Purcell, H. – Lully, J.-B. – Lebègue, N. – Nivers, G.-G. u. a. (Taillard, C.)

Versailles Westminster. Orgel- und Cembalomusik aus Versailles


Info
Musikrichtung: Barock Orgel

VÖ: 04.02.2022

(CVS / Note 1 / CD / DDD / 2020 / Best. Nr. CVS056)

Gesamtspielzeit: 78:32



ORGEL-CEMBALO-CONNECTION

Ein buntes, wenngleich nicht beliebiges Programm ist es, dass die junge Cembalistin und Organistin Constance Taillard in der Edition der „Chateau de Versailles Spectacles“ aufgenommen hat: Auf der prächtigen Clicquot-Orgel in der Versailler Schlosskapelle spielt sie Werke früher französischer Orgelmeister wie Guillaume-Gabriel Nivers und Nicolas Lebègue sowie Orgel-Voluntarys und Bearbeitungen von Bühnenmusiken von Henry Purcell und John Blow.
Zwischendurch wechselt sie das Instrument: Auf dem Versailler Blanchet-Cembalo erklingen Stücke von Lully und D’Anglebert sowie ebenfalls eine Suite von Purcell. So spürt sie den stilistischen Beeinflussungen nach, die vor allem von französischen Hof nach England ausstrahlten: Ohne das Vorbild von Lullys Opern und seinem legendären Orchester würden Purcells Theatermusiken wohl ganz anders klingen; und auch die Orgel- und Cembalostücke Purcells atmen französischen Geist – sei es formal durch die Übernahme der Suitenform oder musikalisch, durch die eleganten melodischen Bögen und Phrasierungen oder auch eine feine Ornamentik.

Die Cliquot-Orgel, die seit ihrer Rekonstruktion 1995 wieder die ursprüngliche Disposition und Klanggestalt von 1711 besitzt, verfügt über 37 differenzierte Register, die ein farben- und abwechslungsreiches Spiel ermöglichen. Mit zum Teil sehr kontrastreichen, aber stimmigen Registrierungen sorgt Taillard immer wieder für Überraschungen.
Im frühen 18. Jahrhundert schätze man noch die erdig-obertonreichen Klänge in Frankreich und von diesen zeugen auch die zahlreichen charaktervollen „schnarrenden“ und „röhrigen“ Zungenstimmen der Versailler Orgel. Doch auch die zarten und lyrischen Töne des Instruments nehmen für sich ein. An Taillards Vortrag gefallen die stimmigen Tempi und sangliche Phrasierung – die Musik klingt nicht steif und eckig, wie es auf einer Orgel schon mal der Fall sein kann.

Dies gilt mit Einschränkungen auch für die Cembalokompositionen: Währen in den langsamen Stücken die Musik rund klingt und organisch fließt, geraten die schnellen wie z. B. die überreich ausgezierte Transkription der Ouvertüre aus „Cadmus und Hermione“ (Lully/d’Anglebert) oder auch eine „Corante“ von Purcell zu unruhig und spitz. Mit den überdrehten Verzierungen klingen sie dann wie ein Klischee von Cembalomusik.



Georg Henkel



Trackliste
Werke von Lully, d’Anglebert, Purcell, L. Couperin, Lebègue, Blow & Nivers
Besetzung

Constance Taillard, Orgel der Schlosskapelle von Versailles


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