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Der Tod nahm sich frei: Lizzy Borden live in München
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Vor ein paar Jahren legte Lizzy Borden auf dem Bang Your Head-Festival 2008 eine begeisternde Show hin - und das zur besten Mittagszeit. Umso erfreulicher ist, dass sich die Metal-Legende mittlerweile wieder öfter auf deutschen Bühnen blicken lässt. Als wir an der Garage Deluxe ankommen sehen wir bereits einige Fans, jedoch nicht sonderlich viele. Die Garage ist innen ziemlich klein und bietet vielleicht 200 Zuschauern Platz. Mir gefällt die kleine, gemütliche Atmosphäre. Es ist jedoch trotzdem komisch, Lizzy Borden in diesem kleinen Ambiente auftreten zu sehen.
Die Vorband Nasty Nuns (eine Mischung aus Twisted Sister und Mötley Crüe) ist optisch und musikalisch völlig in den goldenen 80ern stehen geblieben. Wenn man die Jungs genauer anschaut merkt man jedoch, dass sie die 80er wahrscheinlich nicht mal als kleine Bengels erlebt haben - die Kerle dürften so Anfang 20 sein. Umso mehr überzeugt mich die glaubwürdige und engagierte Performance, die vom Posing und vom Auftreten her wirklich an die direkten Vorbilder erinnert. Und was wirklich cool ist: Sie spielen eigene Songs, die total in diese Zeit gepasst hätten (nur wären sie damals schon sehr austauschbar gewesen - Anm. MK). Die Band bekommt verdientermaßen Applaus und wir warten bereits sehnsüchtig auf den Großmeister Lizzy Borden.
Der lässt sich nach einer kurzen Umbaupause nicht zweimal bitten und legt mit dem Song „Abnormal“ los. Leider ist der Sound auch abnormal schlecht, man hört am Anfang nur einen ziemlich seltsamen Soundbrei. Der Soundmann ist jedoch kein schlechter und schafft es ziemlich schnell, dies zu beheben. Lizzy Borden, der wie immer mit verschiedensten Verkleidungen auf die Bühne kommt hat eine unglaublich fesselnde Bühnenpräsenz und schafft es innerhalb kürzester Zeit, das Publikum um den Finger zu wickeln. Seine sympathischen Mitstreiter geben zu jeder Sekunde des Konzerts 100 Prozent. Dies ist umso lobenswerter, da es sich bei den anwesenden Fans um vielleicht 100 - 150 Personen handeln dürfte. Lizzy selbst ist bei sehr guter Stimme und genießt die begeisterten Fanreaktionen. Jeder Song wird durch ein spezielles Gimmick (Maske, Umhang, Grubenlampe um den Kopf) aufgewertet und „ausgelebt“ (leider fehlten auf dieser Tour die attraktiven Tänzerinnen, welche die Show sonst optisch um einiges aufpeppen - Anm. MK).
Bei „The Eyes Of A Stranger“ spielt Lizzy mit einer Taschenlampe herum und leuchtet einzelne Leute an, was in Kombination mit dem Text eine nette Mischung ergibt. Als besonders cool kann der Coversong von Lady Gaga („The Edge Of Glory“) angesehen werden, den viele - inklusive mir - zu Beginn gar nicht erkannt haben. Ein weiteres Highlight ist der Song „There Will Be Blood Tonight“, bei dem Lizzy seine alte Axt auspackt und ein bisschen damit herumfuchtelt. Außerdem verteilt er wieder Kunstblut ans Publikum und viele nehmen dieses Angebot aus den Händen des „Meisters“ entgegen. Hier ist es wie so oft im Heavy Metal: Man darf das alles nicht zu ernst nehmen - der Effekt zählt! „Me Against The Word“ wird vom Münchner Publikum ebenfalls begeistert aufgenommen wie der Klassiker „American Metal“, bei dem Lizzy eine alte US-Fahne auspackt. Die Zeit vergeht unglaublich schnell und nach ca. 70 Minuten wird das Intro von „Master Of Disguise“ vom Band abgespielt. Kurz darauf taucht die komplette Truppe wieder auf der Bühne auf und spielt den Über-Song ziemlich rau und brachial. Danach ist leider schon Schluss, Lizzy und seine Band bekommen begeisternden Beifall.
Das Konzert war sehr gut, so viel steht fest. Auch die Songauswahl, Spielfreude und Auftreten der Band waren hervorragend. Nach dem Konzert gibt Lizzys Truppe noch Autogramme am Merchandise-Stand, das bereits vor dem Konzert angekündigt wurde. Eine feine Sache für Autogrammjäger und Sammler. Fazit: Ein Lizzy Borden-Konzert ist für den Fan des gepflegten Heavy Metals immer einen Besuch wert. Aber Vorsicht: There Will Be Blood Tonight!
Setlist:
Abnormal
Tomorrow Never Comes
Red Rum
Voyeur (I'm Watching You)
Live Forever
Visual Lies / Edge of Glory (Lady Gaga) / Eyes of a Stranger
Under Your Skin
There Will Be Blood Tonight
Me Against The World
The Perfect Poison (neuer Song)
Notorius
American Metal
Master Of Disguise
Stefan Graßl
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