Musik an sich


Reviews
Guillemots

Through the window pane


Info
Musikrichtung: Psychopop

VÖ: 10.07.2006

(Polydor)

Gesamtspielzeit: 55:03

Internet:

http://www.guillemots.com


Anfang des Jahres habe ich die Scheibe "From the Cliffs“ besprochen und zwar begeistert. Diese mit vierzig Minuten Randvolle EP bot feinsten Psychpop, mit großen Melodien und Gefühlen, schräg, rhythmisch, überraschend und frisch. Da es hieß, es sei die Vorab EP zum folgenden Album Through the windowpane, hatte ich versucht, Kontakt zur Band zu bekommen und dieses Album zu erhaschen, was mir leider nicht gelang. Daraufhin verlor ich das ganze irgendwie aus den Augen - was für ein Fehler!

Nun habe ich mir das Album gekauft, und es steigert die große Musik der EP noch mal um ein weiteres. Es ist vielleicht nicht ganz so aufgekratzt, wie die EP, es überwiegen neben den Psychpopnummern mit Ohrwurmchören wie "Made up Lovesong 43" (welches in etwas anderer Version genauso wie "Trains to Brazil" bereits auf der EP war) die etwas ruhigeren, aber mitnichten weniger verspielten oder auf große Gefühle setzenden Songs.

Ich nehms vorweg, ich kann dieses Album nicht beschreiben. Es setzt sich aus Waveklängen, Synthiespuren, südamerikanischer Rhythmik, traurigen Pianoklängen, großen Streichersounds, flirrender Psychedelik, treibenden Bläsersätzen und vor allem immer packenden Melodien zusammen. Man wird von himmelhochjauchzend zurück in tiefe Traurigkeit gezogen und wieder in die andere Richtung geschossen.

Am besten beschreibt das Album wahrscheinlich der Abschließende, fast 12 Minuten lange Song "Sao Paulo". Leises Piano, dann Glocken führen in den Song, eine Melancholie par Excelance wird verbreitet. Klassisches Piano und leise Bläser leiten in eine leise treibende Pianospur. Dann setzt der ruhige Gesang ein, der von sanften Geräuschen umflirrt wird. Man merkt dem Piano die sich langsam aufbauende Dramatik an, doch zunächst geht es poppig und einfühlsam weiter. Der Chorus bleibt zunächst ruhig, wenn auch der Gesang anhebt, die Melancholie bleibt, doch das zickige Orchester weist einen aufreibenderen Weg, Break! Über den Gesang und Piano wird wieder Fahrt aufgenommen und es geht bald wieder in dieses schwere Pathos mit Streichern über, ein erneutes Break, ein weiterer Chorus.

Dann setzen die Streicher ein, großes Gefühl, nah am Schmalz, aber dafür ist es zu treibend und zu schön. Das Klavier bricht aus und alles schwellt an. Dramatischer ist keine Filmmusik- und sie mündet fast in Stille und geflüstertem Text. Nun sind schon fast sieben Minuten wie im Flug vergangen. das Piano setzt wesentlich härter wieder ein und schlägt den Beat für eine rhythmische Explosion des Gesanges, untermalt vom Schlagzeug und immer schneller werdend. So wird das ganze in einen südamerikanischen Rhythmus getrieben der regelrecht explodiert. Wer nach dem dramatischen Vorspiel nicht mitwippt, der hat vorher schon ausgeschaltet.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Made-up lovesong no 433:40
2Trains to Brazil4:02
3Redwings6:02
4Come away with me3:09
5Through the windowpane3:38
6If the world ends6:20
7We´re here5:14
8Blue would still be blue5:14
9Annie, let´s not wait4:43
10And if all...1:19
11Sao Paulo11:42
Besetzung

Fyfe Dangerfield: singer keyboard and guitar
MC Lord Magrão: guitar
Aristazabal Hawkes: double bass
Greig Stewart: percussion


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>