiel hier und sphärische wie auch bodenständige Keyboard- und Klaviertuper dort, sowie ganz viele, nie zu seichte Streichertöne. Obwohl alle Songs nach einem ähnlichen Schema funktionieren, schafft es das Duo immer wieder mit kleinen Abwandlungen und einer interessanten Instrumentierung unterschiedliche Akzente zu setzen.

Diese neu entdeckte Ruhe steht A Whisper In The Noise ganz vorzüglich. To forget klingt wie ein einsamer Herbsttag, bei dem die Sonne durch die toten Äste scheint und noch ein letztes Mal die Sinne kitzelt, bevor der Winter einbricht - dabei durchaus intim und heimelig. Richtige Seelenstreichlermusik also. Allerdings sehr melancholische. Gerade (der eigentlich unpassend betitelte) „Sad, sad song“ verbreitet einen Anflug an fast fröhlicher Beschwingtheit und gibt den Ganzen einen angenehmen Schwung.



Mario Karl



Trackliste
1To forget5:19
2 Black shroud4:00
3 A see estranging us4:07
4 All my4:06
5 Sad, sad song3:55
6 Every blade of grass4:01
7 Maya's song1:39
8 Your hand5:29
9 Of this sorrow12:54
Besetzung

Sonja Larson (Geige, Gesang)
West Thordson (Programming, Schlagzeug, Perkussion, Keyboards, Gitarre, Gesang)


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