Monteverdi, C. (Alessandrini, R.)

Madrigali Libro 7


Info
Musikrichtung: Barock Ensemble

VÖ: 18.11.2022

(Naïve / Believe / 2 CD / DDD 2021 / OP7365)

Gesamtspielzeit: 127:42



AUFBRUCH IN DEN BAROCK

Claudio Monteverdis 7. Madrigalbuch ist irgendwie „dazwischen“: Nach den Höhepunkten des 6. Buches, in dem die klassische fünfstimmige Besetzung noch einmal herrlichste Blüten getrieben hat, folgt nun eine Weichenstellung in Richtung eines neuen, konzertant-aufgelockerten und barock-theatralischen Stils, der dann im buntscheckigen 8. Madrigalbuch voll entfaltet wird.

Viele der Stücke des 7. Buches sind kleinbesetzt, nur noch zwei- oder dreistimmig, und der Basso Continuo die Regel. Einige umfangreiche Sologesänge sind gar dem damals ganz neuen rezitativisch-ariosen Stil verpflichtet – als stammten sie direkt aus einer Oper. Gegliedert wird das umfangreiche Konvolut durch größer besetzte Formationen, an denen bis zu sechs konzertante Stimmen und diverse Streich- und Zupfinstrumente beteiligt sind. Vor allem der finale „Ballo“ von „Tirsi e Clori“ verbreitet den Glanz höfischer Festlichkeiten, für deren musikalische Ausstattung Monteverdi ja unter anderem zuständig war.

Mit seinem „Concerto Italiano“ kehrt Rinaldo Alessandrini mit dieser Neueinspielung in sein Stammland zurück, die italienische Musik des 17. Jahrhunderts, und präsentiert einen Monteverdi der klar durchgezeichneten, schlanken Linie, bei gleichwohl immer wieder auch intensiver vokaler Tongestaltung. Dazu verfügt Alessandrinis Truppe über vorzügliche Stimmen, die bestens miteinander harmonieren und auch aufnahmetechnisch sehr gut betreut werden.

Die instrumentale Begleitung mit Streich- und Zupfinstrumenten verzichtet auf allzu viel zusätzliches Kolorit, mitunter genügt eine kunstvoll schlichte Cembalo-Begleitung für die monodischen Stücke.

Alles wirkt organisch und ausgewogen. Die Affekte werden nicht überspitzt. Da nehmen die Interpreten eher die Perspektive der späten Renaissance ein, die sich langsam einem individuelleren Ausdruck öffnet: Barock im Aufbruch. Gleichwohl kann man sich inzwischen auch mehr deklamatorische Wagnisse und Theatralik, mehr vokale Performance im Sinne szenischer Ausgestaltung vorstellen, ohne dass die Musik überfrachtet würde.



Georg Henkel



Besetzung

Concerto Italiano

Rinaldo Alessandrini, Cembalo & Leitung


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