Musik an sich


Reviews
Mary J. Blige

Stronger (with every Tear)


Info
Musikrichtung: Soul/Hip-Hop

VÖ: 18.12.2009

(Geffen Records/Universal)

Gesamtspielzeit: 48:17

Internet:

http://www.mjblige.com


Mary J. Blige - wer immer bereits einen Song dieser stimmgewaltigen Frau gehört hat wird wohl ebenfalls nicht daran vorbeikommen, ihr gegenwärtig den Titel der Queen of Soul & RnB zuzuerkennen. Erst kürzlich hat sie auf Rod Stewarts Album Soulbook mit dem Briten das wunderbare "You make me feel brandnew" aufgenommen, nun ist sie mit ihrem eigenen neuen Album wieder da: Stronger (with each Tear) heißt das gute Stück, ihr mittlerweile 9. Studioalbum, zu dem sie auf ihrer Homepage selbst bemerkt: "I can't thank my Fam enough! I'm so happy that you are happy with this Album. You have no idea what this means to me!" Ein persönliches Album also? Mag sein, dass aber soll der geneigte Hörer doch sich bitte selbst erschließen...

Musikalisch folgendes: Seitdem das Album auf dem Markt erhältlich ist und ich es zum ersten Mal gehört habe, bewundere ich nicht nur wieder einmal die Stimme der Diva, zugleich fehlt mir das Artikulationsvermögen um auszudrücken, was mich an diesem Album stört. Darum vielleicht in abgedroschener Art und Weise: Zu glatt und zu überproduziert. Ohne die Wahnsinnsstimme von Mary J. Blige droht ein solches Album zu einem mittelmäßigen RnB-Album zu werden - und das ist schade!
Bereits der Opener "Tonight" klingt einfach zu glatt und einfach nach "zu viel": Synths, Tonbandclaps - solche Songs sind in diesem Genre nicht selten, und sie bringen das Talent, das Blige vor allen anderen auszeichnet, nicht gut zur Geltung. Vom Soundtrack des Basketball-Dokumentarfilms "More Than A Game" stammt das folgende "The One" feat. Drake. Der Beat ist härter als beim Vorgänger (dem Thema angemessen? Oder eher dem Klischee? Dafür müßte man vielleicht den Film gesehen haben...), zugleich wird die Stimme der Sänger arg verzerrt, dennoch funktioniert der Song im Zusammenhang eigentlich sogar recht gut, in entsprechender Lautstärke im Club gespielt könnte das ein richtiger Hammer werden - auch wenn man für den Erfolg dieses Songs nicht unbedingt Mary J. Blige gebraucht hätte.
"Said and done" hat zwar immer noch die nervigen Tonbandclaps, dafür spielt Blige endlichendlichendlich (!!) ihre Stärke aus - ihre unglaubliche Stimme! Der Song geht zum ersten Mal mehr in Richtung RnB als Hip-Hop, und genau das ist es, was der Hörer sich von diesem Album wieder einmal erwartet hat. Auch hier allerdings zu viel nebenher, ein etwas zu dominanter Hintergrundchorus, dominante Synths aus dem Hintergrund, claps... "Good Love" krankt an ähnlichen Problemen: Bläser ziemlich eindeutig vom Band (muß das sein?!), zu dominant - dabei eigentlich ein positiver Track, dem weniger besser getan hätte.

"I feel good" schraubt das Drumherum zum ersten Mal ein wenig zurück, und leitet dann zum eigentlich ersten überzeugenden Song des Albums über. "I Am" klingt zwar verdächtig nach Nelly, dennoch gelingt es hier Mary J. Blige zum ersten Mal ihre Stimme zum wichtigsten Element des Songs zu machen. Auch das souligere, melancholischere und leisere "Each Tear" kann nicht nur daran daran anknüpfen, sondern diesen kleinen Wendetrend innerhalb des Albums noch verstärken. "I love U" bleibt dabei, lediglich mit härteren Beats, bei "We got Hood Love" triumphiert ihre Stimme dann endlich voll und ganz über den Schickschnack drumherum. Einer der besseren Songs des Albums, und man wünschte sich, statt dem Partner Trey Songz wäre lediglich die mitreißend beseelte Stimme von Blige zu hören!
"Kitchen" ist mehr eine wenig bedeutsame Überleitung zum klassisch-schönen Soultrack "In the Morning", der mir allerdings dringend etwas mehr "echte" Instrumentierung vertragen könnte.
Stronger schließt mit einem Soultrack zum Film "Precious". Bei "Color" stimmt einfach alles, und die Gänsehaut will gar nicht mehr weggehen: Diskreter Beat, ein wenig Bass und eine entfesselte, freigelassene Stimme - der absolute Hammer zum Schluß!

Insgesamt hätte dem neuen Album Stronger (with every Tear) jedoch die Schlichtheit des Covers gut getan: Mehr Mary J. Blige, weniger Accessoirs - was können nicht schon ein paar diamantene Ohrringe da an Positivem bewirken?! Evtl. sollte man in diesem Zweig des Musikbuisness auch mehr über "echte" Instrumente nachdenken, gerade bei einer Ausnahmekünstlerin wie Mary J. Blige. Stronger (with every Tear) ist sicherlich ein Album der Sparten RnB / Hip-Hop / Soul (eben Blige-Sound) der qualitätvolleren Etage, dazu 2-3 Überfliegersongs - das mag schon eine Menge heißen, ein Überflieger ist das gesamte Album deswegen sicherlich nicht - und das ist mehr als schade...



Andreas Matena



Trackliste
1Tonight4:00
2 The One3:13
3 Said and done3:23
4 Good Love4:01
5 I feel good3:47
6 I am3:23
7 Each Tear4:15
8 I love U (Yes I du)3:23
9 We got hood Love4:15
10 Kitchen4:30
11 In the Morning4:35
12 Color5:32

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