THE MINUS 5 - Ein großer Hut für einen großen Kopf
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Gesprächspartner: Scott McCaughty (The Minus 5)
Zeit: 28.12.2005
Interview: E-Mail
Stil: Americana
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Wie Scott McCaughty alle seine Jobs unter einen Hut bekommt, ist die eine Frage. Wie er dennoch ein Album wie The Minus 5 auf die Reihe bekommt, die andere. Nicht nur, dass er hiermit sein siebentes Fulltime Album veröffentlicht, Nebenprojekte wie The Young Fresh Fellows und Tuatara sowie seine Live- Mitgliedschaft bei R.E.M. (deren Peter Buck durchaus schon fester Bestandteil der Minus 5 ist) tun ihr übriges, dass ein 24-Stunden Arbeitstag für Scott McCaughty fast schon sicher scheint. „Ich habe wirklich einen großen Hut für einen wirklich großen Kopf,“ gibt der Bandchef dann auch zu. „Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht ab und zu auch abhänge, in Bars gehe, mir Baseball-Spiele ansehe oder Bücher lese. Und ich verbringe eine Menge meiner Zeit mit meiner Familie, so dass ich dann doch nicht wirklich alle Zeit der Welt für meine Musik habe. Ich mache wirklich eine Menge Dinge, doch wenn es darum geht, für mich interessante Musik zu machen, dann versuche ich auch, das ohne Einschränkungen möglich zu machen. All diese Bands haben dann auch ihren Platz in meinem Herzen und soweit wie möglich versuche ich auch, hier keine Engpässe entstehen zu lassen. Das bedeutet, dass, wenn eine Band eine Auszeit nimmt, meine Aktivitäten auf eine andere übergehen.“
Mit The Minus 5, dem Album, schert man dann wohl alles auf höchst angenehme Weise über einen Kamm, was mit Americana und Beatles in Verbindung gebracht werden kann. Was für Scott McCaughtys Projekt selbst bedeutet, dass hochmelodische Extravaganz auf ein enormes Songpotential trifft, wobei sich gerade Herzensbrecher wie „Rifle Called Goodbye“, „All Worn Out“ und das blümchenbehangene „Twilight Disillery“ zu den ersten Aufhorchern von McCoys neuem Output entwickeln. „Ja, die Beatles sind eigentlich für mich schon immer eine der Hauptinspirationsquellen gewesen, da sie eigentlich der Grund dafür waren, dass Rock’n Roll eine so entscheidende Rolle in meinem Leben eingenommen hat. Aber das Problem ist doch, dass die Beatles mit ihrer Musik Territorium für sich beanspruchen, das es fast schon unmöglich macht, nicht von ihnen beeinflusst worden zu sein. Aber sicher ist, dass eine Menge Inspiration, die The Minus 5 vor allem in ihren Anfangstagen ereilten, von Platten wie Big Stars dritter, Tom Waits ‚Swordfish Trombones‘ und ‚Raindogs‘ und, zugegebenermaßen, auch von Brian Wilsons und Phil Spectors Produktionstechniken stammt. In textlicher Hinsicht verlief ich mich geradezu in den nebligen Gestaden von Dylan, Costello und unseres Helden Randy Newman.“
Nur kann man noch nicht so recht deuten, ob es sich bei The Minus 5, gerade wegen der zahlreichen Mitmusiker und Gäste, um eine wirklich funktionierende Band handelt. Was von McCoy dann geradezu euphorisch bestätigt wird. „Aber ja doch. Eigentlich hatte ich anfangs allein die Idee zu The Minus 5, doch schon schnell konnte ich Peter Buck, Ken Strinfellow und eine ganze Reihe anderer Freunde dafür begeistern. Und in den letzten fünf Jahren schließlich wurden das Projekt mit Peter und mir, John Ramberg, Bill Rieflin und manchmal mit Ken zur richtigen Band, wenn man das denn so nennen kann, da wir von nun an überaus oft zusammen arbeiteten und so ein überaus großer Katalog an Minus 5 Songs entstand. Aber ich habe immer noch das letzte Wort, nehme ich jedenfalls an, und da ich auch eine Art Reiseleiter für die Band bin, auch die totale Kontrolle, wenn es angebracht ist. Aber eigentlich sind wir alle Leute, die irgend etwas bewerkstelligen wollen. Es fühlt sich gut an, Platten zu machen, Shows zu spielen, Songs zu schreiben und diese dann zu realisieren. Das ist es, was uns alle antreibt und The Minus 5 ist die geeignete Basis, das alles auszudrücken. Wir sind schon glücklich, bisher eine Reihe an Alben in nicht gerade wenigen Ländern veröffentlicht, mit zahlreichen wirklich großen Künstlern zusammengearbeitet und auch schon hin und wieder im Fernsehen gespielt zu haben. Letzteres zugegeben noch nicht ganz so häufig, aber immerhin.“
Nun stellt sich dann aber doch noch die Frage, welchem seiner zahlreichen Projekte Scott McCaughty die eigentliche Priorität einräumt. „2006 ist das auf jeden Fall The Minus 5. Wegen dem neuen Album, der Tour usw. In den letzten drei Jahren war ich schwer mit R.E.M. beschäftigt, da wir eine Menge tourten und auch lange im Studio waren. Im Dezember spielte ich den Young Fresh Fellows einige Gigs und im Januar mußte ich ein paar Songs von Robyn Hitchcok einstudieren, da ich ihn als Bassist auf einer zweiwöchigen Englandtour begleitete. Somit ist alles für mich im stetigen Wechsel und die Prioritäten kann ich im eigentlichen Sinn dann auch nicht so genau festlegen.“ Dann wollen wir ihn dann auch nicht zu sehr drängen.
Carsten Agthe
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