Anne Hytta
Draumsyn
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Anne Hytta dürfte manchem Hörer nordischer Musik sehr bekannt sein, auch wenn ihm vielleicht der Name nicht gleich geläufig ist. Sie spielt unter anderem in den großartigen Formationen Slagr, Tokso und mit dem Ensemble Padik. Draumsyn (Traumvision / Traumbild) ist nun ihr erstes Soloalbum. Und wer nun denkt, dass eine komplette CD mit Solostücken für Hardangerfiedel, Viola d’amore und mittelalterliche Vielle eventuell eine schwierige Angelegenheit sein könnte, dem sei diese CD ans Herz gelegt, um ihn von Gegenteil zu überzeugen.
Alle Stücke wurden von Anne Hytta für dieses Album geschrieben. "Die Musik dieser Aufnahme kam zu mir, indem ich mir Landschaften ohne Menschen vorstellte." So beschreibt sie selbst den Entstehungsprozess. Und schon mit dem ersten Stück "Clouds" wird klar, dass diese Inspirationsquelle für den Hörer greifbar wird und Klanglandschaften entstehen die faszinieren und in ihrer kargen Schönheit gefangen nehmen. Mit wenigen Mitteln gelingt es Anne Hytta ihre Traumvisionen in einen musikalischen Reichtum zu übertragen, der zwischen traditioneller mittelalterlicher Musik und zeitgenössischen Komponisten wie John Cage oder Arvo Pärt pendelt. Und ganz gleich, ob die von Borduntönen und rhythmischen Pulsen (die so typisch für den Klang der Hardangerfiedel sind) getragene Musik einen treibenden Rhythmus aufweist, so besitzt sie stets einen mystisch meditativen Charakter, in den man sich ganz tief sinken lassen kann. Ein großer Teil der Stücke wurde ursprünglich für eine Licht- und Videoperformance desselben Namens (in Zusammenarbeit mit der Lichtkünstlerin Ingeborg Staxrud Olerud). Und man kann sich wunderbar vorstellen, dass damit der Gehalt der Musik um eine zusätzliche visuelle Ebene erweitert wird. Doch auch ohne diese ist man in der Lage, den Klanggemälden, die sich jeder Kategorisierung entziehen, zu folgen und wirken zu lassen.
Dazu trägt auch der brillant eingefangene Klang von Produzent und Tonmeister Jonas Niederstadt bei. Es müssen während der Aufnahmen an vier Tagen in der Mariakirken in Gran, Norwegen, viele magische Momente geherrscht haben. Carpe Diem Records, das Label von Jonas Niederstadt, hat mit dieser ersten CD im runderneuerten Labeldesign (sehr gelungen) erneut ein Meisterwerk im Katalog. Das ist ein schöner Einstieg ins neue Jahr. Draumsyn von Anne Hytta sollte man gehört haben. Perfekt gelungen!
Ingo Andruschkewitsch
Trackliste |
1 | Clouds | 2:42 |
2 |
Undrestille I | 6:41 |
3 |
Undrestille II | 3:10 |
4 |
Undrestille III | 3:50 |
5 |
Prelude in Light Blue | 1:58 |
6 |
A Light Blue Rondo | 3:35 |
7 |
Gorr | 5:30 |
8 |
Mork bla | 4:11 |
9 |
Ramme | 3:16 |
10 |
A Rune Tune | 3:51 |
11 |
The Blind Door | 3:49 |
12 |
Ved arinn | 2:53 |
13 |
En stille | 1:48 |
14 |
Den stille hagen | 2:04 |
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Besetzung |
Anne Hytta:
five-string Hardanger fiddle by Salve Håkedal 2011, tuned E–A–D–A–E (1 & 8)
Hardanger fiddle by Einar Løndal 1983, tuned F–C–A–E (2–4 & 7)
Viola d’amore by Salve Håkedal 2003, tuned F–D–A–D (5, 6, 13 & 14)
five-string Hardanger fiddle by Olav Vindal 2002, tuned C–E flat–C–G–D (9, 10 & 11)
Vielle by Sverre Jensen 1999, tuned E–D–A–E–A (12)
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