Mátyás Szandai Quartet
Sadhana
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Der ungarische Bassist Mátyás Szandai hatte einst seine Ausbildung in klassischer Musik abgeschlossen, an der Ferenc Liszt Acadamy of Music in Budapest. Im Jazz konnte er reichlich Erfahrungen sammeln durch Zusammenarbeit mit bekannten Musikern wie Archie Shepp, David Murray, Herbie Mann, Chico Freeman, Charlie Mariano, Zbigniew Namislowski und vielen anderen.
Mit Sicherheit werden sich einige Einflüsse daraus auf die Musik dieser neuen Platte, Sādhana, niedergeschlagen haben. Sein Quartett ist international besetzt, der Gitarrist stammt aus Brasilien, der Tenorsaxofonist aus Kuba und der Schlagzeuger ist Franzose. So kann man ebenfalls Einflüsse aus vier verschiedenen Ländern erwarten.
Sadhana, das stammt aus dem Sanskrit und bedeutet in etwa so viel wie, dass man geradeaus auf ein Ziel zugehen und, in Verbindung damit, etwas schaffen sollte. Nun, geschaffen haben die Vier etwas, etwas sehr Außergewöhnliches. Insbesondere gilt das natürlich für den Auftaktsong, denn der wurde satt mit Streichern und Blasinstrumenten angereichert, und passt überhaupt nicht in das Gesamtkonzept der Platte. Ob das nun als Auftakt/Einleitung zu verstehen ist? Auf jeden Fall ist Szandai hier als Einziger der Band, und das als Dirigent, anwesend. So ist dieses Stück eher in die Sparte Moderne Klassik einzuordnen, Kammermusik extraordinär.
Der Jazz startet also erst mit “Nine Pines“, und das ausgestattet mit einem Hauch des Aufbruchs, und zwar jenes Aufbruchs, als sich Jazz und Rock und andere Elemente einst begegneten und vermengten. Im Grunde ist das in der Basis noch Jazz geblieben, der Schritt zum Rock Jazz oder zur Fusion-Bewegung wurde noch nicht vollzogen. Ein wenig spürt man die Atmosphäre der 1970er/71er – Ausgabe von Weather Report, ein wenig von Miles Davis vor “Bitches Brew“ und insgesamt eben den Sound jener Tage.
Interessant ist auch der Gitarrist Nelson Veras, der seine Gitarre, zwar elektrisch verstärkt, aber immer noch nahe am akustischen Sound orientiert, spielt und somit eine individuelle Klangfarbe einbringt. Ein wichtiger Stützpfeiler der Musik ist für mich gerade Mátyás Szandai, der mit seinem Spiel des akustischen Basses Akzente setzt und sowohl verbindend als auch gestaltend wirkt, und besonders zusammen mit dem Schlagzeuger ein sehr treibendes und frisches Rhythmusgerüst geschaffen hat. Neben der eher zurückhaltenden Wirkung des Gitarristen hinterlässt das Saxofon umfangreichere solistische Spuren. Doch wenn Veras zum Solo ansetzt, dann sollte man gespannt die Ohren spitzen, ich empfehle besonders sein leidenschaftliches Spiel auf “Dig The Mud“.
Mit dem spielerisch tänzelnden Stück “Background Music“ von Warne Marsh verabschiedet man uns aus dieser Platte mit spannender Musik, Musik, die bisweilen recht cool und intellektuell wirkt, und nicht gerade so wirkt, dass man sofort einen emotionalen Zugang fände. Doch reine Kopfmusik ist das auch nicht, denn sie ist sehr ausdrucksstark und muss den Weg zum interessierten Hörer erst finden, bis sie sich festhakt.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Le Frontalier (3:21)
2 Nine Pines (2:57)
3 Azur (4:51)
4 Dig the mud (5:40)
5 5 for Paul (5:14)
6 Go (6:49)
7 Cassiopeia (5:44)
8 Fearlessness (2:03)
9 Degrees of Freedom (6:29)
10 Music from Gyimes (4:12)
11 Down to the Water (4:49)
12 Background Music (4:37)
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Besetzung |
Mátyás Szandai (double bass, conductor - #1)
Nelson Veras (guitar)
Ricardo Izquierdo (saxophone)
Fabrice Moreau (drums)
Frederik Camacho (violin - #1)
Valentin Chiapello (viola - #1)
Lucie Gockel (cello - #1)
Artur Tanguy (flute - #1)
Alexis Bazelaire (oboe - #1)
Paul Marsigny (clarinet - #1)
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