Mozart, W.A. (Haselböck)
Kirchensonaten
|
|
Info |
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 15.12.2005
Capriccio / Delta Music (SACD hybrid (AD: 2005) / Best.nr. 71 064)
Gesamtspielzeit: 61:37
Internet:
Wiener Akademie
Capriccio
|
|
|
PFLICHTAUFGABEN
Zum 250. Geburtstag darf´s schon etwas mehr sein, als die übliche "Zauberflöte", "Jupiter-Symphonie" usw. So wächst der Katalog der Mozart-Einspielungen dann auch um einige eher randständige Werke, wie die hier vollständig präsentierten Kirchensonaten. Diese drei- bis vierminütigen Werke wurden in der Salzburger Messliturgie zwischen Epistel und Evangelium vorgetragen. Irgendein inhaltlicher Bezug zum Messgeschehen war dabei weniger erwünscht, als eine kurzweilige musikalische Unterhaltung. Natürlich ist das, was Mozart sich zu diesem Zwecke einfallen ließ, manchem "Meisterstück" der Zeitgenossen immer noch um Längen voraus, aber mehr, als eine kompositorische Pflichtübung war das Schreiben dieser Sonaten selbst für das Genie aus Salzburg nicht. Im engen Formschema der Sonate sind vor allem die Frühwerke dieses Typus arg konventionell und von größter Harm-, bisweilen auch Belanglosigkeit. Erst in den späteren Kirchensonaten, die ab Mitte der 1770er Jahre entstanden, zeigt sich der mozartsche Personalstil, bei dem auf die Dur-Seligkeit immer wieder für kurze Zeit ein harmonischer Schatten fällt, bei dem die Durchführung freier ausgearbeitet und vor allem der Orgel eine mehr als nur ornamentale Funktion zugewiesen wird. Insofern finden sich etwa in den Sonaten KV 328, 336 und 278 durchaus reizvolle Passagen.
Mit seiner auf historischen Instrumenten musizierenden Wiener Akademie geht deren Leiter Martin Haselböck die Werke erfrischend zügig bis pfiffig an und versucht nicht, in sie eine Andachtsfunktion hineinzulesen. Vor allem die Streicher agieren mit angenehmem Schwung und Haselböck brilliert selbst an der silberhellen Orgel der Wiener Hofburgkapelle mit spielerischer Leichtigkeit. Manches hätte im Orchester vielleicht noch ein wenig pointierter zugespitzt und mancher Einsatz geschärft werden können. Andererseits bleibt gerade so der Charakter der Werke als wenig selbständige Füllstücke gewahrt. Jener Charakter ist das eigentliche Problem bei dieser klangscharf eingefangenen Produktion: Mehr als eine Kirchensonate bekamen die Besucher der Messe nicht zu hören und in Einzeldosen verfehlen sie in ihrem Liebreiz die Wirkung auch nicht. Bei geballten siebzehn Sonaten in Folge stellt sich indes beim Hörer ein Gefühl ein, als hätte er 3 Nachmittagstalkshows nacheinander gesehen: man wünscht sich unweigerlich etwas Gehaltvollerers.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1 Sonate C-Dur für Orchester und Orgel, KV 329 2-5 Vier Sonaten für Streicher und Orgel, KV 225, 68, 69, 145 6-9 Drei Sonaten für zwei Soloviolinen, Bass und Orgel, KV 224, 67, 328 9 Sonate C-Dur für Orchester und Orgel, KV 263 10-13 Vier Sonaten für zwei Soloviolinen, Bass und Orgel, KV 241, 212, 245, 274 14-16 Drei Sonaten für Streicher und Orgel, KV 144, 244, 336 17 Sonate C-Dur "pro festis Pallii" für Orchester und Orgel, KV 278 |
|
|
|
|
Besetzung |
Wiener Akademie
Ltg. Martin Haselböck
|
|
|
|