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Vollgasrock im Ländle: Ohrenfeindt live in Aalen
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Ohrenfeindt, die „Vollgasrocker“ aus St. Pauli, haben sich für den 26.11.2011 in Aalen im gemütlichen Rock It angekündigt. Das Rock It ist ein winziger Schuppen in der Nähe des Aalener Bahnhofs. Als ich dort ankomme hat die erste Vorband NEW SPIRIT bereits abgebaut.
Die zweite Vorband mit dem Namen SHOTGUN EXPRESS sind von der Kleidung und vom Stil her definitiv von Bands aus den Achtzigern wie Mötley Crüe oder Iron Maiden beeinflusst - aber auch von Bands der Marke Kiss und den alten Aerosmith. Der Sänger ist vom Aussehen und vom Stageacting her einem gewissen Bruce Dickinson nicht unähnlich und singt aber eher wie Axl Rose - nur, dass er was die Töne betrifft im Gegensatz zu Axl sehr treffsicher ist. Der Sänger ist wirklich der Oberhammer und gibt alles. Während der Songs springt er von der Bühne, geht zu den Fans und singt weiter. Die gespielte Dreiviertelstunde geht sehr schnell vorbei und der Gig ist sehr kurzweilig und musikalisch durchaus überzeugend.
In der Zwischenzeit wird die Bühne umgebaut, bzw. die Instrumente von Shotgun Express ab- und die von OHRENFEINDT aufgebaut. Sänger und Bassist Chris Laut spielt den berüchtigten Thunderbird-Bass von Gibson, auf dessen Sound ich schon mehr als gespannt bin. Der Beginn ist mit dem Song „'N Job in ‚ner Bank“ gut gewählt. Die drei beginnen mit dem typischen Sound von AC/DC, auch vom Gesang her könnte Sänger Chris Laut bei den Australiern angestellt sein. Chris Laut ist mit einer Sonnenbrille bewaffnet - was im dumpfen Licht eines kleinen Clubs eher seltsam anmutet. Der Sound ist ziemlich klar, aber druckvoll. Den Gesang kann man leider nicht immer gut erkennen, was auch an dem gewaltigen Hamburger Slang liegt, den Chris nicht ohne Lokalpatriotismus unters Volk bringt. Die Texte handeln meist von Frauen („Motormädchen“, „Rock N Roll Mädchen“), Hamburg („Sie hat ihr Herz an St. Pauli verloren“, „Es wird Tag auf St. Pauli“) oder mitten aus dem Alltag gegriffen („Kalter Kaffee“, „So viele Fragen“). Dabei sind die Texte manchmal ziemlich originell und witzig („Motormädchen“, „Zu jung, zu schnell“) und vor allem werden die Songs äußerst knackig präsentiert.
Auch Blues-Melancholie kommt bei dem Song „Es wird Tag auf St. Pauli“ auf, ein wirklich sehr cooler Song mit einem Text zum Nachdenken. Manchmal ist jedoch auch „Fremdschämen extrem“ angesagt. Beispiel: „Ich hab keinen Job und kein Geld, aber ich küss Dich da, wo’s Dir am besten gefällt“. AC/DC machen’s sicher nicht anders, aber es fällt aufgrund der englischen Texte weniger ins Gewicht. Auch nervt mit zunehmender Spielzeit die Begeisterung des Sängers für seinen Hamburger Stadtteil. Okay, St. Pauli ist cool und jeder der dort schon mal war weiß das. Aber dem Aalener ist Aalen näher als Hamburg... Und: Keiner ist Fan der Band, weil sie aus Hamburg kommen. Es ist die Musik, die im Vordergrund stehen sollte!
Gitarrist Dennis Henning spielt eine äußerst gute Gitarre und orientiert sich dabei meist an AC/DC und anderen Rock N Roll-Göttern. Schlagzeuger Flash Ostrock (vermutlich Rock N Rolf Kaspareks kleiner Bruder bzw. ehemaliges Running Wild Bandmitglied?) trommelt präzise und wuchtig und bildet dabei mit Chris Laut ein stabiles Rhythmusfundament. Mit zunehmender Spieldauer wird jedoch auch klar, dass die Songs, die Ohrenfeindt spielen, sich jeweils sehr stark ähneln und bei mir macht sich durchaus Langeweile breit. Leider wird auch der Basssound immer undifferenzierter und schwammiger und ich ziehe mich an die Bar zurück. Nach der Band-Hymne „Ohrenfeindt“ ist dann nach fast zwei Stunden Spieldauer Schluss, die Band bekommt vom Aalener Publikum viel Applaus. Meiner Meinung nach zu Recht, denn die Songs waren sehr cool gespielt. Allerdings war mir der Gig aufgrund der Gleichförmigkeit der Songs etwas zu langweilig und eintönig.
Setlist:
'N Job in 'ner Bank
Zu jung, zu schnell
Rock 'n' Roll Mädchen
Nicht die Nerven verlieren
Ein allerletztes Mal
Motormädchen
Spiel mit dem Feuer
Kalter Kaffee
Heul den Mond an
Was mir der Doktor verschrieben hat
Schwarz auf Weiss
Sie hat ihr Herz an St. Pauli verloren
So viele Fragen
Energie
Es wird Tag auf St. Pauli
Parasit
Zum Rocken geboren
Rock 'n' Roll Sexgott
Harley-Luja
Ohrenfeindt
Stefan Graßl
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