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Reviews
Wilms, J.W. (Drechsel)

Werke für Klavier solo


Info
Musikrichtung: Frühromantik

VÖ: 24.06.2004

Verlag Dohr, Köln (CD, DDD (AD: 2004) / Best. Nr. DCD 024)

Gesamtspielzeit: 63:38

Internet:

Verlag Dohr

Oliver Drechsel



DIE WILMS-RENAISSANCE

Lange Zeit nahezu vergessen, rückt das Werk von Johann Wilhelm Wilms (1772-1847) mehr und mehr wieder ins Bewußtsein der musikinteressierten Öffentlichkeit. Nach den Einspielungen von einigen seiner Symphonien und eines Klavierkonzertes sind nunmehr hier Werke für Pianoforte solo zu hören. Der Pianist Oliver Drechsel hat sie auf einem Hammerflügel aus der Werkstatt von Christian Erdmann Rancke (Riga, 1825) eingespielt. Das Instrument - auch optisch ein Genuß - orientiert sich an englischen Vorbildern und gefällt durch einen recht brillanten Ton, mit dem es auch moderneren virtuosen Ansprüchen genügt.

Das ist bei Wilms Klaviermusik durchaus erforderlich. Mögen auch die vier hier vorgelegten Variationen über damals populäre Melodien für den Gebrauch im Rahmen der Hausmusik geschaffen worden sein, so verlangen sie dem Interpreten doch einiges technisches Können ab. Der kunstsinnige Dilletant im damaligen Sinne war eben bei weitem kein amateurhafter Stümper.
Die Variationen zeichnen sich durch einen charmanten Einfallsreichtum aus, wenngleich sie nicht die Kühnheit beethovenscher Stücke dieser Art aufweisen.
Mit einer Spieldauer von rund einer halben Stunde erreicht Wilms einzige Klaviersonate fast symphonische Ausmaße. In Themenwahl, Materialbearbeitung und in der Verwendung der Sonatenhauptsatzform ist sie noch ganz den klassischen Mustern verhaftet. Nur ganz selten scheinen bereits romantische Anklänge aufzuleuchten. Die souveräne Beherrschung der kompositorischen Prinzipien vermag indes nicht darüber hinwegzutäuschen, dass Wilms mit seiner Musik stets an der Oberfläche bleibt. Abgrründiges, Überraschendes oder Hintersinniges wird man bei ihm vergebens suchen. Die Entwicklung bleibt meist vorhersehbar, so dass insgesamt das Niveau unterhaltsamer Salonmusik nicht überschritten wird.

Oliver Drechsels engagiertes Spiel, das informative Booklet und der makellose Klang der Aufnahme ermöglichen dabei nichtsdestotrotz einen interssanten Einblick in das kammermusikalische Schaffen des Wahlniederländers Wilms, der mit seiner Musik an der Schwelle zwischen Klassik und Romantik stand.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1 Ariette "Einmal in meine achten Jahr" (Variationen) 08:31
2-5 Sonate für Pianoforte B-Dur 27:15
6 "Nel cor piu non mi sento" (Variationen) 05:30
7 Romance de Cendrillon "Je suis modeste et soumise" (Variationen) 12:13
8 Ariette "Seit ich so viele Weiber sah" (Variationen) 10:09
Besetzung

Oliver Drechsel
auf einem Hammerflügel (Werkstatt Rancke, Riga, 1825)


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