Musik an sich


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Erhardt, Heinz

10 Pfennig Oper


Info
Musikrichtung: Oper Parodie

VÖ: 15.1.2009

Berlin Classics (Edel) / Edel / CD / ADD / 1947 / Best. Nr. 0184602BC

Gesamtspielzeit: 38:42



NUN LIEGT ER DA, DER GUTE

...und schwimmt in seinem Blute. - Das ist eine der markanten Textzeilen aus Heinz Erhardts frühem Werk, der "10 Pfennig Oper". Sie trägt ihren Namen nicht ohne Grund, ist sie doch nur ein Drittel so lang, wie die Dreigroschenoper. Und obschon oder gerade weil Erhardt ein inniges Verhältnis zur Musik hatte, sparte er diese aus seinem Humor nicht aus. Er selbst sagte über das 1948 uraufgeführte Stück: "Es handelt sich hier um eine Opern-Parodie, respektive um eine Kabarett-Oper. Zu dem albernen Text habe ich eine ernste Musik geschrieben." Das trifft die Sache allerdings nur insoweit, als Parodie immer eine höchst ernste Angelegenheit ist, denn auch musikalisch wird hier nicht an Schalk und Hintersinn gespart. In gut einer halben Stunde Musik kann man Elemente und Stilmittel von Wagner über von Flotow bis zu Puccini finden. Allerdings liegt der Schwerpunkt auf der Imitation der Musiksprache der romantischen deutschen Oper.

Anders kann es auch gar nicht sein, wenn es darum geht, die Geschichte um Clothilde (genannt "Clochen") zu untermalen, die mit dem trinkfreudigen Ritter Kunibert verheiratet ist, allerdings dessen zwar abstinenten, aber dennoch nicht besonders hellen Kollegen Geierblick anschmachtet. Es kommt, wie es auf der Opernbühne kommen muss: Kunibert, von einem Raubritterüberfall auf Spediteur Meier zurückkehrend, findet Clochen in den Armen des Nebenbuhlers. Clochen stürzt sich vom Burgturm, Kunibert wird von Geierblick im Duell getötet und Kuniberts nun arbeitsloser Page meuchelt kurzerhand den Ritter Geierblick, bevor sich schließlich der Page selbst auch noch das Leben nimmt. Eben ein der Bühne würdiges Blutbad. Kundig kommentiert wird das Geschehen von einem kleinen Männerchor.
Die Texte spiegeln Heinz Erhradt, wie man ihn von seinen Bühnenprogrammen kennt: Mal hintersinnig, mal abgrundtief albern, lebensfroh und voller Wortwitz nimmt er die schwülstige Sprache der üblichen Opernlibretti auf´s Korn: "Zu schwören bin ich gern bereit! / Nie brach ich Treu und Sitte! / Verzweifelt geh ich ab / durch die Mitte!". Und sinnfreie Verse wie "Es war einmal ein Muselmann / der trank sich einen Dusel an, / er rief dann stets das Muselweib, / wo es denn mit dem Fusel bleib, / denn Durst ist nicht gesund" dürften dem Publikum des Nachkriegsdeutschlands zur Erheiterung in wenig heiterer Zeit gerade recht gekommen sein.

Doch auch heute, in dem Jahr, in dem Heinz Erhardt hundert Jahre alt geworden wäre, entfaltet das sympathische Werk noch seinen Witz.
Warum man allerdings zwischen die Musiknummern, die Erhardt selbst mit kurzen Erläuterungen kommentierte, noch sprichwörtlich gewordene Sätze aus seinen anderen Programmen hineingeschnitten hat, wird ein Geheimnis dieser Produktion bleiben. Es scheint, als hätten die Macher sich auf den Esprit der "10 Pfennig Oper" allein nicht verlassen wollen und daher noch ein paar bewährte Schenkelklopfer eingefügt - eher zum Schaden als zum Gewinn.

Ungeachtet dessen ist diese überraschende Wiederentdeckung aus dem Archiv nicht nur für Erhardt-Fans ein Muss, sondern auch ein ideales Geschenk für jeden Opernfreund - sofern er denn ein wenig Spaß versteht. Im üblichen MAS-Punktraster bewerten lässt sie sich freilich nicht.

Sven Kerkhoff



Besetzung

Heinz Erhardt: Erzähler

Gustav Neidlinger: Kunibert
Elisabeth de Fretas: Clothilde
Rupert Glawitsch: Geierblick

Männer-Doppelquartett des NWDR
Aschenbrenner NWDR Orchester

Hermann Spitz: Dirigent


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