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Rootdown One Riddim Sampler: Crystal Woman


Info
Musikrichtung: Reggae

VÖ: 22.08.2005

(Rootdown / GSA)

Gesamtspielzeit: 65:44


Da wir uns im Artikelteil dieser Ausgabe mit dem „One Riddim Sampler“ beschäftigen, wollen wir auch einen solchen besprechen. Dabei erklären wir einige typische Reggae-Texte etwas genauer. Insider können ja drüber weg lesen.

Crystal Woman greift die ganze Themenbreite des Reggae auf. Nattyflo beginnt mit einem inhaltsschweren Song über die die Schuldenfalle, in der die dritte Welt sitzt, den IWF und die internationalen Zinsstrukturen. Prima.
Auch Nosliw protestiert gegen die Ungerechtigkeit der Welt und die Macht der Konzerne. Eigenwillige Stimme.
Nikitaman kommt mit einem humorvollen Weed-Tune. Weed-Tunes stellen eine der häufigen Themengruppen des Reggae dar. Sie beschäftigen sich – in der Regel verharmlosend – mit dem Haschischkonsum, oder setzen sich für die Legalisierung der Droge ein. Nikitaman witzelt darüber, dass man sich schnell noch einen Joint reinziehen soll. Da dem Kiffen nach der Legalisierung jeder Reiz fehlen wird. Nett
Der erste Consciousness-Tune kommt von Lazy Youth. Consciousness bezieht sich auf das religiöse Bewusstsein des Sängers. Consciousness-Tune beschäftigen sich mit dem Glauben – in der Regel an die Rastafari-Religion und ihren Gott Jah (Kurzform des alttestamentarischen Jahwe). Bei Lazy Youth scheint das Ganze aber eindeutig christlich geprägt zu sein und ist mit einer massiven Kritik am Lebensstil der Welt verbunden.
Paco Mendoza singt spanisch.
Mono macht sich mit einem Clash- oder Battle-Song lächerlich. Dabei geht es natürlich nicht um die britischen vom Reggae infizierten Proto-Punks. Der Clash, das öffentliche sich Bekämpfen von Reggae-Artists untereinander, hat eine eigene Textgattung geboren. Bei diesem Auftritt von Mono sind die Lyrics allerdings dermaßen dürftig und platt und werden mit einem so dünnen Stimmchen vorgetragen, dass die Vorstellung, sie könne irgendjemanden clashen, eher Belustigung hervorrufen dürfte. (Die Stimme erinnert ein wenig an das NDW-Sternchen Fräulein Menke. Vielleicht erinnert sich noch jemand an ihren Hit “Hohe Berge“?)
Maxim macht sich an die Babylon-Thematik. Babylon, das Land, das den Staat Israel in der Antike endgültig vernichtet hat, ist bereits in der Bibel das Symbol für das Böse schlechthin. So wird es auch in der Rastafari-Religion und im Reggae aufgegriffen. Die Briten, das Commonwealth, die USA, Europa, der Staat, das Weltwirtschaftssystem, die Polizei, die Politik, der Papst und die Queen – alles kann Babylon sein, wie alles was vom Leben als echter Rasta ablenkt oder daran hindert. Insofern waren bereits die beiden ersten Tunes dieses Samplers Babylon-Tunes. Maxim wird Babylon mit seinem Song sicher nicht verbrennen. Zu durchsetzungsschwach und dünn wirkt seine, zudem oft schwer verstehbare Stimme.
Jahcoustix voict den Riddim gut und sehr weich, aber nicht besonders auffällig. Das Stück kommt englisch mit spanischem Akzent. Scheint ein Mix aus Babylon- und Consciousness-Tune zu sein.
Auf Englisch und Deutsch bekennt sich Mellow Mark zu seinem ehemaligen Hasch-Konsum. Er wendet sich zwar gegen Haschkontrollen und Vorurteile gegen Kiffer, spricht sich aber nicht für den Drogenkonsum aus – insofern ein ungewöhnlicher Weed-Tune.
Phenomden singt uns ein schweizerisches Liebeslied.
Ganjaman folgt mit einen Hoffnungs und Lebensschützersong im Namen Jahs.
Martin Jondo präsentiert den Titelsong der Selection in englischer Sprache. Wiederum ein Stück aus der Rastafari-Religion – erkennbar unter anderem an der immer wiederkehrenden Formulierung “I and I“ statt “We“. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Daher wird dem anderen sein Ich-Sein nicht durch ein „Du“ abgesprochen und er wird auch nicht mit mir in einem Sammelbegriff „Wir“ subsumiert. Er bleibt immer ein eigenständiges „Ich“.
Wenn ich Wonderprince“ richtig verstehe, ist das ein Lovers-Tune, der die Liebe allerdings sehr stark im körperlichen Bereich sucht.
Bei Dodo wünscht sich der, der etwas verstehen will, dass das Stück ebenfalls in Englisch gesungen wäre.
Etwas flach kommt der softe englischer Entschuldigungssong “Hurts so bad“.
Nach den 15 gevoicten Versions erscheint als Abschluss noch Tekas rein instrumentale Version von “Crystal Woman“.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Nattyflo - Worte wie Feuer 3:50
2Nosliw - Wie weit 4:15
3Nikitaman - Gras it legal 4:03
4Lazy Youth - Laß es regnen 4:15
5Paco Mendoza aka Criminal - Mi corazon 4:15
6Mono - Soundbwoy dead 3:50
7Maxim - Täusch ich mich 4:02
8Jahcoustix - Stormy Winds 4:15
9Mellow Mark - I don't smoke 3:24
10Phenomden - Jetz isch Ziit 4:15
11Ganjaman - Leben 4:03
12Martin Jondo - Crystal Woman 4:15
13Wondaprince - Nice and sweet 4:15
14Dodo - Schnee vo geschter 4:15
15Bruce Baron - Hurts so bad 4:15
16Teka - Crystal Woman 4:15

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