Die Frontm3n gastieren im Augsburger Parktheater
Frontm3n sind ein Trio, das aus den Musikern Peter Howarth, Mick Wilson und Pete Lincoln besteht. Howarth ist aktuell der Sänger von den Hollies, Wilson war 20 Jahre lang bei 10cc dabei und Pete Lincoln hat schon bei Sailor und The Sweet gesungen. Aktuell ist er neben den Frontm3n noch Sänger bei Smokie, bei denen er kürzlich eingestiegen ist. Zusammen präsentieren sie ein reines Akustikprogramm mit eigenen Stücken, Liedern ihrer ehemaligen Bands und Stücken, die zu ihren persönlichen Favoriten zählen. Kennengelernt haben sie sich, als sie in den 90ern in der Band von Cliff Richard gespielt haben. Das Parktheater im Kurhaus im Augsburger Stadtteil Göggingen ist auch ohne Veranstaltung einen Besuch wert. Es wurde vor 130 Jahren erbaut und bietet ein einmaliges Konzert-Ambiente. Bei perfekter Akustik bietet der Theatersaal des Kurhauses durch seine prachtvolle Optik einen Genuss fürs Auge und für alle Sinne, kurz: hier fühlt man sich augenblicklich wohl. Im Parktheater gastieren Ballett, Kleinkunst, Theater, Musik und vieles mehr. Und fürs leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt: eine bestens organisierte Gastronomie lässt auch für die leiblichen Genüsse keine Wünsche offen. Um 19.30 Uhr geht es los, die Musiker starten wie es sich bei einem Theater gehört pünktlich auf die Minute. Bereits mit „Bus Stop“ ist eine phantastische Stimmung im Saal. Die sympathischen Musiker schaffen es durch ihre authentische Art spielend, das Publikum zu fesseln. Der Sound passt hervorragend, glasklar ausgesteuert wird hier Hörgenuss vom Allerfeinsten geboten. Die Frontm3n haben mit All For One und dem 2021 erschienenen Enjoy the Ride zwei Alben mit Eigenkompositionen am Start, aus denen sie ebenfalls einzelne Stücke präsentieren. Dabei gefällt mir „Enjoy The Ride“ am besten. Der Text ist der Hammer und das Stück versprüht Lebensfreude und Zuversicht. Und das kann man momentan immer gebrauchen. Der Gesang klingt perfekt und erinnert mich häufig an die amerikanische Legende Crosby, Stills & Nash. Pete Lincoln habe ich einige Male mit The Sweet live gesehen, mir haben sein Gesang und seine Performance immer sehr gut gefallen. Auch heute Abend präsentiert er sich bestens bei Stimme und veredelt Stücke wie „Coco“ oder „Love Is Like Oxygen“, dem die drei eine etwas anders klingende Akustikfassung verpasst haben. Die 10cc-Stücke sind allesamt aus dem Pop-Bereich und auch im Original softer als die Stücke der Dampframmen-Band The Sweet. Akustisch gefallen mir die Stücke jedoch um einiges besser als auf den Originalversionen, die mir vom Radio bekannt sind. Mick Wilson kommt dabei mächtig hoch hinaus und beweist dabei eine erstaunliche Vielseitigkeit. Auch hier werden die dargebotenen Versionen teilweise krass verändert. „Rubber Bullets“ kenne ich vom Radio, hätte ich aber in der heutigen Version niemals erkannt. Wenn es rockiger zugeht, spielt Wilson hin und wieder Bass, was für zusätzlich Tempo sorgt. Lincoln zeigt in seiner Version von „If You Think You Know How To Love Me“ eindrucksvoll, dass sich Smokie mit der Wahl für ihn zum aktuellen Sänger definitiv für den richtigen entschieden haben. Roy Orbisons „You Got It“ sorgt erwartungsgemäß für Begeisterung. Als sie dann noch die Anfangstöne von „Pretty Woman“ anspielen, stehen alle im Publikum. Dann brechen sie auf einmal ab, lachen sich schlapp und meinen, dass sie das erst bei der nächsten Tour bringen werden. Generell muss man sagen, dass die drei auf der Bühne äußerst konzentriert bei der Sache, aber jederzeit auch für Späße zu haben sind. Dabei zeigen sie gegenseitig größten Respekt füreinander und lassen ihre Kollegen neben sich auf der Bühne glänzen. Manche Ansagen sind teilweise auf Deutsch, auch das sorgt für zusätzliche Sympathiepunkte. Der Hardrock-Gaul geht mit Lincoln durch, als er mit einer E-Gitarre bewaffnet aus heiterem Himmel die Anfangstöne von Led Zeppelins „Whole Lotta Love“ rausballert. Im Saal stehen augenblicklich alle. Howarth und Wilson lachen lauthals und Lincoln bekommt sein spitzbübisches Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Nach einer kurzen Pause wird mit dem überragenden „Fox On The Run“ wieder eine Sweet-Nummer präsentiert. Hier geht mächtig die Post ab. Howarth spielt das Solo mit einer imposanten Blues-Mundharmonika, was sich phantastisch anhört. Überhaupt muss man sagen, dass Howarth mit einer wahren Ausnahmestimme gesegnet ist. Alleine mit einer akustischen Gitarre spielt er den Song „He Ain't Heavy, He's My Brother“. Gänsehaut pur, das ist wirklich sehr eindrucksvoll. Lincoln bemerkt im Anschluss, dass er auch gerne so eine tolle Stimme hätte wie sein Kollege. Sie erzählen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit und aus der Zeit in der Band von „Sir“ Cliff Richard. Immer wenn sie das „Sir“ aussprechen, salutieren alle drei synchron, was total lustig aussieht. Offensichtlich hat Richard ein sehr straffes Regiment geführt. Aus dieser Zeit spielen sie das Stück „Carrie“, was auch häufig im Radio läuft. „Ballroom Blitz“ lässt das Rockerherz wieder höherschlagen, eine bärenstarke Version von „The Air That I Breath“ bringt eine kleine Verschnaufpause. „Lucky Lips“ sorgt für ein Lachen im Publikum, mit dem Stück hat wohl keiner gerechnet. „Long Cool Woman In A Black Dress“ von den Hollies klingt äußerst satt und lässt keinerlei E-Gitarre vermissen. Howarth singt einmal mehr bärenstark und reißt das Publikum mit. Als letzten Song spielt das Trio den 10cc-Hit „Dreadlock Holiday“. Hier bauen sie den textlichen Bezug zu Augsburg ein. „I don't like Augsburg – I love it“. Danach ist nach satten zwei Stunden Spielzeit Schluss. Das begeisterte Publikum honoriert die Leistung mit minutenlangen Standing Ovations, die sich die Künstler wirklich verdient haben. Fünf Minuten später sind die drei am Merchandise-Stand. Da werden Fotos gemacht, CDs unterschrieben und nette Gespräche geführt. Auch hier sind keinerlei Starallüren zu erkennen. Der Abend war ein eindrucksvolles Ereignis in einem Konzertsaal, der seinesgleichen sucht. Das sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Am besten einfach mal auf die Homepage und das Programm abchecken, es ist bestimmt für fast jeden was dabei. Setlist: 1.Teil Bus Stop Coco - Papa Joe The Things We Do for Love Open Up Love Is Like Oxygen Walking down that line If You Think You Know How to Love Me You Got It All I see Rubber Bullets 2. Teil Take that fall for you Fox on the Run Good Morning Judge Angels and Demons Donna He Ain't Heavy, He's My Brother A Glass of Champagne Carrie I'm Not in Love The Ballroom Blitz The Air That I Breathe Enjoy the ride Lucky Lips Long Cool Woman in a Black Dress Dreadlock Holiday Stefan Graßl |
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