Musik an sich


Reviews
Enthroned

Pentagrammaton


Info
Musikrichtung: Black Metal

VÖ: 05.03.2010

(Regain)

Internet:

http://www.enhtroned.be


Zu der Anfangszeit der Belgier von Enthroned stellt nur noch Giterarist und Vocalist Nornagest die personale Verbindung dar, ansonsten hat die Band mit einer recht neuen Besetzung das mittlerweile achte Album unter dem schlichten Titel Pentagrammaton eingespielt, das Anfang März veröffentlicht wird. Mit dem Titel mag die Band dem Symbol in ihrem Namenszug huldigen, das Cover des neuen Albums gibt zielstrebig die Richtung vor – bei aller Raserei trotzdem mystisch, hypnotisch, beschwörend zu bleiben, das prägt das neue Enthroned-Album, das zu den schwarzen highlights des Jahres schon jetzt gehört!

Mit einer bedorhlichen Kakophonie ("In Missi Solemnibus") beginnt Pentagrammaton, und wenn es mich nicht täuscht, ist es neben zahlreichen anderen Sounds das Summen von Fliegen, das hier am Beginn der missa steht – niemandem muß wohl gesagt werden, was das wohl heißen könnte; dazu zahlreiche beschwörungsartige, vage Stimmcollagen – mögen also die Spiele beginnen!
Mit dem Opener "The vitalized Shell" tun sie das dann auch: Mit einem gnadenlosen Gitarrenbrett hämmert der Song los, um dann in seinem Verlauf immer wieder im Tempo etwas abzusinken, und wiederum jene Sound- und Stimmencollagen an Oberhand gewinnen zu lassen; dabei scheint es, als nähme Enthroned nur einen neuen Anlauf, um der Raserei wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Nachdem ein lapidares „Amen“ den ersten Song beendet, nimmt "Rion Riorimm" ihn mit derselben Raserei wieder auf. dabei geht der Band nie die melodische Linie verloren, auch wenn sie (nur) im Hintergrund die Songs strukturiert – das ist schon ganz hohe Kunst.
Im Gegensatz dazu beginnt "Ornament of Grace" langsam, schleppend, kriechend, fast leise im Gegensatz zu den vorhergehenden Songs – und während diese schleppende Melodie den gesamten Song überdauert, verändern sich die tempi fortwährend: mal wird das Tempo angezogen, dann wieder verlangsamt.... und noch bevor man es eigentlich bemerkt, ist das Album zum nächsten Song "Magnus Princeps Leopardi" übergegangen: brachial, wuchtige drumblasts und Gitarrenriffs gehen nach anderthalb Minuten wieder in jene inzwischen charakteristischen, hypnotischen Stimmcollagen über.
"Pentagrammaton" steht als Titeltrack nach so viel Begeisterung natürlich vor der Aufgabe, den Geist dieses Albums in Reinkultur zu verkörpern: es ist unglaublich, wie experimentierfreudig die Band bei diesem Song zu Werke geht, alleine was die Stimmmodulationen betrifft: screams, growls, Stimmcollagen, Anleihen beim gregorianischen Choral, dazu mal hämmernde Rhythmen, dann wieder treibendes, nackenbrechendes midtempo – immer aber eine bedrohliche Soundwand...
und auch wenn dann bei "Nehas´t" eher rockige Töne vorherrschen, schließt sich dieser recht kurze Song perfekt an seine Vorgänger an – ein großartiger Song zum Bangen, bei allem Ernst sollte man das auch mal sagen.
"The essential Chaos" klingt so wie es heißt: eine drumwand sondergleichen baut sich auf, die würde noch Vader sowie jede Grindcombo neidisch machen, ansonsten hat der Song etwas von Lord Belial goes Grindcore: rohester Black Metal, lediglich von kurzen Atempausen unterbrochen, hier findet sogar die Melodie kaum ein Durchkommen, so daß man über die kurze Verschnaufpause sogar dankbar ist, mehr als das ist "Ad te clamamus exsules morvua liberi" aber auch nicht, doch angesichts des düster-kriechenden Beginns von "Unconscious Minds" war diese Pause auch dringend notwendig: der längste Track des Albums beginnt wie ein klassischer Black Metal-Song der späten 80er / frühen 90er im dreckigen und gemeinen Rock´n´Roll-Stil; dann unterbrechen die Soundcollagen des Intros den Song, bevor es sich durch einigen Bombast wieder zu den Klängen seines Beginns durchringt – sicherlich nicht der beste Song des Albums, aber der klassischste.

Enthroned spielen auf ihrem neuen Album zahlreiche Varianten dunkelster Musik durch, immer auf der Basis von dem, was man nur Black Metal nennen kann: sie kreieren eine dunkle Soundwand, wie ich sie bisher kaum gehört habe
was ein souveränes, durchdachtes, präzises, gewaltiges Werk, brachial und filigran zugleich – eine absolute Meisterleistung, und wenn Enthroned noch vor einiger Zeit als Vorband von Gorgoroth unterwegs war – nach Pentagrammaton muß diese Reihenfolge inzwischen andersherum lauten! Hammer! Ich bin gespannt, ob es ein Black Metal-Album in diesem Jahr schaffen wird, dieses Meisterwerk zu toppen!



Andreas Matena



Trackliste
1In Missi Solemnibus2:07
2 The vitalized Shell4:01
3 Rion Riorimm3:04
4 Ornament of Grace4:56
5 Magnus Princeps Leopardi3:27
6 Pentagrammaton6:15
7 Nehas´t2:49
8 The essential Chaos3:04
9 Ad te clamamus exsules morvua liberi1:29
10 Unconscious Minds8:42
Besetzung

Nornagest: vocals, guitars
Neeraht: guitars, vocals
Phorgath: bass, vocals
Garghup: drums


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