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Lucy O’Brien kämpft für die Anerkennung der Frauen im Musikgeschäft
Info |
Autor: Lucy O’Brien
Titel: She Bop. The definitive History of Women in popular Music (engl.)
Verlag: Jawbone / Edition Olms
ISBN: 978-3-283-01220-5
Preis: € 19,99
429 Seiten
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Die definitive Geschichte der Frau in der Popularmusik, so der Untertitel, ist She Bop noch nicht. Dazu fehlt es dem Werk, das – erstmals 1995 publiziert - nun in dritter erweiterter Auflage erscheint, einfach zu sehr an Reflektion und Analyse. Aber jeder zukünftige Versuch eine derartige definitive Geschichte zu schreiben, wird an der opulenten Materialfülle, die Lucy O’Brien auf über 400 Seiten zusammengetragen hat, nicht vorbei kommen. Zumal O’Brien nicht einfach nur compiliert. Ein großer Teil der Aussagen stammt aus Interviews, die sie selber mit den dargestellten Frauen geführt hat.
In 15 Kapiteln werden Frauen vorgestellt, die in ganz unterschiedlichen Bereichen und Zeiten des Haifischbeckens Music Bizz ihre Kreise gezogen haben. Das beginnt mit den Matronen der frühen Blues- und Jazz-Jahre, geht über Pop-Babes der 50er, Motown-Stars, Punk- und Riot Girrls, Songwriterinnen und Ethno-Musikerinnen bis hin zu aktuellen Heroinen des digitalen Zeitalters von Madonna über Beyoncé bis zu Lady Gaga.
Manchmal verkommt die Darstellung zur lediglich additiven Aufzählung von Frauenkarrieren, bzw. deren Verhinderung. Denn das ist der rote Faden durch das Buch. Frauen haben bis heute nicht den Platz und die Anerkennung im Musikbusiness, die ihnen eigentlich zustände. Für Männer ist es auf praktisch allen Ebenen leichter ernst genommen zu werden. Allerdings – auch das sagt O’Brien deutlich – es ist vieles besser geworden. Insbesondere das Internet und moderne Produktionsmöglichkeiten haben Frauen Möglichkeiten gegeben auch ohne die Unterstützung von Männer bevorzugenden Companies an das Publikum heranzukommen.
O’Brien wird in ihrer Darstellung nicht polemisch. Bei ihr sind die Männer nicht die Bösen, die die Frauen klein halten (wollen). Sie sind – wie oft auch die Frauen – in einer Denktradition gefangen, die die Subjektivität bestimmt, in der der Mann einfach die bestimmende Figur ist. Und sie versucht mit ihrem Buch – gerade durch die Auflistung der Vielzahl der Fälle – hier einen Perspektivenwechsel zu erzwingen. Und wer sich wirklich durch die gesamten 400 Seiten hindurch arbeitet, wird wohl nie mehr mit dem Argument kommen, es gäbe ja auch einzelne(!) Frauen, die für dieses oder jenes geeignet sein.
Eine besondere Stärke von She Bop besteht darin, dass O’Brien nicht nur ins Rampenlicht guckt. Im letzten Drittel wird auch hinter die Kulissen geschaut. Wie sieht es aus mit Frauen im Management, in der Musikpresse, bei Promotionagenturen, in Plattenfirmen etc.?
Wenn She Bop auch noch nicht die definitive Geschichte der Frau in der Popularmusik ist, so dürfte das Buch wohl die bisher gründlichste und vielschichtigste Darstellung zum Thema sein. Es ist zu hoffen, dass das Buch in absehbarer Zeit auch in deutscher Sprache veröffentlicht wird. Denn in seiner jetzigen Form ist das Buch nur Lesern mit soliden Englischkenntnissen zu empfehlen. Die Sprache und das Vokabular von Lucy O’Brien ist so elaboriert, dass selbst gute Leistungskurs-Schüler nur mit dem permanenten Blick ins Wörterbuch in der Lage sein dürften, jedes Wort zu verstehen.
Norbert von Fransecky
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