REVOLTING COCKS - Sexy Sounds und harte Rhythmen ("Sex-O Olympic-O" Song für Song)
Die REVOLTING COCKS waren seit jeher das durchgeknallte Nebenprojekt von Ministry-Oberhaupt Al Jourgensen. Während seine Hauptband sich äußerst dunkel und brutal präsentierte, waren die REVOLTING COCKS das spaßige Gegenstück dazu. Sex und tanzbare Rhythmen anstatt Nihilismus und Dampfhammer sozusagen. Nachdem das Projekt über ein Jahrzehnt ein Dasein im Nirgendwo fristete, meldete man sich 2006 mit dem starken Cocked and loaded zurück. Da Ministry inzwischen Geschichte sind, hatte Onkel Al wohl wieder etwas mehr Zeit für sein zweites Baby und schraubte zusammen mit Sin Quirin (Gitarre), Clayton Worbeck (Keyboards, Samples) und Josh Bradford (Gesang) am nächsten RevCo-Streich. Sex-O Olympic-O nennt sich das gute Stück, welches mittlerweile das Licht der Weilt erblickt hat. Abermals eine ziemlich lässige und im positiven Sinne bescheuerte Platte, die Freunde von Industrial Rock/Metal mit Hang zu krankem Humor zahlreiche glückselige Minuten bescheren dürfte.
Im Vorfeld hatte Al Jourgensen angekündigt, dass dies der letzte Nagel im Sarg der REVOLTING COCKS sein könnte. Aber anscheinend lief die Arbeit mit seinen drei Mitstreitern so gut, dass wir in Zukunft mit weiteren Taten der Band rechnen können. Wobei er das Ruder auch dem Nachwuchs überlässt. Sein kurzer Kommentar dazu: „Diese drei Schwachköpfe sind die Zukunft von RevCo. Kommt damit klar. P.S.: Diese Platte ist klasse!“ Im folgenden Text kommentieren Sin, Josh und Clayton die einzelnen Songs von Sex-O Olympic-O und enthüllen das eine oder andere schmutzige Detail dahinter.
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1. Hookerbot 3000
JOSH BRADFORD: Auf einer unserer Reisen begegneten wir in der Wüste einem verrückten Kerl der eine Zeitmaschine besaß. Es geht einfach darum wie wir in die Zukunft reisten. Und dort gab es überall Roboternutten. Es war die beste Zeit die wir je hatten.
SIN QUIRIN: Der erste Song den Josh und ich zusammen schrieben war „Hookerbot 3000“. Es war ein bisschen nervenaufreibend für mich, da wir den Titel fertig stellten und Al zu uns ins Studio kam um ihn sich anzuhören. Er saß im Sofa während wir uns den Song anhörten und ich biss auf meinen Nägeln herum und schwitzte. Wir wussten nicht was Al davon halten würde. Als er zu Ende war kam er zu mir herüber, nahm mich in den Arm und küsste mich! Er sagte: „Das war großartig - genau so wollte ich, dass es klingt! Schreibt mehr solche Songs.“
2. Keys to the city
JOSH BRADFORD: Hier geht es um diverse Trips nach Las Vegas. Man kennt die Regel: „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.“ Alles was ich dazu sage ist, dass es davon inspiriert wurde als Sin, Clayton und ich vor Steven Adlers (von Guns N’ Roses) Haus feststeckten. Er war in einer geschlossenen Gemeinschaft. Und kein Taxi konnte uns abholen. Wir waren total im Arsch und diese nette Prostituierte, welche gerade mit der Arbeit fertig war, nahm uns mit und spendierte uns eine tolle Zeit.
SIN QUIRIN: „Keys to the city“ wurde, falls ich mich nicht irre, von Al und Raven (Paul Raven, 2007 verstorbener Bassist - Anm.d.Verf.) geschrieben. Ich spielte dabei Giterre und habe viele Erinnerungen an Raven. Zuerst sollte es ein Ministry-Song werden, aber er passte nicht auf The last sucker. Also arbeiten wir noch ein wenig daran und sagten: „Das wäre eine großartige RevCo-Hymne.“
3. Red Parrot
JOSH BRADFORD: „Red Parrot“ schrieb sich quasi selbst. Als die Cocks und Ministry auf ihrer „MasturbaTour“ zusammen kamen wohnten wir dort - im Red Parrot. Es war ein Stripclub am Highway nach El Paso. Einer der coolsten Stripclubs in Amerika.
SIN QUIRIN: Als ich eines Morgens aufwachte, hatte ich dieses Gitarrenriff im Kopf. Normalerweise beginnen wir gegen Mittag zu arbeiten. Es war gegen neun. Ich weckte unseren Techniker auf sagte etwas wie „Du musst aufstehen und die Anlage einschalten. Ich muss schnell diese Songidee aufnehmen bevor ich sie wieder vergesse“. Als ich anfing wusste ich, dass ich einen Stripabsteigensong schreiben würde. Also nahmen wir ihn auf. Ich rief Josh an und erzählte ihm von meiner Idee. Er sagte nur: „Wir sollten ihn über den Red Parrot machen.“
4. Robo Banditos (ehemals: Loser leave town)
JOSH BRADFORD: Es geht um Juarez, J-Town (berüchtigte mexikanische Grenzstadt bei El Paso - Anm.d.Verf.). Bullenbestechung, billige Nutten, billige Drinks, Hahnen- und Wrestlingkämpfe - dieser Ort ist komplett außer Kontrolle. Dieser Song handelt von einer Begebenheit, als wir ein Kräftemessen zwischen uns und den so genannten Robo Bandtitos hatten. Die einzige Möglichkeit das Problem zu lösen war ein Sexwettbewerb, um zu sehen wer besser darin ist die Damen vor Ort zu befriedigen. Natürlich haben RevCo dabei gewonnen.
SIN QUIRIN: „Loser leave town“ nennt sich nun „Robo Banditos“. Das ist der letzte Song den ich für das Album gemacht habe. Wir hatten das Album schon eingetütet, als Al sagte „wir brauchen noch einen Song“. Also ging ich zurück ins Studio und begann damit die Musik zu schreiben.
5. Cou'sins'
JOSH BRADFORD: Hier geht es um das wovon wir alle träumen. Sex mit unserer heißen Cousine zu haben, während sie uns über den Sommer besuchen kommt. Und natürlich die Anspielung auf Campen gehen und Rollenspiele. Ich habe eine Rangeruniform, da ich Kanadier bin. Das kommt einem recht gelegen in der Intimabteilung.
SIN QUIRIN: Der zweite Song den ich für die Platte machte. Es war eine ziemliche 80er New Wave-Idee. Sobald Josh ihn hörte, dachte er daran Sex mit seiner heißen Cousine zu haben.
6. Touch screen
JOSH BRADFORD: Dieser Song dreht sich im Grunde darum, daran Spaß zu haben anderen Leuten beim Masturbieren zuzusehen. Einfach ein Voyeur zu sein.
CLAYTON WORBECK: Das war eine der Ideen die ich von Anfang an in den Topf warf. Ich bin sehr zufrieden damit, wie sich diese entwickelt hat. Al fügte noch ein paar Bläsersätze hinzu, was meiner Meinung nach ziemlich gut klingt.
7. I'm not gay
SIN QUIRIN: Das ist bis jetzt mein Lieblingssong auf dem Album! Damit hab ich mich am meisten abgekämpft. Er bescherte mir die härteste Zeit im Studio. Ich hatte die Idee eine ganze Weile. Während ich im Studio war um sie auszuarbeiten, schrieb ich überwiegend auf Keyboards. Ich fügte die Gitarren am Ende des Songs für den großen Refrain hinzu. Der Song war ziemlich hart für mich, da ich mich ein bisschen verloren fühlte, als ich ihn einspielte. Ich konnte meine Finger einfach nie dorthin tun, dass es so wurde wie ich es wollte. Aber ich wusste, dass dort ein Song drin war. Gott sei Dank warf ich das Ganze nicht einfach weg. Wir rangierten ihn viermal aus und er wäre fast nicht auf der Platte gelandet. Dass er vom ausrangierten zu einem der beliebtesten Songs der Platte wurde, ist definitiv ein gutes Gefühl. Ich denke wir haben hier einen guten Job abgeliefert. Er wird sicherlich beliebt in der Clubszene werden.
JOSH BRADFORD: Dies ist eine Geschichte. Sie könnte von mir handeln, sie könnte von jemandem handeln den ich kenne. Über einen jungen Mann mit einem alternativen Lebensstil, der durch Texas reiste um ein zu Hause zu finden. Und wo er auch hinkam, bekam er Ärger. Bis er nach Lubbock kam. Dort fühlte er sich zu Hause. „I’m not gay“ ist eine Anspielung auf all die so genannten Heterojungs, die sagen sie seien nicht schwul, doch wenn sie betrunken sind mit anderen Jungs rummachen. Dieses Lied ist also eine Anspielung auf all diese Jungs, die einen kleinen Schups brauchen. Ein kleiner Song der ihnen zeigt was sie wirklich sind. Er ist als Hymne gedacht, um den Leuten zu helfen wieder aus dem Schrank zu kommen.
CLAYTON WORBECK: Das spricht wirklich für sich selbst. Ich war in der finalen Mixingsession mit Al. Sin hatte die Mixe lange nicht gehört, also schickte ich ihm die Nachricht „ah, ah, ah, I’m not gay“ auf den Bildschirm. Und er hatte keine Idee was das war! Er schrieb zurück: „Ja, natürlich bist Du das nicht Kumpel“. Selbstverständlich hörte er den endgültigen Mix einen Monat später und rief mich an. Er sagte etwas wie: „Jetzt weiß ich wovon Du gesprochen hast!“
8. Abundant redundancy
SIN QUIRIN: Auf diesen Song bin ich wirklich stolz. Ich wollte zu einem älteren industrialartigen Sound zurückkehren. Clayton kam mit den Drumtracks und Beats hierzu an. Ich bin ein großer Fan von Ministrys The land of rape and honey. Und ich wollte ein paar Riffs einbringen, die auch von diesem Album stammen könnten. Josh erledigte einen großartigen Gesangsjob. Die Art seiner Phrasierung hier, sie ist wirklich wie frühe Ministry für mich.
CLAYTON WORBECK: Das ist eine weitere meiner Ideen. Ich hatte diese eigenartige Drumloopprogrammierung. Es hatte diesen eigenartigen Takt. Und es passte nicht wirklich. Also bat ich Sin darum ein paar Gitarrenriffs zum Clicktrack aufzunehmen, nahm dies, zerhackte es und setzte es neu zusammen.
Diskografie | Big Sexy Land (1985)
You Goddamned Son Of A Bitch Live (Livealbum, 1988)
Beers, Steers and Queers (1990)
Linger Ficken' Good (1993)
Cocked and Loaded (2006)
Cocktail Mixxx (Remixalbum, 2007)
Sex-O Olympic-O (2008) |
| 9. Lewd Ferrigno
JOSH BRADFORD: Ich weiß nicht über welchen Prominenten das geschrieben wurde - darf es nicht offiziell sagen. Aber sagen wir, da war dieser berühmte Mann den wir alle liebten als wir aufwuchsen. Und als ich älter wurde, machten Sin und ich unseren wöchentlichen Trip zum Pornoladen. Und wir entdeckten einen billigen Erwachsenenfilm mit einem bestimmten Star zu dem wir alle aufsahen. Das veränderte unsere Auffassung der Realität. Es war so gut!
CLAYTON WORBECK: Das war das erste an was ich mit Sin arbeitete, als ich runter nach El Paso kam. Sie hatten bereits das Intro stehen und ich hörte mir ein paar alte RevCo The beers, steers and queers-Remixe an. Es war wie „ok, das Ende muss diesen Tempowechsel haben und es muss heavy sein“. Sin kam mit dem Titel an und Josh schrieb den Song zum Titel.
10. Wizard of Sextown
JOSH BRADFORD: Ich war ein Historiker und ich fand eine antike Schriftrolle, die mich auf eine Suche führte. Ich fand den wahren Ursprung der menschlichen Rasse - J.R.R. Tolkien war nah dran. Da war dieser Zauberer. Und er ging in dieses Hobbitdorf. Er nahm diese wirklich süßen Hobbits, brachte sie in dieses barbarische Sexdorf und brachte die Hobbits dazu Liebe mit diesen acht Fuß großen Frauen zu machen. Sie liebten sich und gebaren den normalgroßen Menschen. Der Song wurde zusammen mit dem verstorbenen Paul Raven von Killing Joke und Ministry geschrieben.
CLAYTON WORBECK: Das war ein Paul Raven-Stück, welches ein Ministry-Stück werden sollte und auf dem RevCo-Album landete. Ich liebe es. Und ich finde, dass der Mix ziemlich cool ist. Es hat ein bisschen dieses Oldschool-Ministry- und RevCo-Feeling. Meiner Meinung nach ist das wichtig für diese Platte.
11. Hookerbot 3000 (Remix)
CLAYTON WORBECK: Ich bin ziemlich glücklich damit. Ich hatte nicht viel Zeit dafür. Ich schaute bei ein paar der Mixingsessions vorbei und sie sagten: „Lass uns einen Remix machen!“ Also machte ich das auf die Schnelle auf meinem Laptop. Auch aus diesem Grund bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Es bringt ein paar Elemente in den Song, welche es nicht in den Endmix geschafft haben. Deshalb bin ich froh, dass es möglich war sie hier rein zu werfen.
Mario Karl
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