Musik an sich


Reviews
Vanille and the Woodpeckers

Black Spider Man


Info
Musikrichtung: Folk-Rock

VÖ: 03.03.2003

(Iguana Records)


Wieder Mal eine Scheibe, bei der es ewig gedauert hat, bevor ich meine Stimme erhebe. Ganz so schlimm, wie es das Erscheinungsdatum vermuten lässt, ist es zwar nicht. Aber ein gutes halbes Jahr liegt die schwarze Spinne schon bei mir rum - und zwar nicht als vernachlässigter Staubfänger, sondern auch immer wieder in der Rotation - allerdings ohne dass ich mich hätte entschließen können, was ich dazu sagen soll. Damit dürfte schon eins klar sein. Euch erwartet weder eine schallende Lobeshymne, noch ein abgrundtiefer Verriss. Bei solchen Sachen weiß man in der Regel recht schnell, was zu sagen ist.

Vanille and the Woodpeckers sind fraglos etwas besonderes - eigenwillig oder eigenartig trifft es wohl gleich gut. Prägend ist das Fehlen eines Schlagzeugers. Statt dessen baut man auf ein dreiköpfiges Percussion-Ensemble, die namensgebenden Spechte. Und die sind zweifelsohne die Bank, auf die Vanille (Git, Voc) setzen muss. Ihre teilweise gegenläufigen Rhythmen geben dem Folk-Rock eine Basis, die differenzierter und variabler ist als jedes Drumming. Akzente setzen daneben Gitarren in der Tradition der 70er Jahre und eine Violine, die gelegentlich mal fast wie ein Bläsersatz(!) klingt (“Rainbow Wings“).

Davor steht der Sänger, dessen raue Stimme leider nicht ganz so leidenschaftlich wirkt, wie das Promo-Blatt lobt. Statt dynamischem Ausdruck liefert sie oft eher einen angestrengten Eindruck. Vor allem aber - und das gilt leider generell für die gesamte CD - bleiben sich die einzelnen Stücke sehr ähnlich. Ob Gesang, Percussion, der Rahmen, in dem man sich bewegt, bleibt eng gesteckt.
Vielleicht liegt das zum Teil daran, dass Black Spider Man live eingespielt wurde. Aber der Eindruck, dass die Band noch ein wenig an der Ausarbeitung der Songideen hätte arbeiten können, hält sich dennoch durch. So bleibt es den zwei deutschen Texten vorbehalten, Aufmerksamkeit heischend aus dem Konvolut hervorzutreten. Dann fühlt man sich an alte DDR-Rocker wie Pankow zur Paule Panke-Zeit erinnert. Ob die Musiker bereits in der DDR-Szene tätig waren, weiß ich nicht. Die Herkunft aus Naumburg lässt es zumindest nicht als unmöglich erscheinen.

Anspieltipps: Der recht fesselnde Titelsong, das deutsche “Letzter Tanz Marie“ und der Opener “Oh Lord“.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Oh Lord6:25
2Rainbow Wings5:09
3More and more5:41
4All over me5:22
5Letzter Tanz Marie5:06
6Let the River flow5:11
7Black Spider Man10:02
8Tell me to stay7:05
9Try to forget5:23
10Ein bisschen Zeit4:58
Besetzung

Vanille (Git, Voc)
Markus (Acc. Git)
Johnny (B)
Gerd (Violine, Mandoline)
Hilde (Perc)
Jan (Perc)
Don Carstello (Perc, Didgeridoo)


Zurück zur Review-Übersicht