Joe Bonamassa
The ballad of John Henry
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In einer Ehe ist immer die Rede vom verflixten siebten Jahr, das über ein Weiterbestehen der Verbindung entscheiden soll. Die 31 Jahre junge Blueshoffnung Joe Bonamassa legt nun mit The ballad of John Henry sein verflixtes siebtes Studioalbum vor. Und falls dieses für die weitere Karriere des durch und durch talentierten Musikers steht, sollte er bald in einem Atemzug mit den ganz großen wie Stevie Ray Vaughan oder Rory Gallagher genannt werden. Mancherorts wird er gar als legitimer Nachfolger des Iren gehandelt. Hoffen wir nur, dass Herr Bonamassa nicht auch so gerne an Großvaters Hustensaftflasche nippt, wie die 1995 endgültig verblasste Legende. Denn dann blieben uns weitere hochklassige Alben wie dieses verwehrt.
The ballad of John Henry ist eine Hommage an den Arbeiterklassenhelden aus dem 18. Jahrhundert und atmet stets den Geist ehrlicher Arbeit, Bodenständigkeit und purer Leidenschaft. Zudem fällt bereits beim ersten Hören eine Art Zweiteilung auf, die der Protagonist selbst bestätigt. Während die erste Hälfte in einer emotionalen sehr positiven Zeit entstand, lag Bonamossa bei der zweiten Hälfte sprichwörtlich am Boden. Dementsprechend gibt es zuerst flottere und leichtere Nummern zu hören, während später in dunklere Gefühlswelten eingetaucht wird. Dramatische und spannungsgeladene Bluesrocker wie der Titelsong oder „Story of a quarryman“ stehen traurigen und langsamen Nummern wie dem halbakustischen „Feelin’ good“ und „Happier times“ entgegen. Dieses Lied dürfte zudem Joe Bonamassas ehrlichste und persönlichste Nummer bisher sein und macht es zu einem der absoluten Highlights auf dieser nicht gerade an hochklassigen Titeln armen CD, die zudem noch recht vielfältig klingt.
So gibt es mit „Last kiss“ eine saftige Boogienummer zu hören, „As the crows flies“ trägt einen starken Südstaatenduft mit sich herum, der „Lonesome road blues“ kommt eher locker und beschwingt daher, „From the valley“ ist ein schönes Akustikgitarreninstrumental, auf „Funkier than a mosquito’s tweeter“ gibt es erstmals fetzige Bläser zu einem Honky Tonk-Piano zu hören und „The great flood“ sowie „Stop!“ sind klassische und trockene Bluesnummern. Letztgenannter Song (im Original von Sam Brown) ist nur einer von zahlreichen Neuinterpretationen auf dem Album und zeigt einmal wieder, dass Bonamossa ein gutes Händchen für derartige Adaptionen hat. Hierzu gehört auch das ziemlich dreckig gespielte Tom Waits-Cover „Jockey full of bourbon“, das mit seinem jazzigen Piano eine stickige Baratmosphäre verbreitet und nebenbei zeigt, dass der schräge Gossenpoet mit der kratzigen Stimme immer wieder ein Lieferant für hervorragendes Songmaterial ist.
The ballad of John Henry ist ein absolut empfehlenswertes, beseeltes und rundes Album geworden, auf dem Joe Bonamossa seine vielfältigen Einflüsse von Delta- und elektrischen Blues, über Rock und Country, bis Jazz und Progrock verarbeitet und zu einem stimmigen, sowie aktuell und nicht eingestaubt klingenden Ganzen verarbeitet. Trotz aller spielerischen Klasse zeigt sich der Musiker nie als Selbstdarsteller, sondern hat stets die passenden Soli parat. Die CD kann jedem Blues- und Bluesrockfan bedenkenlos ans Herz gelegt werden. Egal ob man Bonamassas ehemaligen Mentor B.B. King, Jeff Beck, Eric Clapton und John Mayall oder die beiden oben genannten Gitarristen bevorzugt.
Mario Karl
Trackliste |
1 | The ballad of John Henry | 6:26 |
2 |
Stop! | 6:48 |
3 |
Last kiss | 7:15 |
4 |
Jockey full of Bourbon | 5:22 |
5 |
Story of a quarryman | 4:59 |
6 |
Lonesome road blues | 3:08 |
7 |
Happier times | 6:40 |
8 |
Feelin’ good | 4:44 |
9 |
Funkier than a mosquito’s tweeter | 5:00 |
10 |
The great flood | 7:39 |
11 |
From the valley | 2:24 |
12 |
As the crow flies | 3:58 |
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Besetzung |
Joe Bonamassa (Guitar & Vocals)
Anton Fig, Bogie Bowles (Drums)
Carmine Rojas (Bass)
Rick Melick (Keyboards & Backing Vocals)
Blondie Chaplin (Rhythm Guitar)
Lee Thornburg (Brass & Arrangements)
David Woodford (Saxes)
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