Jelonek
Jelonek
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Wem der Name Jelonek im Metal-Bereich kein Begriff sein sollte - nun, das ist nicht weiter verwunderlich. Es handelt sich dabei um einen polnischen Violinisten, der bis zu seinem selbstbetitelten Debutalbum auch überwiegend in Polen bekannt wurde durch zalhreiche Kooperationen mit anderen polnischen Künstlern. Das Label Mystic-Productions möchte diesen Interpreten nun auch massiv in Deutschland an den Mann bringen, und zwar unter dem Motto: "This is not another Metal meets Classic album - this is Bach and Mozart on adrenaline and fuelled by fire!" Nun, man wird sehen...
Das schlichte, aber nicht unintelligente und sehr eigenständige Cover macht neugierig auf die 14 Instrumentaltracks aus der Feder des Violinisten. Und dann: Erinnert sich jemand an Rondo Veneziano? Auf "BaRock" findet sich Geige mit Hintergrundgitarren – kein guter Beginn, sondern ein mehr als langweiliger und gewöhnlicher für eine CD unter dem Motto „Thias is not just another album Metal meets Classic“!
Etwas spannender wird dann "B.east", wobei der Song stark an eine Akustikversion von Therion erinnert. Auch der dritte Track "Vendome 1212" kann nicht überzeugen, auch wenn die Gitarrenklänge dominanter werden; diese bringen aber lediglich Härte hinein, der Rest bleibt zwar virtuoses Geigenspiel, aber es tritt bereits der erste Abnutzungseffekt auf. Dieser verstärkt sich massiv mit dem folgenden "Akka", bei dem die Gitarren über weite Strecken weitgehend in den Hintergrund bleiben, und das von seiner Melodie auch Musik für einen Rosamunde Pilcher-Film oder eine Dokumentation sein: das ist bestenfalls schlechte Lounge-Musik. Und auch "Steppe" kann aus diesem Loch nicht heraushelfen, denn der Versuch einer Vertonung von Leere und Weite hat mit "Steppe" wenig zu tun, aber dafür sehr viel mit Klischee.
Erst "A Funeral..." läßt wieder aufhorchen: schönes Thema der Violine, Geschwindigkeitssteigerung im zweiten Teil – allerdings funktionierte das auch ohne die Gitarren, eine Synthese ist eigentlich nicht zu erkennen. Gleiches gilt auch für "Lorr": Die Geige scheint mehr die Gitarre zu begleiten, ohne aber eine wirklich dominantes Thema vorzugeben – bei diesem Stück fehlt eindeutig der Gesang, dann könnte es vielleicht richtig spannend werden.
Falls sich der geneigte Leser nun langsam fragt, wo denn der Vergleich zu Apocalyptica bleibt - der ist erst bei "War in the Kids Room" angebracht, das ist Apokalyptica mit Gitarren und leichtem Psychedelic-Einschlag, aber das ist eher ein Song, der sich für die Cellistencombo eignen würde.
Angesichts dieser bisher enttäuschenden Vorstellung erwartet man sich dann von einem Stück mit dem Titel "Miserere mei Deus" dann eigentlich endlich entweder eine große, mächtige Komposition, oder aber eine sehr leise, um so effektvollere – nichts von alledem geschieht, statt dessen wird wieder einmal auf die Gitarren verzichtet, wiederum ein Stück das der Vergessenheit anheim fallen kann.
Der erste spannende Song ist dann "Mosquito Flight", also einer, bei dem mans vom Titel her doch eher nicht gedacht hatte: endlich jaulende Gitarren, als wenn die Herren selbst Moskitoopfer geworden wären, und das Geigenspiel, das sogar mit Tangoklängen aufzuwarten versteht, und beide unterbrechen und kontrastieren sich immer wieder. Dazu zahlreiche Tempo- und Lautstärkewechsel... Gelungene Umsetzung des selbst gesteckten Themas, insofern ist man glücklich einmal einen Song auf dem Album zu haben, der überzeugen kann – was leider bis hierhin sehr, sehr wenig ist. "MachineHat" will nun ein weiteres Thema vorgeben, doch dieses "Maschinelle" des gesteckten Themas leisten in diesem Song wieder einmal nur die weiteren Instrumente sowie eingeschobene, kleine Effekte im Hintergrund, nicht aber die Geige – schade, gerade angesichts des gelungenen Vorgängertitels.
Schnell ist man also aus dem Hoch wieder herausgefallen, und auch die folgende langweilige Industrialsoundwand im Hintergrund von "Elephant´s Ballet", auf die Disharmonien auf der Geige schlict aufgesetzt sind hinterlassen pure Ratlosigkeit angesichts einer solchen uninteressanten Komposition, oder aber schlichtweg Zweifel an der eigenen musikalischen Minimalkompetenz... Und Furcht, ein wenig Furcht vor der letzten Komposition, die fast doppelt so lange dauern wird als jede einzelne der vorherigen – die schon in einem 3-Minuten-Takt nicht zu überzeugen verstehen. Der Trick: Melodie dehnen, so daß man fast einen Soundtrack bekommt, der ohne Gitarren auskommt, mit viel Leere und Mystikklischees....
Was also bleibt von Jelonek und den gesteckten Ansprüchen? Nichts. Das ist schlichteste Hintergrundmusik, und zwar keine gute! Eine Synthese von Metal und Klassik ist so gut wie nicht gelungen, und schon jedes einzelne Element für sich versteht nicht zu überzeugen, von der individuellen Spielfreude und Kompetenz des Violinisten einmal ganz abgesehen, für die ich mich nicht zuständig sehe – von diesem Album aber kann man schlicht nur abraten!
Andreas Matena
Trackliste |
1 | BaRock | 3:08 |
2 |
B.east | 3:30 |
3 |
Vendome 1212 | 3:06 |
4 |
Akka | 2:36 |
5 |
Steppe | 4:53 |
6 |
A Funeral for a Provincial Vampire | 3:26 |
7 |
Lorr | 3:56 |
8 |
Beech Forest | 2:46 |
9 |
War in the Kids Room | 3:05 |
10 |
Miserere mei Deus | 2:07 |
11 |
Mosquito Flight | 4:01 |
12 |
MacineHat | 3:09 |
13 |
Elephant´s Waltz | 3:15 |
14 |
Pizzicato - Ascentism | 6:46 |
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