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Bach, J. S. (Kuijken)

Cello-Suiten BWV 1007-1012


Info
Musikrichtung: Barock Kammermusik

VÖ: 01.01.2009

Accent / Note 1, 2 CD, DDD (AD 2006-2007) / Best. Nr. ACC 24196

Gesamtspielzeit: 135:59



NEUTRAL

So spannend und aufschlussreich Sigiswald Kuijkens Erkenntnisse zur ursprünglichen Schulterhaltung des Violoncellos ohne Zweifel sind, so wenig befriedigt seine Gesamteinspielung von J. S. Bachs sechs Cello-Suiten musikalisch.
Also: An dem Instrument, dem authentischen Nachbau eines mittelgroßen Violoncello da spalla, liegt es nicht. Das Instrument wird wie eine barocke Violine in Schulterhaltung und mit den gleichen Griffen wie die kleine Schwester gespielt, klingt aber baritonal bis basstief. Zur Erleichterung des Spielers ist am Corpus ein Band angebracht, mit dem man das Instrument um den Hals hängen kann.
Kuijken weist anhand vieler schriftlicher und bildlicher Quellen den Gebrauch dieses Streichinstruments bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts nach. Das klassische Violoncello, das mit Beinhaltung gespielt wird, kam im Italien des frühen 18. Jahrhunderts auf und setzte sich erst in der 2. Hälfte ganz durch. Längere Zeit existierten beide Formen friedlich nebeneinander und wurden in den meisten Partituren nicht extra unterschieden.
Da es sich im Prinzip um eine vergrößerte Violine handelte, wurde das Schulter-Cello meist von Violinisten gespielt. Bei Bach z. B. ist es darum entweder in einem eigenen Stimmheft oder zusammen mit der Violinstimme notiert! Auch die 5. Hohe e-Saite, die von Bach in seiner 6. Suite verlangt wird, ist beim Schulter-Cello keine Besonderheit. Manches, was „normale“ Cellisten zu heiklen Lagenwechseln zwingt, lässt sich auf dem Schultercello sehr viel einfacher ausführen und klingt darum auch entspannter. Ob es darum auch in fast schon mechanischer Gleichförmigkeit ausgeführt werden muss wie bei Kuijken? Man hört, dass das neue alte Instrument einen leichten, virtuoses Spiel begünstigenden Gang hat und man kann zumindest ahnen, dass es über vergleichbar vielfältige Farben wie ein Bein-Cello verfügt. Aber nicht nur, dass Kuijken aus diesen Möglichkeiten wenig macht. Seine neutrale Ausführung des Notentextes langweilt rasch und lässt einen schnell vergessen, dass man ja eigentlich etwas völlig Neues hört! Aber ein Instrument ist eben (auch nur) ein Medium in den Händen des Spielers. Und der sollte bei Bach schon etwas mehr damit zu sagen haben.



Georg Henkel



Trackliste
CD 1 BWV 1007-1009 57:58
CD 2 BWV 1010-1012 78:01
Besetzung

Sigiswald Kuijken, Violoncello da spalla (Schulter-Cello)


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