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Hoelderlin

Live; Traumstadt


Info
Musikrichtung: Krautrock

VÖ: 25.02.2005 (1978)

(EMI)

Gesamtspielzeit: 109:44

Internet:

http://www.hoelderlin.com



In der Traumstadt endet eine Ära – The Story of HOELDERLIN, Kapitel 5

Mit den beiden Alben Clouds and Clowns (1976) und Rare Birds (1977) hatten sich Hoelderlin an die Spitze der deutschen Krautrock-Bands gespielt. Beflügelt vom kommerziellen und künstlerischen Erfolg wurde die 77er Tour zum Triumphzug. Zwei Mal stand man im Oktober im Wuppertaler Opernhaus vor heimischem Publikum. Die beiden Abende wurden aufgezeichnet und unter dem Titel Traumstadt als Live-Doppel-Album veröffentlicht. Mit ihm und den Tokyo Tapes, dem fast zeitgleich veröffentlichten Live-Doppeldecker der Scorpions, sind hier die beiden starken Seiten der deutschen Rockmusik, die harte und die progressiv romantische, in brillanter Weise für die Ewigkeit dokumentiert.

Die Tournee muss für die Band recht zwiespältig gewesen sein. Zum einen schwamm man auf einer Welle des Erfolgs und war in der Lage, die fantastisch phantasievollen Kompositionen der Studioalben noch intensiver, farbenfroher und lebendiger auf der Bühne zu präsentieren. Der Geiger Christoph Noppeney tobte dazu in Kostümen, die fast an einen Peter Gabriel in seinen buntesten Phasen erinnerten, über die Bühne.
Auf der anderen Seite musste allen klar sein, dass es nicht so weiter gehen würde. Der spanische Gitarrist Pablo Weeber, der zu Rare Birds an Bord gekommen war, hatte der Band ein bemerkenswerten Motivationsschub gegeben und sie nach Aussage verschiedener Bandmitglieder eine Etage höher in Richtung Professionalität gehoben. Aber er hatte von Beginn an nicht wirklich ins Bandgefüge gepasst. Während der Herbsttour war bereits klar, dass er Hoelderlin wieder verlassen würde.

Den Aufnahmen von Traumstadt merkt man das nicht an. Im Gegenteil! Hier stimmt alles - egal ob die Band kraftvoll oder verspielt, atmosphärisch oder rockig, ruhig oder gar sphärisch agiert.
Nach einem kurzen Intro steigt das Quintett sofort mit den beiden meiner Meinung nach besten Stücken der Band ein. „Schwebebahn“ erklingt in einer fantastischen, kraftvollen Interpretation, die den Hörer hypnotisch einhüllt und in eine grandiose Phantasiewelt mitnimmt, die allein schon den Titel des Live-Albums rechtfertigt. „Häktik Intergaläktik“, der zweite kongeniale Repräsentant des typischen Hoelderlin-Stils, kommt etwas weicher daher und erinnert in seinen erzählenden Teilen wieder ein wenig an alte Genesis, bietet aber mit dem tollen Nebeneinander von Violine und Bass ein besonders typisches Beispiel für den ganz eigenen Stil der Band.
Der „Circus“ ist nicht so verspielt wie im Studio und erschient hier deutlich druckvoller. Vielleicht ist das der Einfluss von Weeber. „Phasing“ und „Streaming“ sind je für sich Beispiele der sphärischen Seite der Band, die besonders die Clouds-Seite des dritten Albums geprägt hatte. Hintereinader gesetzt wird der sich steigernde Bogen dieser fast magischen Nummern auf die Länge einer ganzen LP-Seite gesteigert. Fesselnd!
Ein weiteres Highlight ist das atmosphärische „Sun Rays“, das Highlight vom damals aktuellen Album Rare Birds“. Schlussstein der ursprünglichen LP war das unspektakuläre, zum damaligen Zeitpunkt unveröffentlichte Instrumental „Soft Landing“.

Sämtliche Aufnahmen stammen vom zweiten Konzerttag in Wuppertal. Denn dort war die Atmosphäre „sogar noch ein wenig entspannter und harmonischer als beim ersten,“ wie sich Christian Grumbkow im Booklet erinnert. Aufgenommen wurde nicht nur mit den Mikrofonen eines 24-Spur-Systems, sondern auch mit zwei zusätzlichen Kunstköpfen, einer Vorläufer-Technik des heutigen Surround-Klanges, mit der damals experimentiert wurde. (Die hannoverschen Jane waren eine der ersten Bands, die ein Album, Fire, Water, Earth & Air in dieser Technik aufgenommen haben.)

Der jetzt vorliegende Re-Release von Traumstadt gehört nicht in die Remaster-Edition der Studioalben. Er ist quasi als früher Auftakt bereits vor drei Jahren erschienen. Die Aufmachung ist nicht identisch, aber ähnlich. Auch hier gibt es Liner Notes und Bonustracks. Die stammen zum einen von einem Live-Auftritt (ohne Publikum) in Göteborg. Dort ist noch Christian Grumbkow an der Gitarre zu hören; zum anderen vom ersten Tag der Wuppertaler Konzerte.
Dass man “Before you lay down” 1978 aus Platzgründen von der Liste gekickt hat, ist halbwegs verständlich, stammt er doch aus der Feder von Weeber, der die Band verlassen hatte und hier auch am Gesang zu hören ist.
Aus musikalischer Perspektive hätte man ihn drauf lassen sollen. Weeber hat bei der Komposition die für die Band typische Stimmung gut aufgenommen, aber einen eindrucksvollen Tick druckvoller und direkter inszeniert. Es wäre sicher die bessere Alternative zu „Soft Landing“ gewesen.
Heute kann uns das egal sein. Die CD-Edition hat Platz für beide Stücke.

Fortsetzung folgt



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 Intro (1:25)
2 Schwebebahn (6:58)
3 Häktik Intergaläktik (8:32)
4 Circus (8:49)
5 Phasing (12:44)
6 Streaming (8:29)
7 Die Stadt (12:12)

CD 2
1 Mad House (7:23)
2 Sun Rays (8:44)
3 Soft Landing (9:01)
4 Before you lay down (Bonus Track) (6:55)
5 Traum (Bonus Track, Göteborg, Januar 77) (18:33)
Besetzung

Joachim Grumbkow (Keys, Voc )
Pablo Weeber (Git, Voc )
Christoph Noppeney (Viola, Voc)
Hans Bäär (B)
Michael Bruchmann (Dr)
Chrisitan Grumbkow (Git )



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