Feldman, Morton (FLUX Quartet)
Streichquartett Nr. 1 u. a.
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik Kammermusik
VÖ: 16.01.2015
( Mode Records / Harmonia Mundi / 2 CD DDD & DVD / 2008-10 / Best. Nr. mode 269/70)
Gesamtspielzeit: 109:08
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"... A FUCKING MASTERPIECE"
"It's a fucking masterpiece!" - in seiner unverwechselbaren Art kommentierte Morton Feldman die feindselige Stimmung, mit der das Publikum bei der Uraufführung 1979 auf sein 1. Streichquartett reagierte. Den Zuhörerenden wurde freilich auch einiges zugemutet: ein 90minütiger Klangteppich, der sich aus kleinen und kleinsten musterartigen Fragmenten zusammensetzt und überwiegend an der untersten Hörbarkeitsschwelle angesiedelt ist. Nur gelegentlich brechen aus der durchweg mit Dämpfern zu spielenden Musik scharf akzentuierten Forte-Passagen hervor. Statt den erwartbaren "großen Ton" hört man nahezu durchweg poröse Bogenstriche nahe am Steg, fahle Flageoletts, gezupfte Töne - gleichsam denaturierte Streicher, die sich allem traditionellen Ausdruck verweigern und den reinen Klang so pur wie möglich in Erscheinung treten lassen sollen.
Mit diesem Werk beginnt die späte Phase von Feldmans Schaffen; in der Folge entstehen die legendären einsätzigen langen und superlangen Stücke, z. B. Triadic Memories und For Bunita Marcus (ca. 100 und 80 Minuten, beide für Klavier), das Trio (für Violine, Cello und Klavier, ca. 90 Minuten), Patterns in a chromatic Field (für Cello und Klavier, ca. 90 Minuten), For Philipp Guston (für Klavier/Celsta, Schlagzeug, Flöte, ca. 4,5 Stunden) und das 2. Streichquartett (ca. 5,5 pausenlose Stunden, eines der längsten Stücke, die überhaupt komponiert wurden).
Das 1. Streichquartett war ein Testfall, eine Expedition in noch nie betretene Räume klanglicher Reduktion und Ausdehnung. Die 'Form' des Stücks entstand beim Komponieren, es gab keinen Prozess, kein Ziel - und doch scheint alles am richtigen Plazt zu sein. Der Erstling ist ein wenig durch den Ruhm und die Aura des noch gigantischeren 2. Quartetts überstrahlt worden; die neue, sehr schöne Einspielung durch das FLUX Quartet zeigt indes, dass die Beschäftigung mit der Nr. 1 sich ebenfalls lohnt. Es ist gewissermaßen noch etwas abstrakter als sein Nachfolger. Die Figuren sind noch nicht so spezifisch und zugänglich, am Anfang scheint jedes folgende Klangereignis das vorhergehende auslöschen zu wollen. Die Zahl der Wiederholungen und Variationen ist geringer bzw. kleinformatiger und dafür rascher im Wechsel. Darum wirkt die Oberfäche der Musik unruhiger und mosaikartiger. Jene prägnanten Muster, die in den folgenden Werken zunächst eine so große Rolle spielen und beim Hören einen so großen Reiz entfalten, hier sind befinden sie sich sozusagen noch im Embryonalstadium. Erst in den späten Spätwerken wird Feldman zu einer vergleichsweise abstrakten, dabei noch reduzierteren Musik zurückkehren, bei insgesamt viel mehr Wiederholungen einzelener, mitunter im wahrsten Sinne ein-töniger Elemente.
Das FLUX Quartet besticht wie schon bei der Einspielung des 2. Feldman-Quartetts durch die feine, sehr schöne Tongebung und die atmende, weiträumige Darstellung. Obwohl die Musik wie eine gefrorene Winterlandschaft aus feinsten hell- und dunkelgrauen Abstufungen wirkt, klingt sie beim Flux-Quaret ausgesprochen delikat. Ein einzelner dunkel-spröder, eigentümlich verschatteter Celloton eröffnet da bereits eine ganze Klangwelt zwischen Streich- und Blasinstrument, zwischen Ton und Geräusch. Mit 90 Minuten Dauer währt das 1. Quartett bei ihnen länger als bei den bisher veröffentlichten Einspielungen (HatHut, Naxos), die auf einer CD Platz finden. Die Ruhe erleichtert es dem Hörer, sich auf die raschen Gestaltwechsel einzulassen. Und die verbleibende Spielzeit wird genutzt, um zwei Fühwerke Feldmans für die gleiche Besetzung zu präsentieren: die Stuctures und die 3 Stücke für Streichquartett. Eine Bonus-DVD bietet die hochauflösende Audioversion des Quartetts ohne Pause (und Bild!).
Georg Henkel
Trackliste |
String Quartet No.1 (1979) 89:49
Structures (1951) 5:55
Three Pieces for String Quartet (1954-56) 13:24 |
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Besetzung |
FLUX Quartet:
Tom Chiu, Conrad Harris: Violine
Max Mandel: Viola
Felix Fan: Cello
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