Chopin, F. u.a. (van Oort)
Nocturnes
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Info |
Musikrichtung:
Klaviermusik
VÖ: 04.01.2004
(Brilliant Classics / Joan Records) 4 CD DDD (AD 1995-2003) / Best. Nr. 92202
Gesamtspielzeit: 240:00
Internet:
Brilliant Classics |
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ERLEUCHTETE NACHTSTÜCKE: "DIE KUNST DER NOCTURNE IM 19. JAHRHUNDERT" ... so lautet der Untertitel dieser 4 CD-Box. Wer "Nocturne" hört, der denkt zuerst an die Stücke Chopins (1810-1849). Dessen Nocturnes finden sich hier in einer vollständigen Wiedergabe auf zwei der CDs, gespielt vom Niederländer Bart van Oort, der dabei ausschließlich historische Instrumente benutzt. Neben einem Fortepiano aus der Werkstatt Pleyel kommen auch solche aus der Produktion Erards und Broadwoods zum Einsatz. Sehr schön lassen sich so die unterschiedlichen Klänge dieser Instrumente vergleichen, ihre stets ganz eigenen Charaktere bestaunen. Dabei ist ihr rauher, etwas verschatteter Klang für jene gewöhnungsbedürftig, die Chopins Werke auf einem modernen Flügel gespielt im Ohr haben. Weniger weichgespült und unsentimentaler kommen sie auf dem Fortepiano daher, was van Oort durch sein Spiel noch unterstützt. Dabei gelingen ihm die elegischen Passagen durchaus gefühlvoll, manchmal produziert er fast verhauchte Töne, dann wieder glatte Läufe. Nicht gleichermaßen überzeugend ist seine Interpretation in den dramatischeren Passagen, wo man manchmal ein stringentes Konzept vermißt und das ganze ins Hektisch-Flatterhafte abzugleiten droht.
Dass nicht nur Chopin Nocturnes komponierte, belegen mit dokumentarischem Eifer die weiteren zwei CDs. Auf einer finden sich die "Nachtstücke" des Engländers John Field (1782-1837), dem eigentlichen Erfinder dieser Gattung. Diese stehen den bekannteren Werken Chopins meistenteils in nichts nach, wenn sie auch von einfacherer Struktur sind. Van Oort bringt auch diese Preziosen angemessen zum Leuchten. Die vierte CD bietet dann Nocturnes, erdacht von Zeitgenossen der beiden Komponisten. Und so kann man entdecken, dass auch Glinka und Alkan sich mit der Kunst der Nocturne befaßt haben. Ferner finden sich Stücke von Clara Schumann, Camille Pleyel, Kalkbrenner (vierhändig; mit Agnieszka Chabowska), Lefebur-Wely, Maria Szymanowska und schließlich von Ignacy Feliks Dobrzynski (1807-1867). Gerade dessen fünf Nocturnes stellen eine echte Entdeckung dar, sind sie doch voll von melodischem Einfallsreichtum, süßer Melancholie und technisch durchaus anspruchsvoll. Demgegenüber erreichen die ürbigen Werke nicht das Niveau Chopins und gleiten auch schnell einmal ins Volkstümlich-Banale ab.
Insgesamt eine (klang-)technisch überzeugende Produktion, sorgfältig zusammengestellt und präsentiert. Bei dem unschlagbaren Preis, der zwischen 7 und 10 Euro liegt, darf man hier unbesorgt zugreifen und in den dunklen Zauber der Nocturnes eintauchen.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
CD 1: Field, Nocturnes (Gesamteinspielung) CD 2+3: Chopin, Nocturnes (Gesamteinspielung) CD 4: Nocturnes von Zeitgenossen |
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Besetzung |
Bart van Oort, Fortepiano
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