Puhdys

Live at Rockpalast 1996


Info
Musikrichtung: Deutsch-Rock

VÖ: 25.10.2024 (1996)

(WDR / MiG)

Gesamtspielzeit: 34:22


Da muss er sich vertippt haben! Eine Live-CD, eine Puhdys-Live-CD, eine Rockpalast-Live-CD/DVD, ein Live-Konzert in der Berliner Waldbühne mit gerade mal 34 Minuten Spielzeit – das geht doch nicht.

Es geht! Auch wenn auch ich mir anderes gewünscht hätte. Denn am 16. Mai 1996 waren die Puhdys nicht die einzige Band, die Berlins legendäres Amphitheater bespielen durften. Insgesamt standen acht Combos auf der Bühne – fünf legendäre DDR-Bands, zwei westdeutsche Bands und die Post-DDR-Ostler Die Prinzen.

Wäre cool gewesen, hätte man ein Ost-Classic-Paket mit den Puhdys und Karat geschnürt oder zusammen mit Extrabreit ein Stück Gesamtdeutschland präsentiert. Hat man nicht. Wir geben uns mit dem zufrieden, was wir haben.

Die Puhdys haben abgeliefert. Sie sind echte Rampensäue. Mit ihnen hat man Party-Garantie. Dass in 34 Minuten nicht alle Klassiker an Bord sein können, geschenkt! Dass die Band auch neueres Material präsentieren will, ist verständlich. Aber in einem 8-Song-Set gleich drei eher überflüssige Songs vor einem Nicht-nur-Fan-Publikum zu platzieren, ist zumindest fragwürdig.

Drei Mal gibt es überragende Diamanten ohne jede Abnutzungserscheinung (2,3,7). Vor allem bei „Alt wie ein Baum“ geht die Lucy ab. Da sang irgendwann nicht mehr die Band für’s Publikum, sondern die Fans für die Band. Gänsehaut!

Auf drei Stücke hätte man an diesem Tag verzichten sollen, auf das musikalisch und textlich blasse „Kühle Lady“, auf „Was bleibt“, bestenfalls ein Filler, der sich mit dem beschäftigt, was dauerhaften Wert hat, und auf die eher peinliche „Rockerrente“, deren Refrain zu allem Überfluss wie ein Karamellbonbon im Ohr kleben bleibt.

Als Repräsentanten für die jüngeren Werke hätten das wohl damals sehr neue „Keine Ahnung“ und das starke „Ich will nicht vergessen“ gereicht, ein interessantes Bekenntnis zu Deutschland, das offen lässt von welchem der vergangenen Deutschländer es sich distanziert.

Hätte man die jüngeren Jahre auf diese beiden Stücke reduziert, wäre Platz gewesen für eins oder mehrere der hymnischen Band-Highlights wie „Perlenfischer“, „Sturmvogel“ oder „Ikarus“.

Die DVD enthält zusätzlich zu der CD ein kurzes Interview, in dem die Puhdys vor dem Brandenburger Tor u.a. von dem Rockpalast-Moderator Alan Bangs befragt werden. Zu der Frage, wann denn die Rockerrente beantragt wird, gibt es eine klare Antwort – nachdem die Puhdys zusammen mit den Rolling Stones in Peking gespielt haben. Wer dann die Vorband sei, würden zu gegebener Zeit die Managements entscheiden.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Kühle Lady 5:49
2Wenn ein Mensch lebt 3:16
3Lebenszeit 4:13
4Was bleibt 4:24
5Ich will nicht vergessen 4:49
6Keine Ahnung 3:42
7Alt wie ein Baum 2:40
8Rockerrente 5:32
9Interview (DVD only) 8:09
Besetzung

Dieter Birr (Voc, Git)
Dieter Hertrampf (Voc, Git)
Peter Meyer (Keys)
Klaus Scharfschwerdt (Dr)
Harry Jeske (B)



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