PRIDE TIGER und LETHARGY - Die Newcomer aus dem Powerage Records-Stall
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Das aus einem Joint Venture zwischen dem in Großbritannien ziemlich populären Classic Rock Magazine und dem größten englischen Musikvertrieb Plastic Head Distribution entstandene Label POWERAGE RECORDS hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge und talentierte Bands zu unterstützen, die ihre Wurzeln in der traditionellen Rockmusik haben. Denn wenn diese Musik auf den ersten Blick auch keine Verkaufsrekorde mehr bricht, haben unlängst The Answer oder Wolfmother bewiesen, dass der klassische Rock noch lange nicht tot ist. Derek Oliver, A&R des Labels hierzu: „Eine der größten Tragödien der zeitgenössischen Musikszene ist die fehlende Unterstützung aufstrebender, junger Künstler, welche nicht von aktuellen Trends und Modeerscheinungen beeinflusst sind, sondern von echter Leidenschaft angetrieben werden.“
In kurzer Zeit erschienen bei POWERAGE RECORDS einige Alben von viel versprechenden Newcomern. Unter anderem verzückten die Kanadier PRIDE TIGER mit ihrem Album The lucky ones und die aus Wales stammenden LETHARGY mit ihrem Debütwerk Purification die Rockfans. Auch wenn die beiden Bands auf den ersten Blick ähnlich scheinen (Outfit, beides klassische Viererbesetzungen mit zwei Gitarren), so verschieden klingen sie doch. Während die 2005 gegründeten PRIDE TIGER soundtechnisch mit beiden Beinen noch fest in den 70ern stehen, dabei angenehme Erinnerungen an Thin Lizzy wecken und ziemlich ausgelassen und nach Party klingen, ist der Grundton bei LETHARGY ernster. So hat die Grungewelle der frühen 90er musikalisch durchaus ihre Spuren hinterlassen und auch textlich geht es wesentlich politischer zu Werke. „Harmonischen Heavy Riff Rock“ nennt das die Band. Selbst wenn die Wurzeln beider Gruppen in vergangenen Tagen liegen, hat es doch jede für sich geschafft einen ziemlich zeitlosen Sound zu schaffen, der Jung genauso wie Alt begeistern dürfte.
MAS hat Vertreter beider Bands vor das Mikrofon gezerrt und ihnen das eine oder andere Loch in ihre Bäuche gefragt. Für PRIDE TIGER gab Schlagzeuger und Sänger Matt Wood Auskunft, während für die 2000 entstandenen LETHARGY Sänger und Gitarrist Andy Hunt mit uns sprach.
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PRIDE TIGER
Wie kamt ihr auf euren Namen Pride Tiger?
Anfangs war das nur ein Witz. Aber irgendwie sind wir daran hängen geblieben.
Drei von euch haben vorher in der Metalband 3 Inches of Blood gespielt, die dem traditionellen Metal der 80er ein neues Gesicht zu geben versucht, wie ihr der klassischen Rockmusik. Warum habt ihr diese Band verlassen um Pride Tiger zu gründen?
Wir sind von Herzen echte Rocker. Wir mussten uns einfach weiterentwickeln.
Eure Musik klingt wie klassischer Rock aus den Siebzigern. Ist das die Musik mit der ihr aufgewachsen seid? Es ist hier nicht unbedingt üblich, dass junge Leute noch auf diesen Sound stehen.
Das ist es bei uns auch nicht. All die Musik die wir hörten als wir noch klein waren, hatte einen großen Einfluss auf uns.
Das führt mich auch gleich zu der Frage wo eure Einflüsse liegen. Thin Lizzy klingen z.B. sehr offensichtlich durch.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Es gibt einfach zu viele von ihnen. Wir möchten klassisch, aber trotzdem aktuell klingen. Von dieser Art Rock ´n Roll gibt es momentan nicht genug. Der Thin Lizzy-Vergleich wird uns immer wieder aufgezwungen. Wir erkennen die Gemeinsamkeiten mittlerweile, aber haben es nie darauf angelegt wie sie zu klingen.
Eure Musik klingt ziemlich gefühlvoll, obwohl sie ziemlich rockig ist. Ihr habt zwar den einen oder anderen ruhigen Teil in euren Songs, aber keine echte Ballade. Seid ihr nicht wirklich Freunde davon?
Das kann man so nicht sagen. Eine gute Ballade ist schwer zu schreiben. Wir versuchen allerdings ständig unsere Bandbreite auszuweiten.
Wie wichtig sind für euch die Texte zu den Songs? Wollt ihr etwas Bestimmtes damit ausdrücken?
Sie sind wichtig für uns, da sie auf unserem Leben basieren. Wir finden, dass das ehrliche Zeug gut mit unserer Musik funktioniert.
Wer von euch schreibt die Texte?
Wir alle gemeinsam.
Du spielst nicht nur Schlagzeug, sondern singst auch. So etwas hat schon Seltenheitswert und ist sicher nicht ganz einfach. Wie kam es dazu?
Das hat sich einfach so ergeben, da wir keinen Sänger finden konnten. Ich habe es sofort von dem Moment an geliebt, als ich es probiert hatte. Die Jungs haben mich dabei unterstützt und es funktionierte einfach gut.
Was bedeutet Rockmusik für dich - Lifestyle oder nur reine Unterhaltung?
Rock ´n Roll ist eine Lebensart. Wir sind diejenigen die davon unterhalten werden möchten.
Ihr habt euer Debüt The lucky ones zusammen mit Matt Hyde aufgenommen, der vorher bereits mit Porno for Pyros, Slayer und Monster Magnet gearbeitet hat. Wie kam es dazu mit einem derart bekannten Produzenten zu arbeiten?
Wir hatten Glück. Wir haben ihn einfach angerufen und gefragt. Er war begeistert, wir waren begeistert. Und der Rest lief überraschend von selbst.
Welche Rolle hatte er im Produktionsprozess? War er nur der Toningenieur oder hatte er auch Einfluss auf eure Arbeit und die Songs?
Als wir unseren Plattenvertrag unterschrieben haben, hat man uns sofort ins Studio gedrängt und wir hatten nicht genug fertige Songs für ein ganzes Album. Matt half uns bei ein paar unfertigen Ideen. Er verstand wirklich um was es uns ging.
Warum habt ihr The lucky ones als Albumtitel gewählt? Wer sind diese Glücklichen?
Wir hatten noch gar keinen Titel dafür, bis wir das Coverfoto gefunden hatten. In dem gleichnamigen Song geht es ums Feiern und das Foto ist ein Schnappschuss unserer Freunde die viel Spaß haben. Also dachten wir, dass das funktioniert. Die Glücklichen sind diejenigen von uns, die keine Angst davor haben sich gut zu unterhalten.
Die CD erschien bereits 2007 in Kanada. Warum dauerte es solange, bis es auch außerhalb veröffentlicht wurde?
Anfangs war keine weltweite Veröffentlichung geplant. Die Dinge kommen allerdings langsam ins Rollen. Langsam aber sicher.
Seitdem ihr dieses Album aufgenommen habt, sind schon über eineinhalb Jahre vergangen. Arbeitet ihr bereits an einem neuen?
Ja das tun wir! Und wir hoffen, dass ihr dort drüben nicht noch einmal so lange darauf warten müsst.
Ihr wurdet für einen Juno Award (kanadische Version des Grammys) nominiert. Wie fühlte sich das an?
Das war surreal. Wir feierten das Ganze, indem wir wie Penner, die wir auch sind, in die Preisverleihung stolperten und damit weiter machten betrunkener als alle anderen zu werden. Das war ein Spaß!
Bis jetzt habt ihr nur Konzerte in eurer Heimat Kanada und in den Staaten gespielt. Kann man euch in absehbarer Zeit auch in Europa bewundern, vielleicht als Support für eine größere Band?
Wir tun was immer nötig ist um nach Europa zu kommen. Dort als Supportact aufzutreten wäre die Chance unseres Lebens. Wir sind dabei. Momentan hängt es davon ab, die richtigen Veranstalter zu finden. Aber wir werden es sicher bald schaffen.
Mit welcher Band würdet ihr denn gerne spielen, wenn ihr es euch aussuchen könntet?
Die Brooks Gordon Band.
Hast Du noch irgendwelche letzten Worte für unsere deutschen Leser übrig?
Je früher wir zu euch kommen, umso besser! Bis dahin danke ich für eure Unterstützung. Ich werde jetzt in den Supermarkt laufen und mir eine eiskalte Flasche Becks besorgen. Prost!
LETHARGY
Wie kamt ihr auf euren Namen Lethargy (dt. Lethargie) und was bedeutet er für euch?
Der Name ist frei für Interpretationen. Für uns die Lethargie der dunkle Strom der Gesellschaft. Eine Art Massenbesinnungslosigkeit in der die Gesellschaft mit einem Gefühl der Apathie agiert.
Eure Musik klingt in meinen Ohren wie eine Kombination aus klassischen Rocktugenden, kombiniert mit kantigem 90er-Jahre-Grunge der Marke Soundgarden, sowie einer Brise modernen Metal bzw. Alternative. Ein toller Mix von Altem und Neuen. Wie würdest Du den Sound von Lethargy beschreiben?
Du hast es bereits ziemlich schön umschrieben. Es ist immer wieder interessant zu sehen was andere Leute über unseren Sound denken. Es gibt hier traditionelle Rockelemente genauso wie Grunge, aber es ist definitiv etwas Frisches für dieses Jahrhundert. Ich würde jedem mit ein wenig Interesse daran nur empfehlen, es selbst herauszufinden und sich selbst ein Bild davon zu machen.
Welchen musikalischen Background habt ihr und wo liegen eure Einflüsse?
Das ist verschieden. Ich höre alles von Rock zu Metal, über Blues und Soul, sowie alles dazwischen. Ich versuche ständig soviel Musik wie möglich in mich aufzusaugen. Aber wenn es um Bands geht, deren Sound uns beeinflusst haben, würde ich unter anderem Alice in Chains, Soundgarden, Silverchair, Crosby Stills Nash & Young, King’s X und Opeth nennen.
Eure Labelinfo nennt die Manic Street Preachers, die ebenso wie ihr aus Wales stammen, als Einfluss. Diese Band ist recht politisch. Ist das etwas, was auch in euren Texten gefunden werden kann?
Die Manics haben uns textlich beeinflusst. Als wir aufwuchsen waren sie eine hymnische Band mit Texten voller Intelligenz und Weisheit. Sie haben uns gezeigt, dass Rockmusik und wichtige Dinge des Weltgeschehens Hand in Hand gehen können.
Über welche Themen singt ihr im Allgemeinen?
Die Themen über die wir singen, sind Dinge die wir interessant finden oder als wichtig erachten. Viele der Texte spiegeln die Art wie wir die Gesellschaft sehen. Von Medienpropaganda, ökologischer Ausbeutung, Philosophie und Politik im weiteren Sinne.
Wie wichtig sind für Dich die Texte zu den Songs?
Sie sind eine grundlegende Komponente als Teil dessen wie sich die Band präsentiert. Wir sind eine Band mit Gewissen.
Warum habt ihr Purification (dt. Reinigung) als Plattentitel bestimmt?
Purification ist der Name eines Songs auf dem Album. Über den Titel kann diskutiert werden und die Leute können ihn interpretieren wie immer sie wollen. Für uns geht es in die Richtung einer Selbstreinigung, sich selbst verbessern und sich für größere und bessere Dinge antreiben.
Was bedeutet Rockmusik für dich - Lifestyle oder nur reine Unterhaltung?
Das Sex, Drugs & Rock ´n Roll-Klischee langweilt mich. Ich finde es sehr idiotisch und es ist so klischeehaft, dass sich einige Bands immer noch daran klammern. Für mich persönlich dreht sich bei Rockmusik alles um Leidenschaft, Intelligenz und darum die Seele auf eine Art zu erregen wie es sonst nicht möglich ist.
Wer schreibt die Songs bei euch, jeder für sich selbst oder gemeinsam?
Die Band ist demokratisch und jeder kann etwas dazu beitragen und mitbestimmen. Wir sind nur die Einzelteile, welche die Maschine zusammenhalten.
Purification wurde zusammen mit David Prater aufgenommen, der u.a. bereits mit Dream Theater an ihrem Meilenstein Images & words gearbeitet hat. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
David mochte das was wir tun und nach ein paar Ferngesprächen von Texas nach Wales flog er hier her und das Ergebnis davon ist Purification.
Welche Rolle hatte er im Produktionsprozess? War er nur der Toningenieur oder hatte er auch Einfluss auf eure Arbeit und die Songs?
David saß als Techniker hinter dem Mischpult und half und die Strukturen einzelner Songs auszuarbeiten. Er gab uns auch den kolossalen Schlagzeug- und den heavy Gitarrensound, welchen wir wollten.
Gibt es die Möglichkeit euch auf dem europäischen Festland einmal live zu sehen? Vielleicht als Support für eine andere Band?
Momentan noch nicht. Aber wir würden es lieben hierher zu kommen. Wenn ihr uns bucht, werden wir da sein!
Wenn ihr die Möglichkeit hättet für eine bekannte Band zu eröffnen, wen würdest Du wählen?
Alice in Chains.
Hast Du noch irgendwelche letzte Worte an unsere Leser?
Ja natürlich! Deutschland hat einen sehr guten Ruf dafür, dass es Rockmusik sehr schätzt und hoffentlich ist das deutsche Publikum etwas, das wir selbst dieses Jahr ebenfalls schätzen lernen dürfen!
Mario Karl
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