Wir sind keine Oldie-Band – URIAH HEEP-Stimme Bernie Shaw über seine Rolle in der Band
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Seit über 22 Jahren ist Bernie Shaw Sänger von Uriah Heep. Das ist weit über die Hälfte der Bandgeschichte und mehr als das Dreifache der Zeit, die Gründungssänger David Byron an Bord war. Dennoch läuft Shaw bei vielen noch immer unter ferner liefen.
Das liegt sicher zum einen daran, dass er auf den Alben, an die man erst einmal denkt, wenn von Uriah Heep die Rede ist, nicht zu hören ist. Die großen Klassiker der frühen Siebziger, die noch heute in der Regel den Großteil des Liveprogramms stellen, wurden von Byron eingesungen und die kommerziell erfolgreichen, mit poppigeren Nummern gewürzten Spätsiebziger Alben sind mit John Lawton entstanden. Diese beiden Sänger hatten ein eher dunkles Timbre, das sich von der deutlich hellern Stimme Shaws klar unterscheidet.
Norbert von Fransecky hat sich an Bernie Shaw herangemacht und ihm nach dem Interview mit Bandboß Mick Box in der letzten Ausgabe besonders auf diese für ihn sicher nicht leichte Rolle angesprochen. Shaw hat sich nicht geziert auf die Fragen zu antworten – und zu widersprechen, wo er die Sache dann doch anders sieht als unser guter Norbert, der auf eine lange Uriah Heep Vergangenheit zurückblickt. Erste Single: „Lady in Black, erste LP: Best of Uriah Heep (1. Auflage ohne(!) „Lady in Black), erstes Rock-Konzert: Innocent Victim-Tour von Uriah Heep.
MAS: Vor meiner ersten Frage will ich kurz erwähnen, dass mit einer Ausnahme alle Uriah Heep-Konzerte, die ich erlebt habe, Konzerte mit Bernie Shaw waren. Aber in der Perspektive vieler Menschen, bist Du – mehr noch als John Lawton – immer der „neue“ Sänger von Uriah Heep geblieben.
Das mag an der sehr geringen Zahl neuer Alben mit Dir als Sänger liegen. Und ich denke es gibt kaum Alben, oder Songs aus dieser Zeit, die zu Uriah Heep-Trademarks geworden sind.
Bernie Shaw: Nun, dazu muss ich erst einmal daran erinnern, dass mein erstes Album mit der Band Live in Moscow war. Danach kamen Raging Silence, Different World, Sea of Light, Sonic Origami, Acoustically Driven, Magicians Birthday Party Parts 1, 2 und 3, dazu einige Live Alben und last but not least Wake the Sleeper.
Vielleicht hast Du einiges davon verpasst?? (Nur das eine oder andere der Live-Alben; NvF) Hinsichtlich eines Trademark Albums hat Sea of Light sicherlich einiges an zustimmender Kritik seitens unserer Fans eingefahren – insbesondere für den Sound, der an die alten Tage erinnert hat. Das gleiche gilt für Wake the Sleeper.
MAS: Meinst Du das wird sich durch das neue Album ändern. Ihr habt ihm alleine dadurch, dass sämtliche Songs ihren Weg ins aktuelle Live-Programm gefunden haben, eine sehr wichtige Rolle gegeben?
Bernie Shaw: Meiner Ansicht nach hat sich nichts geändert. Jedes Uriah Heep Album hat seine eigene Geschichte und wird von unsern Fans respektiert. Es ist einfach eine Frage des Geschmacks. Und denk an den uralten Spruch, du kannst nicht ALLE Menschen zu JEDEM Zeitpunkt zufrieden stellen. Einige unserer Fans sind NUR gekommen um die „neuen Songs“ zu hören; genau wie einige kommen um die „alten“ zu hören.
Mir sind die Fans die liebsten, die kommen um die musikalische Geschichte der Bands zu feiern und ein Teil ihrer Zukunft zu sein. So bleibst du frisch und sitzt nicht einfach nur rum, um als Musiker zu stagnieren. Wir sind keine „Oldie“Band und sind das auch nie gewesen, die nur raus geht und 30 Jahre alte Songs spielt.
MAS: Wie erlebst du Dich selber in einer Band, deren Live Set (mit Ausnahme des aktuellen) in Wesentlichen aus Stücken aus der Zeit vor Dir zusammengesetzt war?
Bernie Shaw: Ich gehe mit alle Leidenschaft, die ich aufbringen kann, daran. Denke daran, dass Elvis nur ganz wenige Songs geschrieben, aber Millionen von Schallplatten verkauft hat. Genau wie Tina Turner, Roger Daltrey usw. Du musst keine Songs schreiben, um ein leidenschaftlicher Künstler zu sein. Du musst professionell sein und das lieben, was Du tust.
MAS: Als Du vor 22 zu Uriah Heep gestoßen bist, wurdest Du Mitglied einer der wichtigsten Rock Bands der 70er. Was war Dein Zugang zu Heep zu der Zeit?
Bernie Shaw: Mick hat mir eine leere Tafel gegeben, mit der ich arbeiten konnte. Dadurch hatte ich den Raum, den Stücken gerecht zu werden, aber meine Art der Interpretation blieb meine Sache. Und die Fans haben es mich wissen lassen, wenn ich richtig lag. Das dürfte der Grund sein, dass ich noch dabei bin.
MAS: Welches Verhältnis hattest Du zu der Band? Waren sie für Dich eine Art von überlebensgroßen Helden.
Bernie Shaw:Nein und ich hatte keinen von ihnen jemals vorher getroffen. Aber die Chemie stimmte und es entwickelte sich bald eine echte Freundschaft.
Und die hält seit über 20 Jahren! Weiter so! Nur die Freundschaftsbeweise an die Fans könnten häufiger kommen. 5 neue Studio-Alben in 22 Jahren sind etwas dürftig. Ihr seid doch nicht Boston! Danke für’s Interview.
Norbert von Fransecky
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