Im zweiten Teil des Interviews geht es unter anderem um den Entstehungsprozess der Lieder, um Vergangenheit und Zukunft von Alias Eye und um Musik im Allgemeinen. (Der erste Teil des Interviews steht in der Januarausgabe 2004 zur Verfügung - Anm.d.Red.)
MAS:
Du hast es schon öfter angeschnitten: Wie bastelt ihr eure Lieder zurecht?
FF:
Das ist unterschiedlich. Es kommt vor, dass jemand mit einer Songidee in den Proberaum kommt, wie zum Beispiel Vytas gestern. Die Idee wird dann vorgestellt und wir überlegen uns, was wir daraus machen. Natürlich sagen wir, Ok das Stück gefällt uns, da können wir was damit anfangen; es gibt natürlich auch Ideen, bei denen wir sagen, das geht uns nicht sofort rein, und wir etwas darüber nachdenken müssen. Es gibt auch Songs, bei denen Philip mit einem Refrain, einer Strophe kommt, bei denen Matthias, unser Gitarrist, mit einem Riff kommt; es gibt auch Songs, wo ich mit einem Bassriff komme und wir was draus basteln, zum Beispiel Mystery von der Field Of Names. Genauso bei Driven; ebenfalls auf der Field Of Names. Auf dem neuen Album ist zum Beispiel Your Other Way aus einem Jam entstanden. Es kommt durchaus vor, dass wir einfach herumjammen und daraus dann ein Song entsteht. Aber meistens kommen Leute mit irgendwelchen Ideen in den Proberaum. Es kommt ganz selten vor, dass jemand mit einem komplett fertigen Song in den Proberaum kommt. Und selbst dann kann man 100% sicher sein, dass er so nie auf die Platte kommt; er wird immer umgeschrieben. Wir machen oft aus einem Popsong einen Artrocksong. The Usual Routine war so ein Fall. Bei Your Other Way und Fake The Right kam Matthias mit einem Riff an, das entwickelt sich dann einfach. Man sitzt zusammen, spricht darüber, hat Ideen, probiert einfach rum und nimmt natürlich auf - wir haben im Proberaum einen Kassettenrekorder stehen. Philip kommt dann meistens noch mit einem Text an und mit den Gesangsmelodien. Es ist oft so, dass Philip die Gesangsmelodien prägt und wir dann die Harmonien herausfinden. So entstehen bei uns Songs; mittlerweile dauert es bei uns zum Glück nicht mehr so arg lange. Früher haben wir schon ziemlich lange gebraucht um einen Song zu schreiben, mittlerweile geht es aber relativ schnell. Man kann das trotzdem nicht verallgemeinern; das kommt auf den Song drauf an. Manche Songs gehen einfach rein, manche brauchen einfach ein bisschen. Ideen haben wir immer, aber wir sagen auch „Ok, den lassen wir noch etwas liegen, vielleicht fällt uns dazu noch etwas ein.“ Wir haben jetzt noch viele Riffs, Strophen, Refrains, die liegen geblieben sind und um die wir uns jetzt wieder kümmern. Wir haben uns jetzt erst einmal auf das Konzert konzentriert, danach werden wir unsere Proben darauf hin verstärken, dass wir natürlich die neuen Songs von A Different Point Of You weiter proben, quasi verfeinern. Mittlerweile singe ich auch einige Lieder mit; morgen werde ich bei A Clown’s Tale und The Great Open mitsingen. Wir haben gemerkt, dass die Chöre live auch sehr gut ankommen, und haben dann versucht, ob es mit Vytas und mir zusammen funktioniert. Es funktioniert ganz gut; ich muss natürlich noch etwas üben, das ist klar, ich bin ja kein Sänger. Ich habe früher einmal in einer Band gesungen und Bass gespielt, das funktioniert grundsätzlich theoretisch schon, aber das muss dann schon geübt werden, zumal die Parts, die ich auf dem Bass spielen und singen muss, nicht ganz so einfach sind. Aber wir werden in den nächsten Monaten und Jahren versuchen, das auszubauen. Das hört man bei Spock’s Beard ganz toll, Chorgesang hintendran ist immer was Schönes, aber im nächsten Jahr fangen wir auch wieder an zu schreiben. Wir proben zwei Mal die Woche; die erste Probe nutzen wir meist um Sachen zu verbessern, ich mache das meistens mit unserem Schlagzeuger zusammen; das heißt wir sitzen dienstags zusammen und üben irgendwelche Passagen, üben andere Sachen, wie Gesangspassagen mit Philip und Vytas. Diese Proben werden auch dazu genutzt, neue Songs zu schreiben. Wir haben uns auch vorgenommen, dass wir die Ideen, die wir vorher hatten, wieder ausbauen und dass wir über neue Ideen nachdenken. Wir wollen jetzt schon verstärkt für Konzerte proben, da es jetzt auch mit Konzerten losgehen muss, aber wir wollen nebenher auch Songs schreiben. Unser Ziel ist schon, dass wir dann gegen Ende nächsten Jahres wieder ins Studio gehen können - wenn genügend neue Songs da sind - wieder ins Studio gehen, so dass wir 2005 eine neue CD herausbringen können. Wir wollen nicht mehr zwei Jahre vergehen lassen, bis die nächste CD rauskommt.
MAS:
Ganz zurück zu den Anfängen: Wie kam es zur Gründung von Alias Eye?
FF:
Alias Eye gibt es ohne Keyboarder schon etwas länger; wir haben früher unter dem Namen Stonehenge 70s-Rock gecovert; Cream; Led Zeppelin; Jimi Hendrix und solche Sachen. Das haben wir ziemlich lange gemacht; Philip lernte ich 1993 kennen, Matthias kenne ich schon seit 1990; auch durch andere Musikerkollegen. Wir machen schon ziemlich lange zusammen Musik. Seit 1993/94 gab’s dann Stonehenge, damals noch mit einem anderen Schlagzeuger. Zu der Zeit kam gerade Lenny Kravitz ganz groß raus, so dass die Musik ziemlich hip war und wir schon damals vor relativ voller Bude gespielt haben. 1996 haben wir dann den Schlagzeuger ausgewechselt, da wir uns mit ihm nicht mehr so gut verstanden, das kommt einfach mal vor, sogar öfters als man denkt. Über eine Kontaktanzeige haben wir dann Ludwig gefunden, und bis 1998 mit Stonehenge weitergemacht. Dazwischen gab es ein Jahr Pause, da Matthias aus studientechnischen Gründen in Kanada war. In dem Jahr habe wir relativ wenig gemacht; Philip und ich haben andere Projekte gemacht. Irgendwann ebbte dann diese Flower-Power-Welle ab und wir haben gemerkt, dass das nicht mehr so gut ankam. Wir hatten zu dem Zeitpunkt schon ein, zwei eigene Songs geschrieben und hatten einfach Lust, etwas Eigenes zu machen. Wir haben damals verstärkt nach einem Keyboarder gesucht und Philip hat damals mit Vytas einen absoluten Glücksgriff gelandet. Sie studieren beide in Mannheim und haben sich in einem Seminar kennen gelernt. Sie kamen ins Gespräch und Vytas erwähnte, das er Klavier spielte, worauf Philip meinte, dass er doch mal in die Probe vorbeikommen soll. Das geschah und wir haben sofort gemerkt, dass es sowohl menschlich - und das ist ganz wichtig - als auch musikalisch hervorragend passt, und seit 1998 gibt es uns in der Besetzung. Wir haben angefangen Songs zu schreiben und sind 1999 zum ersten Mal auf einem kleinen Open-Air -Festival der Kirche aufgetreten, in der wir auch proben. Wir haben weiter Songs geschrieben und eine EP aufgenommen, Beyond The Mirror. Wir haben die EP weit übers Internet verbreitet und so sind auch DVS auf uns aufmerksam geworden. So ist dann der Gedanke aufgekommen, dass wir uns nach einem Plattenvertrag umschauen könnten. Plattenvertrag muss man genauer definieren, das ist ja eigentlich ein Bandübernahmevertrag. Einen Plattenvertrag an sich gibt es in der heutigen Zeit ja nicht mehr, also dass die Plattenfirma alles bezahlt, CD-Produktion und so weiter. Wir haben unsere Platten alle selbst produziert, und mit DVS haben wir einen reinen Bandübernahmevertrag, das heißt, sie übernehmen das Band, bezahlen Press- und Druckkosten sowie das Artwork und natürlich die ganze Promotion, es ist sozusagen ein Jointventure von beiden Seiten. Ja, so ging das los damals mit der Beyond The Mirror, die wir immerhin auch über 300 Mal verkauft haben, natürlich auch durch Hilfe einiger Onlinezeitschriften wie www.durp.com. Dann ging es los mit den ersten Kritiken; vor allem mit den ersten guten Kritiken; da haben wir gemerkt, dass wir ganz gut ankommen. Das war so ein erster Test für uns; zu wissen wie die Musik ankommt; ob die Musik zu abstrus ist und anderen nicht gefällt. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Wir haben aus der ganzen Welt positive Resonanzen bekommen, und da wir genug Songs hatten, haben wir uns dazu entschlossen, ein ganzes Album aufzunehmen. Daraufhin haben wir mit Christian Schimanski gesprochen, mit dem wir auch schon die EP aufgenommen hatten, ob wir es bei ihm machen können, und er hat gemeint, dass er es macht. Wir haben dann mit ihm als Produzent zusammengearbeitet und damals die Field Of Names aufgenommen, so hat sich das entwickelt.
MAS:
Hörst du dir eure Alben auch daheim privat an?
FF:
Ja, natürlich! Jeden Tag; zum einen natürlich um mich selbst fit zu halten, ich spiele beide Alben jeden Tag einmal durch um drin zu bleiben, und zum zweiten, um sich mit der Musik zu beschäftigen. Das machen wir alle sehr intensiv; Philip momentan, da er die Texte lernen muss (lacht; S.C:), ich aber auch, da man sich mit der eigenen Musik nie zu wenig beschäftigen kann. Sicher gibt es Tage, an denen ich eine Pause brauche und auch mal was anderes hören muss, aber wir hören die Platte schon oft. Ich kann jetzt nicht für die anderen sprechen und sagen, wie oft sie dies tun, aber wenn sie es tun, dann auch um sich vorzubereiten und um warm zu bleiben. Und Sachen für sich zu üben macht jeder natürlich auch zu Hause, da sich jeder auch neben den Proben auch daheim vorbereiten muss. Das gehört für uns dazu, andere Bands mögen das anders sehen. Wir sind inzwischen alt genug, dass wir sagen können „Wir haben einen gewissen Anspruch, dann muss sich jeder auch daheim vorbereiten.“ Das passiert ganz automatisch.
MAS:
Wie kamst du selbst zur Musik?
FF:
Ich glaube, wie viele Bassisten: Durch die Schulband. Gegen Ende der 80er, so 88/89, gab es bei uns an der Realschule eine Musik-AG. Ich wollte zuerst Gitarre lernen, kam aber durch einen Klassenkameraden zum Bass. Er hat mir was vorgespielt und ich habe gesagt, dass er mir das Ding mit den vier Saiten mal geben solle, da ich probieren wollte, wie es funktioniert. Das war für mich ein Aha-Erlebnis, ich habe gemerkt, dass es ein schönes Instrument ist und mir sehr viel Spaß macht. Wir haben dann relativ schnell eine Schulband gegründet, und wie das so in einer Schulband ist, spielt man eben Sachen von den Sex Pistols, New Model Army etc. Eine Woche nachdem ich anfing Bass zu spielen, hatten wir unseren ersten Auftritt auf einem Schulfest. ich hatte Glück, dass die Schule sehr liberal eingestellt war, so konnte ich den Bass mit nach Hause nehmen und habe dann eine Woche lang geübt, was meine Eltern nicht so freute, damit auf dem Konzert alles klappt. So fing es an; ich habe einfach gemerkt, dass es das Instrument für mich ist. Ich konnte mir schon früh Töne relativ gut merken und sie auf einem Instrument wiedergeben, und dazu ist der Bass das ideale Instrument. Ich habe auch einen Großvater, der früher Kontrabässe und Geigen baute, und obwohl ich ihn nicht kennen lernte, steckt das wohl in der Familie etwas drin. Zu dem Zeitpunkt, als ich mit der Musik anfing, betrieb ich noch Leistungssport; Handball. Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass beides zusammen nicht geht, und habe mich dann für die Musik entschieden, da ich nicht drei Mal die Woche trainieren gehen und Musik machen kann. Meine Eltern haben mir dann relativ schnell einen Bass und Verstärker gekauft, ich habe dann schnell andere Musiker kennen gelernt und bin Anfang der 90er in eine Pop-Rock-Coverband eingestiegen, in der ich lange Zeit war und mit der ich auch musikalisch groß geworden bin. In ihr blieb ich bis 1996; 1993 kam dann schon Stonehenge dazu. 1998 kam dann Vytas dazu und Alias Eye wurde gegründet, dann war mein Hauptaugenmerk sowieso auf Alias Eye gerichtet. Letztes Jahr bin ich wieder zu meiner alten Band gestoßen - wir waren nie ganz außer Kontakt, wir haben uns immer mal wieder gesehen - da sie letztes Jahr ihren Bassisten geschasst haben. Sie haben gefragt, ob ich nicht wieder Lust hätte, mitzumachen, und da ich die alten Songs eh noch kenne, da ich sie ja mitgeprägt und teils mitgeschrieben habe, habe ich ja gesagt. Es ist für mich ein reines Nostalgieprojekt, das auch Spaß macht, es ist Pop-Rock. Von den Melodiebögen geht es schon in Richtung Alias Eye, aber es ist wesentlich kommerzieller. Es ist mal was anderes, mal andere Leute. Die Techniker beim Konzert morgen sind Leute der Band, die unsere Musik sehr mögen. Es ist natürlich ein Vorteil, wenn Musiker da unten stehen, die wissen, was sie tun, da sie ja auch die Musik lieben. Das ist eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt, da ich mit den Leuten auch musikalisch groß geworden bin.
MAS:
Welche Vorbilder hast du?
FF:
Als Musiker, als Bassist ganz klar Paul McCartney und Sting. Dann noch Nathan East, das ist der Bassist, der einige Touren von Phil Collins mitgespielt hat; er war auch bei Eric Clapton dabei und ist zum Beispiel auf der „Clapton Unplugged“ zu hören. Er gefällt mir auf Grund seiner Melodiebögen sehr gut. Paul McCartney ist meiner Meinung nach ein sehr, sehr guter Bassist, da er auch sehr schöne Melodiebögen spielt und dazu noch singt. Sting genauso, wobei sie ja als Bassisten nicht auffallen. Man nimmt sie ja als Künstler wahr, und weniger als Bassisten. Musikalische Vorbilder sind auch die Beatles, da ich mit ihnen groß geworden bin; natürlich auch Bands wie Led Zeppelin, der ganze 70s Rock. Aber auch andere Bands, wie zum Beispiel Tears For Fears. Eine Zeit lang war ich auch ganz großer Iron Maiden Fan, ein großer Fan ihres Bassisten. Aber meine Haupteinflüsse kommen von den Beatles; ich komme aber aus einer ziemlich weit gefächerten Ecke, eher aus dem Pop-Rock-Bereich, ein wenig auch aus dem Bluesrock-Bereich; leider weniger aus dem Jazzrock, das fängt erst jetzt an sich zu entwickeln. Wir alle kommen eher aus der Pop-Rock-Ecke. Ich bin auch ein ganz großer Billy Joel Fan, und eine Zeit lang habe ich sehr intensiv Tears For Fears gehört, da sie eine Band sind, die unglaublich schöne Musik macht und eine unheimlich tolle Platte heraus gebracht haben, nämlich die „Sowing The Seeds Of Love“. Diese Platte kann ich jedem nur empfehlen, da sie mir deshalb gut gefällt, und ich sie deswegen auch allen Alias Eye Fans empfehle, da sie etwas unserer Musik ähnelt. Sie ist sehr weit gefächert; man findet sehr viele verschiedene Stile drin, mit gutem Gesang und guten Gastmusikern. Manu Katche und Phil Collins trommeln darauf, Pino Palladino spielt darauf Bass; er ist mit Paul Young und seinem schönen Fretless Bass-Sound bekannt geworden. Das sind so die Leute, die ich sehr gerne höre, momentan sogar die No Angels, das gebe ich offen und ehrlich zu. Die „Best Of“ ist eine sehr schöne Platte, da ist eine Akustikscheibe dabei, die gefällt mir sehr gut. Was unseren Musikstil betrifft sind wir alle sehr weit gefächert. Ich glaube, dass es als Musiker auch etwas eindimensional ist, wenn man sich nur auf eine Sparte beschränkt. Als Bassist bin ich für alles offen.
MAS:
Basser sind die besseren Menschen, da...
FF:
... sie ruhiger sind. Da sie vielleicht nicht so extrovertiert sind wie Sänger und Gitarristen, und sie meiner Meinung nach zusammen mit dem Schlagzeuger der Ruhepol in der Band sind.
MAS:
Welcher Bassist versetzt dich immer wieder in Erstaunen?
FF:
Momentan immer wieder Paul McCartney und Sting, da er es schafft, mich mit relativ simplen, aber eingängigen Bassläufen zu begeistern. Das kann einfach nur der Wechsel von einem Viertelbass auf einen Achtelbass sein, aber das ist dann so effektiv im Song, dass es nahezu unglaublich ist. Ich mag keine Fuddler. Ich war einmal auf einem Workshop von Billy Sheehan, dem Bassisten von Mr. Big, und da habe ich ihn gefragt, warum er eigentlich Bass spielt und keine Gitarre. Er hat gesagt da der Bass für ihn ein Basisinstrument ist. Ich habe gesagt „Ja, für mich auch“ aber was wir hier fabrizieren; Tapping, Solobass spielen und so weiter, das ist auch einmal interessant und kann durchaus mal songdienlich sein, aber ein Bass ist immer noch das Fundament eines jeden Songs. Es ist sehr wichtig, dass man auch dem Fundament eines Songs das gibt, was das Fundament hergibt; also was der Song erfordert und nicht, was der Bassist vielleicht machen will. Es gibt durchaus die Möglichkeit, mal einen Spot für den Bassisten zu schaffen. Auf der Field Of Names gibt es Premortal Dance, da gibt es eine Bassmelodie, die das Solo einleitet. Die Stelle passt rein vom Gefühl her rein und weniger, um dem Bassisten jetzt einen Spot zu geben. Die Stelle hätte genauso gut auch jemand anderes spielen können, aber wir haben gesagt „Ok, das klingt auf dem Bass ganz schön, also spielen wir es so“. Auf dem neuen Album ist es bei The Great Open genauso, da führe ich auch mit der Bassmelodie den Song ein. Es ist zwar auch ein Spot, aber eine rein songdienliche Geschichte. Your Other Way fängt auch mit einem Bass an; es ist einfach eine Melodie die genauso gut jemand anderes hätte machen können. Wenn es der Bass macht, ist das ganz toll und ich freue mich darüber. Manchmal gibt es auch Stücke, bei denen der Bass ganz wichtig ist, wie zum Beispiel Too Much Toulouse, aber weniger als Soloinstrument sondern als Soundfrage. Man muss den Bass erst immer noch als Soundelement verstehen, und dann muss schauen, wie man ihn einsetzen kann. Man kann ihn manchmal auch sehr experimentell einsetzen, wie es manche meiner Kollegen aus der Szene machen, was ich oft auch sehr klasse finde; manchmal finde ich es aber auch einfach übertrieben. Da muss man sehr aufpassen. Es gibt auch Stimmen, die mir vorwerfen, dass ich zu wenig spiele, zu wenig mache. Daraufhin sage ich immer: „Ok, das mag sein, das kann ich nachvollziehen.“, aber man muss dazu sagen, dass ich aus der Pop-Rock Ecke komme und kein Prog-Bassist bin. Ich bin kein Bassist von Yes, der wahnsinnig tolle Sachen macht, wobei mir das manchmal auch zuviel ist. Mein Verständnis vom Bassspielen ist: Man muss schauen, was der Song hergibt und was man mit dem Bass machen kann. Man muss schauen, was zu viel und was zu wenig ist. Meiner Meinung nach ist mir das auf beiden Platten sehr gut gelungen. Man kann vom Bass her in den Songs nicht mehr machen. Das ist meine Auffassung, da mag jemand anderes anderer Meinung sein, das akzeptiere ich natürlich. Mit Kritik müssen und können wir auch gut umgehen. Die Geschmäcker sind nun mal verschieden; wenn jemand sagt da hättet ihr besser mal das und das gespielt, sage ich „OK, da gibt es nun mal zwei verschiedene Meinungen; das akzeptieren wir“. Das ist mein Verständnis vom Bass spielen; zusammen mit dem Drummer das Fundament legen; grooven, das spricht die Leute hauptsächlich an. Der Bass muss den Song im Untergrund prägen, da muss eine Basis da sein, und dann kann man schauen, ob man darauf auftragen kann; ob es zum Song passt. Ich entwickle meine Bassmelodien auch immer erst dann, wenn der Song fest steht. Ich habe zwar meine Akkorde und weiß, was die Harmonien sind, aber ich mache mir erst relativ spät Gedanken. Gut, manchmal kommt es auch vor, dass mir sofort etwas einfällt, aber auch da wird wiederum mit den Bandkollegen besprochen, ob es reinpasst und ob es Sinn macht, so etwas zu spielen. Ich mache mir da schon sehr viele Gedanken im nachhinein; manchmal sogar erst im Studio. Es gibt durchaus Sachen, bei denen man erst im Studio feststellt, dass es nicht passt oder zu viel ist, oder wie im aktuellen Fall, dass es zu wenig ist. Wenn man in Your Other Way hinhört, gibt es in der zweiten Bridge Teile, bei denen ich mehr variiere und ein paar Melodien hineinspiele. Das war am Anfang sehr mäßig gehalten und nach mehrmaligem Hören haben wir festgestellt, dass da noch etwas dazu passt. Aber man kann ja immer nachträglich etwas hinzufügen, das ist ja überhaupt kein Problem; man muss eben aufpassen, dass man den Song nicht überfrachtet. Your Other Way ist ein Paradebeispiel, da hatten wir soviel reingepackt, da mussten wir Dinge rausstreichen. Und beim Rausstreichen haben wir gemerkt, dass da vom Bass her noch ein bisschen was kommen kann. So gehe ich an die Sache heran. Manchmal gibt es auch Momente, bei denen der Bass die zündende Idee hat, wie das schon erwähnte Mystery auf der ersten Platte. Eigentlich hatte ich zuerst eine ganz andere Idee als das, was daraus geworden ist, nämlich ein Jazz-angehauchter Song; umso besser. Man muss immer zuerst den Song vor Augen haben, und das wird die auch jeder in der Band sagen, der Song ist das allerwichtigste. Man muss schauen, was der Song soundtechnisch hergibt, und dann die Instrumente durchgehen und sagen „Was kannst du machen, was kannst du machen?“ Und dann muss man auch wieder unterscheiden, was man auf dem Album machen kann und was man live davon umsetzen kann. Man muss oft Lieder entschlacken, und schauen, was zuviel ist. Da muss man strikt trennen zwischen dem, was auf einem Album möglich ist und was live möglich ist; vor allem auch soundtechnisch. Das ist auf dem Album eine vollkommen andere Welt als das, was man live machen kann. Deswegen ist es schön, dass morgen Timo Wagner, der Saxophonist, dabei ist , aber das wird natürlich nicht immer der Fall sein, da es rein zeitlich nicht geht. Wir haben uns auch Gedanken gemacht, wie wir das live umsetzen, und Vytas wird das mit einem anderen Sound übernehmen.
MAS:
In welcher anderen Band würdest du gerne spielen?
FF:
Die Band gibt es leider nicht mehr, mit den Beatles. Oder bei Sting; er hat teilweise ja auch Livebassisten dabei, da er nicht immer Bass spielt, wenn er auftritt. Und mit Clapton würde ich gerne zusammenarbeiten, da er auch ein wunderbarer Musiker ist, der sehr schöne Songs schreibt, die ans Herz gehen.
MAS:
Bei der ProgParade 4 habt ihr „Ghostbusters“ gecovert, bei eurem letzten Konzert in Heidelberg die Söhne Mannheims und andere. Wollt ihr musikstilmäßig Mauern in den Köpfen eurer Zuhörer einreißen?
FF:
Nein. Wenn wir solche Gags wie Ghostbusters bringen oder die Söhne Mannheims verulken, dann kommt das einfach aus einer Bierlaune heraus. Wir sind ja nicht todernst sondern alles Leute mit einem großen Humor. Bei der Progparade war ja Halloween, und Ghostbusters hatten wir mal irgendwann zu Stonehenge-Zeiten gespielt, und da es ja kein schwerer Song ist, haben wir uns aus Lust und Laune überlegt, ihn zu spielen. Die Xavier Naidoo-Geschichten sind ja quasi dazu prädestiniert, sie zu verulken. Das muss man leider sagen. Er hat eine super Stimme und ist ein super Musiker - die Söhne Mannheims sind ja über die Grenzen hinaus bekannt - und es bringt ja auch für Mannheim viel; wir sind ja die Töne Mannheims. Es ist ja nicht böse gemeint; es ist einfach Spaß. Wir wollen keine Mauern einreißen; auch keine der Ernsthaftigkeit. Vielleicht beobachtest du auch manchmal, dass gerade in der Progrockszene manche Zuhörer die Konzerte etwas zu ernst angehen; teilweise etwas zu ernst da stehen und sich das Ganze anhören. Wir registrieren das schon, denken aber nicht darüber nach, da es ja eigentlich egal ist. Wir gehen auf die Bühne um Spaß zu haben, wir spielen die Konzerte, da wir den Leuten etwas bieten wollen - schöne Musik und einen schönen Abend. Wir wollen die Leute unterhalten, und deshalb macht Philip lustige Ansagen und ab und zu ein Witzchen mit Vytas. So ähnlich wie es Spock’s Beard machen. Spock’s Beard haben mir unheimlich Spaß gemacht, da die Jungs mit einer absoluten Spielfreude auf die Bühne gehen; man merkt ihnen an, dass es ihnen unheimlich Spaß macht. Sie sind sicher lange auf Tour, ich habe sie schon ein paar Mal gesehen, und ich habe kein Konzert erlebt, bei dem sie auf die Bühne sind und eine Fresse gezogen haben. Sie sind immer mit Freude an der Musik, Freude am da sein und Freude am Spielen auf die Bühne gegangen. Das kommt einfach rüber. Sie müssen gar nicht viel machen - sie können gar nicht viel machen, da sie alle an ihre Instrumente gebunden sind. Das geht uns ja genauso. Sicher gibt es Leute die sagen „...aber eure Performance...“, da gab es mal Kritiken, da kann ich nur sagen: Was sollen wir groß performen? Sollen wir eine Choreographie einstudieren? Das ist doch albern! Wir versuchen, und meiner Meinung nach gelingt uns das sehr gut, mit einer guten Stimmung und guter Laune auf die Bühne zu gehen und den Leuten einfach einen lustigen, schönen und tollen musikalischen Abend zu bieten. Das ist uns leider bei der ProgParade nicht so gelungen. Wir haben das selbst gemerkt, wir waren an dem Abend nicht gut gelaunt, wir hatten keinen guten Tag und einen beschissenen Sound. Es beeinflusst einen Musiker immer, wenn man auf der Bühne einen schlechten Sound hat. Klar, es sollte einen guten Musiker nicht beeinflussen, aber es tut es. Ob das jetzt Bon Jovi ist, der auf der Bühne steht und sich nicht richtig hört oder wir, das macht keinen Unterschied. Man ist zwar sicher und kennt sie Songs in- und auswendig, und kann sie auch spielen - ich bin der Meinung, das wir auch gut gespielt haben (Ja, das haben sie! S.C.), den Leuten hat es gefallen, aber der Funke ist nicht übergesprungen, da wir uns einfach nicht gut gefühlt haben, und die Leute spüren das. Sie stehen vor dir und finden zwar die Musik gut, aber sie spüren es. Alles schaut ja auf Philip, und wenn er sich nicht wohl fühlt, dann fühlen sich die anderen auch nicht wohl. Das ist einfach so ein psychologisches Ganzes; dann kann der Funke auch nicht überspringen, das passiert einfach manchmal. Das tut uns natürlich hinterher auch Leid, da die Leute ja Eintritt bezahlt haben, und dafür wollen sie ja was hören, aber das kann man nicht verhindern. Morgen wird es sicher anders sein, da wir uns tierisch auf den Auftritt freuen. Wir haben morgen wahnsinnig viel Zeit für den Soundcheck, wir haben Leute da unten, die die Musik kennen und lieben, wir werden morgen sicher einen starken Sound auf der Bühne und außerhalb haben, da geht man mit einer ganz anderen Spielfreude an die Sache dran. Es ist quasi auch unser Jahresabschluss, da haben wir uns lange und intensiv darauf vorbereitet, und wenn man mit Spaß und Freude auf die Bühne geht, dann ist es etwas vollkommen anderes. Das ist einfach alles, was wir wollen: Wir gehen auf die Bühne, wollen Spaß haben, freuen uns, dass wir da sind, freuen uns auf die Leute, die morgen kommen werden , egal ob es jetzt 100, 200, 300 oder 50 sind, das ist egal. Wir haben in Verviers im Route 66 in Belgien schon vor 30 Leuten gespielt und es war ein super Abend. Oder damals beim ersten Konzert mit Sylvan im Logo in Hamburg, da waren auch nur 30 Leute dort, aber das ist egal. Das muss einem Musiker auch egal sein; von der Einstellung her sind wir schon professionell. Wir versuchen schon, das alles so professionell wie möglich aufzuziehen. Natürlich sind uns zeitliche Grenzen gesetzt, und man muss auch einfach sagen, das wir die Zeit einfach nicht haben. Ich bin der Meinung, dass uns eigentlich der Zeitfaktor vom Profimusikerdasein unterscheidet, da ein Profimusiker das jeden Tag macht. Aber von der Einstellung her nehmen wir das sehr, sehr ernst. Wie gesagt zahlen die Leute Eintritt, und da ist es ganz egal ob 6 Euro, 8 Euro oder 2 Euro. Die Leute haben Eintritt bezahlt und erwarten einen schönen Abend. Und es ist unser Job da oben, unser bestmögliches zu tun, dass das so wird. Mit dieser Einstellung gehen wir das alles auch an; mit der Einstellung proben wir auch. Wir haben die letzten Monate Doppel- und Dreifachproben eingelegt, um für uns und die Zuschauer einen guten Abend zu haben. Ich denke, dass es auch die richtige Einstellung ist. Ich glaube, es ist die einzige Einstellung, wenn man auch was erreichen will; was auch immer das sein mag und in welche Richtung das auch immer gehen mag. Wir sind alle Perfektionisten, natürlich ist das manchmal auch ein Nachteil, weil man einfach Fehler hört und sie ausbügeln will; aber man muss auch realistisch sein und sagen OK, das sind einfach Sachen, die man in dem kurzen Zeitraum nicht mehr ausbügeln kann. Das sind Sachen, die setzen sich mit der Zeit, das ist Spielroutine oder Konzentrationsfehler. Die Songs haben wir intus, du kannst jeden von uns nachts wecken und er kann dir sagen wie er das und das zu spielen hat. Das muss auch gewährleistet sein und das müssen wir auch von jedem von uns erwarten können, und das können wir auch von jedem erwarten. Natürlich gibt es morgen kein perfektes Konzert, das kann es auch gar nicht sein, da es dann ja langweilig wäre. Ecken und Kanten müssen auch da sein. Das gibt es auch bei den Profis, da hört man es vielleicht nicht mehr so extrem; ich habe auch schon ein Spock’s Beard Konzert erlebt, wo sie Riesenmist zusammengespielt haben. Das gehört einfach dazu. Ich habe auch schon ein Sting-Konzert erlebt, wo sie einfach nicht gut drauf waren. Sie haben zwar technisch alles sauber gespielt, aber was bringt’s, wenn es die Leute nicht anspricht.
MAS:
Fühlt ihr euch bei DVS Records wohl?
FF:
Ja, sehr. René Janssen macht einen sehr guten Job. Es ist zwar immer schwierig, da er in Holland sitzt und die Kommunikation manchmal nicht ganz so einfach ist, aber er hat seinen Job, sprich einen sehr guten deutschen Vertrieb und eine sehr gute Promotionagentur zu finden, bestens gemacht. Er hat mit Alive! einen sehr guten Vertrieb gefunden und mit Undercover-Promotion eine gute Agentur gefunden, die uns wöchentlich auf dem laufenden hält und wirklich schauen.,, dass sie in den Magazinen, die wichtig sind, dass wir da auch drin sind. Gut, dafür werden sie auch bezahlt. Sie machen wirklich einen sehr guten Job, und das ist auch das, worum er sich kümmern soll: dass die Platte überall erhältlich ist, natürlich zuerst einmal auf dem deutschen Markt, der für uns wichtig ist, aber auch auf allen europäischen Märkten und natürlich, wenn sich was ergibt, auch in Übersee und Amerika. Das ist sein Job und den macht er wirklich ausgezeichnet. Er hat auch einige Bands, die er signen wollte, gecancelled und beschränkt sich auf gewisse Bands. Man muss bedenken, dass er ja auch alleine ist und es für ihn ja auch ein anstrengender Job ist. Er geht ja ganz normal einem Beruf nach und macht das nebenberuflich. Aber bisher fühlen wir uns bei ihm wirklich sehr wohl. Natürlich sind wir in Bezug auf die nächste Platte, an die wir ja auch schon ein bisschen denken, immer bestrebt, uns vielleicht auch zu vergrößern. Falls sich also ein anderes Label anbietet, das größer ist und vor allen Dingen auch finanzkräftiger - und darum geht es ja letztendlich, da man finanzkräftig sein muss um Musik vermarkten zu können - und das ist er natürlich nicht so in dem Maße, aber unterm Strich können wir sagen, dass wir absolut mit ihm zufrieden sind. Er kommt morgen auch zum Konzert. Er hat auch einen sehr guten Grafikdesigner, Mattias Norén, mit dem er schon lange zusammen arbeitet. Wir fühlen uns wohl.
MAS:
Weshalb wird dann Field Of Names auf QuiXote Music wiederveröffentlicht?
FF:
Wir haben DVS Records natürlich angeboten, das Album nochmals zu veröffentlichen, aber er hat gesagt, dass er es noch nicht weiß. Das war damals eine rein wirtschaftliche Überlegung, und wir haben es auch QuiXote Music; Philipp Jaehne, angeboten. Wir sind sehr gut mit ihm befreundet; er macht bei unseren Konzerten auch immer den CD-Stand. Natürlich haben wir zuerst mit DVS geklärt, ob er es machen will, da es für ihn ja relativ einfach gewesen wäre. Er wollte sich dann zuerst auf die Veröffentlichung von A Different Point Of You konzentrieren und sagte, dass wir das Album auch gerne jemand anderem anbieten können. Dann sagten wir „Ok, dann macht es QuiXote.“ Das war eine rein zeitliche und wirtschaftliche Angelegenheit.
MAS:
Gibt es irgendwelches Bonusmaterial auf der Neuauflage?
FF:
Nein. Es ist die gleiche Field Of Names, die es vorher auch gegeben hat, logischerweise nur mit einem neuen Label drauf.
MAS:
Wie hoch war die erste Auflage?
FF:
Also, wir haben von der ersten 3000 aufgelegt, und die sind alle weg. Wir haben überhaupt keine mehr, deshalb haben wir nachpressen lassen, da auf Konzerten ja beide Alben ausliegen müssen. Die Field Of Names gibt es auch überall im Handel, sie ist auch wieder bei amazon.de gelistet; und es ist für eine Band immer gut, schon rein aus Referenz-Sicht, zwei Alben vorzuzeigen. Viele Bookingagenturen, mit denen wir momentan im Kontakt stehen, wollen auch zwei Alben hören, damit sie die Entwicklung hören. Und das ist ja das Schöne: man kann ganz klar die Entwicklung von Field Of Names zu A Different Point Of You hören, weil wir uns da einfach gesteigert haben.
MAS:
Kennst du einen Grund, weshalb aus Mannheim so viele Künstler kommen(z.B. Joy Fleming, Xavier Naidoo etc.)?
FF:
Nein. Also an Mannheim an sich kann es nicht liegen, das muss man ganz deutlich sagen. Es gibt ja viele Künstler aus Mannheim, die momentan bekannt geworden sind, The Flames sind auch ein Beispiel. Aber das hat leider mit Mannheim nichts zu tun. Man denkt immer, dass in Mannheim die Infrastruktur für Bands gut wäre - Pustekuchen! Leider, man muss wirklich leider sagen, ist genau das Gegenteil in Mannheim der Fall. Deswegen spielen wir morgen auch im Forum der Jugend. Nichts gegen das Forum der Jugend, um Gottes Willen, es ist die einzige Location, die in Mannheim noch für eine solche Veranstaltung verfügbar ist. Die Alte Feuerwache und das Capitol sind zu groß. Es gibt jetzt zwar in Mannheim die Popakademie und einen Pop-Rock-Beauftragten, der mittlerweile ganz gute Arbeit leistet, aber die Infrastruktur für Bands, die man sich eigentlich wünscht, sprich Clubs, in denen man auftreten kann, die sind in Mannheim rar gesät. Es gibt kleine Ansätze von regionalen Szenemagazinen - es gibt ein Onlineszenemagazin in Mannheim - die viel machen und auch einen kleinen Club in Mannheim anbieten. Das sind aber so Sachen, wo ich sage, das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Man kriegt keine Gage, Ok, sie machen die ganze Werbung, aber der Club ist einfach viel zu klein. Meiner Meinung nach kann man dort nicht optimal auftreten. Man muss schon versuchen einen größeren Club zu kriegen und das ist in Mannheim schwer. Es gab mal eine Zeit, in der gab es in Mannheim wirklich viele Clubs, in denen man hat spielen können. Zu Stonehengezeiten konnte man da, da, da und da spielen. Die sind dann aber verschwunden, da die meisten Leute ihre Konzessionen entzogen bekamen, da laute Musik immer etwas schwierig ist. Leider macht das Miljöö in Mannheim gar nichts mehr, es war ja früher mal der Musik-Club in Mannheim, vor vielen Jahren haben da ja auch mal Whitesnake drin gespielt. Das ist etwas schade, da ich dort auch schon gute Konzerte drin erlebt habe. Leider ist die Clubszene in Mannheim sehr schlecht, das muss man leider sagen. Dafür dass Mannheim jetzt versucht, mit der Popakademie einen großen Namen zu kriegen, passiert ein bisschen wenig. Es passiert was, es gibt Ansätze, der Mannheimer Morgen veranstaltet jedes Jahr das „Rock im Quadrat“-Festival, das jedes Jahr im Capitol stattfindet, wir haben 2001 auf diesem Festival gespielt, was für uns auch toll war, es war auch ein großer Erfolg. Dieses Jahr war es auch sehr gut besucht, es waren über 1.000 Leute da, bei einem Eintrittspreis von 8 Euro und fünf Bands. Es spielen die unterschiedlichsten Stile an dem Abend, das ist eine super Gelegenheit für Mannheimer Bands, sich zu präsentieren. Ich würde mir generell für die hiesige Szene wünschen, dass es wieder mehr gibt, dass es wieder mehr Mut gibt. Aber es ist eben wie so oft: als No-Name Band ist es unheimlich schwierig, überhaupt einmal etwas zu finden, wo man überhaupt spielen kann, und in Mannheim sind wir einfach eine No-Name Band, das muss man einfach sagen. Na ja, nicht mehr ganz No-Name, wir haben auch Artikel im Mannheimer Morgen. Wir sind auch froh, wenn morgen 200, 250 Leute da sind, und das ist verdammt gut. 150 Karten im Vorverkauf ist unheimlich viel für eine Band; das hat man ja auch bei der ProgParade gesehen: Für das Substage ist es unheimlich schwer, Leute zu mobilisieren. Die Livekultur ist heutzutage eine andere, es ist echt schwierig. Wir haben für das Konzert so wahnsinnig viel gemacht, wir haben uns richtig ins Zeug gelegt und haben tausende Handzettel verteilt, dazu die Pressearbeit und Plakate. Man weiß leider im nachhinein nie, was das bringt und man muss wirklich zittern, ob die Leute ihren Weg morgen ins Forum finden werden. Es ist unheimlich schwierig, und trotzdem muss man zufrieden sein, wenn morgen 100 Leute kommen. Wir haben trotzdem den großen Saal gemietet, da wir gesagt haben, wir schauen mal. Es ist ein schöner Raum, deshalb haben wir gesagt Ok, schauen wir mal, und wenn wir 200 Leute reinkriegen, sind wir sehr zufrieden. Es ist heute wirklich schwierig, als Band, die nicht n den Charts ist und nicht im Radio läuft, Leute zu mobilisieren. Umso schwieriger ist es natürlich auch, eine Bookingagentur zu bekommen. Wir haben mittlerweile eine, da sind wir auch ganz froh drüber, aber andere Bookingagenturen haben uns abgelehnt, da wir nicht kommerziell genug wären. Das ist eigentlich Blödsinn, da die Bands, die sie unter Vertrag haben und die man sich auf der Homepage anhören kann, die sind natürlich kommerziell, aber die ziehen auch keine Leute. Gut, vielleicht sind die aus wirtschaftlichen Gründen einfacher zu vermarkten als wir, das kann ich nicht beurteilen.
MAS:
Auf eurer nächsten CD gibt es auf jeden Fall...
FF:
...wieder schöne Melodien, Vielseitigkeit, ausgefallene Arrangements. Es wird auf jeden Fall wieder ein typisches Alias Eye-Album, in welche Richtung es geht: keine Ahnung.
MAS:
Die Zukunft von Alias Eye ist...
FF:
positiv. Ich bin Optimist und blicke sehr optimistisch in die Zukunft.
MAS:
Rockmusik ist ein Restaurant - welches Gericht ist Alias Eye?
FF: Wir sind ein Vier-Gänge Menü: Wir fangen mit einem Aperitif an, einem belegten Baguette gefolgt vom Hauptgang, einem wunderbaren Braten mit Knödeln und Soße. Danach kommt ein Salat mit gutem Dressing und Putenbrustscheiben; und als Nachtisch gibt es eine schöne Süßspeise, Tiramisu, und dazu, das sollte man nicht vergessen, einen guten französischen Wein.
MAS:
Aus Toulouse?
FF:
Ja, genau. Aus Toulouse.
MAS:
Welche anderen unbekannteren Bands empfiehlst du?
FF:
Ich würde ganz gerne jemanden empfehlen, der bei den Söhnen Mannheims mitspielt, nämlich den Gitarristen, Michael Koschorek. Er hat ein eigenes Projekt, das in Richtung Jazzrock geht. Er macht unheimlich gute Musik; er singt auch selbst. Mittlerweile hat er ein Album herausgebracht, das kann ich sehr empfehlen. Eine weitere Band möchte ich noch empfehlen: Isildur’s Bane aus Schweden, mit denen wir auch in Göteborg gespielt haben. Die Jungs sind unheimlich toll; sie machen orchestral bzw. klassisch angehauchte Musik, das kann man nicht genau beschreiben, das muss man einfach gehört haben. Die CDs sind leider hier nicht erhältlich, man kann sie direkt bei ihnen unter WWW.ISILDURSBANE.SE bestellen. Sie haben mich sehr beeindruckt, sowohl künstlerisch als auch musikalisch. Ihre Musik ist für mich eher Musik, die man sich auf CD anhören kann. Live hat sie mich ein bisschen genervt, das gebe ich zu. Das kann aber auch am Tag gelegen haben. Es wäre schön, wenn man sie mal irgendwie nach Deutschland einladen könnte. Musik, die ans Herz geht, die teilweise auch sehr ruhig, sehr einfühlsam ist. Das Problem ist, dass sie mit ziemlich vielen Sachen auffahren; mit Perkussion, Gong; Sänger; auf der neuesten Platte auch mit Sängerin und so weiter.
MAS:
Und jetzt die berühmten letzten Worte.
FF:
Kauft unser Album! Wie es so schön heißt. „Spread the word!“, da wir jeden Menschen auf dem Planeten mit unserer Musik ansprechen oder zumindest konfrontieren wollen, wir sind deshalb schon in einer gewissen Weise sehr von uns selbst überzeugt. Also nicht arrogant, sondern so selbstbewusst, dass wir sagen, unsere Musik ist für jeden zugänglich. Es wäre wirklich sehr schön, wenn jeder, dem dieses Album gefällt, es weitersagen würde, damit auch andere Leute mit unserer Musik bekannt gemacht werden. Das würde uns sehr freuen. Ob daraus dann die große Karriere wird, müssen wir mal sehen. Wir arbeiten aber auch nicht darauf hin; vielleicht auf längere Sicht schon, aber wir müssen nicht. Wir können, und es wäre schön, wobei das auch wieder mit entsprechenden Nachteilen verbunden ist. Das muss man auch alles bedenken. Die Einstellung ist wichtig, und die ist professionell. Alles andere ergibt sich oder eben nicht.
MAS:
Vielen Dank für das Interview und viel Spaß morgen.
FF:
Ja, danke schön.
Falls trotzdem noch irgendwelche Fragen offen sind, werden sie hoffentlich auf der Homepage von Alias Eye beantwortet.
Sascha Christ
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