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Brainstorm: Scary Monsters-Premiere vor heimischer Kulisse
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Es war ein kalter Tag, den sich Brainstorm für die Live-Premiere ihres neuen Albums Scary Creatures ausgesucht haben. Tags zuvor - am Erscheinungstag - hatte der Winter beschlossen, doch noch seine Fratze zu zeigen und begrub Süddeutschland unter einer Schneedecke. Es war also nicht für jeden einfach sich auf den Weg ins schwäbische Giengen a.d. Brenz zu machen. Im Gegensatz zu den letzten Release-Partys hatte man nämlich nicht das kuschelige Rock-It in Aalen gewählt, sondern die großzügig bemessene Walter-Schmid-Halle in der Heimatstadt der Steiff-Kuscheltiere. Um den Partyfaktor noch zu steigern hatte das Quartett nicht nur zahlreiche Familienmitglieder und Freunde zu diesem Abend eingeladen, sondern auch die beiden befreundeten Bands Stepfather Fred und Undertow.
Die Kulisse war noch recht spärlich als die Allgäuer STEPFATHER FRED die große Bühne in der riesigen Halle enterten. Da noch nicht allzu viele Leute vor Ort weilten, tat sich das Quartett anfangs relativ schwer. Dabei hatten sie eigentlich den richtigen Partysound dabei: fetten, modernen Groove-/Alternative-Metal mit kantigem Flair, irgendwie zwischen The New Black und Down. Die Band war engagiert und zeigt von Sekunde 1 an, dass sie rocken will. Doch so leicht sprang der Funke nicht über. Da war es eher peinlich, als man versuchte auch noch Mitsingspielchen auszupacken. Eine Ballade mitten im Publikum zu spielen hatte dagegen was. Wohlweislich verteilte die Band vorher Feuerzeuge, so dass die richtige Stimmung aufkam. Das verpuffte allerdings wieder, als man sich an überkommenem 90er-Jahre-Rapmetal versuchte. Manche Sachen landeten zurecht auf dem Müllhaufen der Musikgeschichte... Sei's drum. So schlecht war's Ende dann doch nicht.
Die umtriebigen UNDERTOW hatten da schon einen besseren Stand. Sind sie doch alte Bekannte im Ländle. Frontmann Joschi bedankten sich auch gleich am Anfang bei Brainstorm-Sänger Andy B. Franck hier spielen zu dürfen. Härtetechnisch legte das Quartett ein paar ordentliche Briketts nach. Was man präsentierte war ein ganz schönes Brett. Zwischen Thrashcore und sludgigem Doom á la Crowbar bewegt man sich musikalisch. Und so ergab sich ein ganz schön dynamisches Set, bei dem es vor allem die schweren, langsameren Songs waren, die das Auditorium systematisch zermalmten. Vielleicht nicht jedermanns Sache. Doch zweifellos sind Undertow eine starke Liveband, selbst wenn das Stageacting relativ statisch ist. Den Fans vor Ort war das allerdings egal. Denn sie feierten die Band in der über einstündigen Spielzeit gut ab. Also trotz großen Unterschieden zu den Gastgebern: eine ordentliche Performance!
Das Feld war also bestellt für eine großzügige Ernte. BRAINSTORM fuhren im Anschluss mit dem großen Besteck auf. Mit dem Gig präsentierte man nicht nur erstmals Songs der neuen Platte, sondern wärmte sich gleichzeitig für die in Kürze stattfindende Tour zusammen mit Primal Fear auf. Und zuletzt wurde das Konzert auch noch für eine künftige DVD mitgefilmt. Speziell dafür war der Rahmen natürlich gut gewählt. Die Bühne war groß und man konnte ein ordentliches Bühnenbild mit einer entsprechenden Lichtshow auffahren. Trotzdem vermisste man etwas die Intimität früherer Auftritte, was sich im Folgenden auch etwas in der Stimmung niederschlug. So waren die Leute zwar gut gelaunt, aber so richtig euphorisch wurde es leider nicht.
Dabei war der Start schon mal ziemlich witzig. Statt ein pathetisches Intro gab es „Nellie the Elephant“ der Toy Dolls zu hören, bevor Brainstorm den Leuten den Opener von Scary Creatures entgegen knallten. „Firesoul“ und „Fire Walk With Me“ sorgten im Anschluss für ordentlich Alarm und zumindest in den ersten paar Reihen kreisten die Haare. Ja, nicht schlecht. Bereits im diesem Trio verteidigten die Schwaben mal wieder ihren Ruf als einen der besten einheimischen Metal-Livebands. Guter Groove, knackige Songs und ein Sänger, dem der Ruf als deutscher Bruce Dickinson vorauseilt. Alles noch da.
Auch bei weiteren neuen Titeln wie „How Much Can You Take“ oder dem stimmungsvollen, harten Titeltrack des neuen Albums. Nur das in der Studioversion großartige „We Are“ lief hier noch nicht ganz rund. Dafür entschädigten aber die vielen alten Nummern. Denn Brainstorm hielten sich mit vier Kostproben von Scary Creatures überraschend zurück und packten dafür lieber ein paar Überraschungen aus. „End In Sorrow“ oder „Surrounding Walls“ von Downburst zum Beispiel, bei dem Andy B. Franck selbst nicht so sicher war, ob man sich je vorher gespielt hatte. Auch der Knaller „Inside The Monster“ kam mal wieder zu Liveehren. Ansonsten gab es immer wieder beliebte Standards wie „Shiva's Tears“, „Highs Without Lows“, „Falling Spiral Down“, „Hollow Hideawy“ oder „Blind Suffering“.
Nach „How Do You Feel“ kam das übliche Zugabenspiel und mit dem zackigen „Shiver“ und der unvermeidlichen Hymne „All Those Words“ machte man dann endgültig den Sack zu. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass das Publikum bei letzterer Nummer nochmals alle Reserven mobilisierte und kräftig mitsang. Wie immer: fett! Am Ende bekam der Fan also wieder einen starken Auftritt einer starken Band. Schade, dass nicht ein paar Nasen mehr vor Ort waren. Aber vielleicht haben sich diese auch etwas vom Wetter abschrecken lassen. Denn als sich die Tore nach draußen wieder öffneten, musste man erst mal sein Auto suchen das (mal wieder) unter einem großen Schneehaufen begraben lag... Aber es hat sich gelohnt - auf jeden Fall!
Setliste Brainstorm:
Intro (Nellie the Elephant)
The World To See
Firesoul
Fire Walk With Me
How Much Can You Take
Falling Spiral Down
Worlds Are Comin' Through
We Are
Shiva's Tears
End In Sorrow
Scary Creatures
Highs Without Lows
Blind Suffering
Surrounding Walls
In The Blink Of An Eye
Hollow Hideaway
Inside The Monster
How Do You Feel
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Shiver
All Those Words
Mario Karl
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