Roger Matura
Roter Mohn
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Der 1953 in Gelsenkirchen geborene Roger Matura gehört schon zu den reiferen Künstlern, da passt sein Name doch perfekt! Doch bis heute ist er jedoch nicht so bekannt geworden wie manch' anderer deutscher Musiker. Dabei wurde er bereits als der "sanfte Tom Waits" oder "Bob Dylan des Ruhrgebietes" bezeichnet.
Nach dem Abschluss seiner Matura studierte er Sozialwissenschaften und ließ sich 1978 in New York als Straßenmusiker nieder. Drei Alben auf dem renommierten Label Folkways Records waren die Folge. Platten veröffentlichte er ab 1979, die beiden letzten 2009 und 2011, die bislang letzte, "World Gone Wrong". Und nun mussten wir zehn Jahre auf ein weiteres Lebenszeichen warten. Dafür gibt es jedoch gleich drei Veröffentlichungen in Folge, hier die erste mit Roter Mohn. Der Musiker ist Multiinstrumentalist und spielt auch hier wieder mehrere Instrumente, nur unterstützt von Armin Dahm.
Schaut man auf die Titel-Liste, so wird man feststellen, dass der Protagonist nicht einen einzigen Song selbst geschrieben hat. Vielmehr kann man sich auf zehn Coverversionen fast ausschließlich bekannter Stücke der Musikgeschichte einstellen. Der Titelsong dürfte vielleicht nicht ganz so bekannt sein, wurde er doch 1938 erstmalig eingespielt. Michael Jary und Bruno Balz sind die Komponisten. Sang ihn Rosita Serrano damals mit dem typischen Flair jener Zeit, so wirkt die Neuinterpretation doch völlig anders, mit Drum-Programming und dem wesentlichem Merkmal der rauen, heiseren und gebremst wirkenden Stimme von Matura.
Und neben den elektronischen Rhythmen wirkt das Album insgesamt ziemlich elektronisch und dadurch relativ kühl. Einzigartig und sehr gewöhnungsbedürftig ist und bleibt jedoch die stimmliche Ausprägung. Bei "Jealous Guy" klingt die Stimme in gewisser Weise schon ein wenig von Verzweiflung behaftet, besser kommt sein Beitrag bei "Get It On", dass man anfänglich eigentlich gar nicht erkennt.
Neben Titeln aus dem Pop-Bereich sind es auch solche des "Great American Songbooks", die eine völlige Neuinterpretation erfuhren, "Night And Day" zum Beispiel. Und so geht es mir mit den übrigen Songs auch so, dass ich das Gefühl nicht los werde, dass sich Matura nicht im Geringsten darum bemühte, einen raschen Wiedererkennungswert zu schaffen. So wirkt so mancher Versuch eher skurril als überzeugend. Gesang - nun ja. Kann man das noch singen nennen? Oder vielmehr als eine stimmliche Gestaltung der Texte. Denn in der Tat klingt die Stimme bei manchem Song wie die eines alten Mannes, der mit letzter Kraft versucht, noch zu singen. Auf jeden Fall ist es individuell, aber man muss das mögen.
So gerät die Musik insgesamt gesehen in einen Bereich von einer gewissen Absurdität und Skurrilität. Von einer gewissen Schönheit ist jedoch der letzte Song, die Piano-Version von "Somewhere Over The Rainbow". Ja, das ist unbewöhnlich, und so mag Jede/r selbst entscheiden, ob Sie/Er das braucht. Denn im Gesamtergebnis stellt die Musik eine Herausforderung dar, sie ist ungewöhnlich, aber nie schlecht.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Roter Mohn (3:40)
2 Jealous Guy (3:56)
3 Night And Day (3:33)
4 Get It On (4:01)
5 Baby I Love You (3:05)
6 Leise flehen meine Lieder (5:00)
7 Somewhere Over The Rainbow (2:56)
8 The Wind Cries Mary (6:44)
9 Stand By Me (3:53)
10 Somewhere Over The Rainbow (Piano Version) (2:09)
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Besetzung |
Roger Matura (vocals, grand piano, e-piano, guitars, keyboards, orchestration, drum & sound programming)
Armin Dahm (keyboards, e-piano, bass, drum & sound programming)
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