Birds On A Wire
Ramages
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Allein das Cover wirkt bereits sehr geheimnisvoll und ich wähnte mich hier eher im Bereich klassischer Musik, so in Richtung Kammermusik. Nun, bei der Band Birds On A Wire handelt es sich im Wesentlichen um das gemeinsame Wirken zweier Charaktere der französischen Musikszene, die in Paris geborene Rosemary Standley und die aus Brasilien stammende Dominique Pinto, unter dem Künstlernamen Dom La Nena firmierend.
Neben beider gemeinsamem Gesang instrumentieren die Beiden mit Harmonium und Violincello, dazu gesellen sich Gäste an Cembalo, Akkordeon, Santur (ein persisches Saiteninstrument, eine Art Psalter) und Gitarre. Das klingt, so wie das Cover bereits verheisst, recht geheimnisvoll und man wird total neugierig. Schaut man dann auf die Titelauswahl, kann man noch gespannter werden, denn man stellt fest, dass Coverversionen einiger bekannter Songs dabei sind, Songs von Jacques Brel (#1), Leonard Cohen (#4) und Pink Floyd (#16), sowie weitere Titel aus Folk und Klassik.
Ramages ist das zweite Werk nach einem ersten Album aus 2014. In Frankreich erschien Ramages bereits 2020. Alle Texte sind im ebenfalls mit feinen kleinen Gemälden (u.a. Goya, Hopper, Botticelli) ausgestatteten Booklet abgedruckt, und gesungen wird in Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch. Und so reicht auch der musikalische Reigen weit ausladend von Folk, alternativen Klängen und Musik des Barocks.
Im beschwingten Walzer-Rhythmus, untermalt vom Klang des Akkordeons, fliegt "Sur La Place" von Brel nur so dahin, die Stimmen der beiden Damen ergänzen sich vorzüglich, im Mittelteil verzückt ein Solo des Violincellos, und man ist bereits mitten in dieser bezaubernden Welt von Ramages (= hier: Vogelgezwitscher?). Ja, so natürlich wie die Welt der Vögel klingt es sicher, und bereits bei "La Gatta" (die Katze) miaut das Cello und die Katze tapst mit flauschigen Pfoten durch den Song von Gino Paoli, hier noch vom Cembalo unterstützt.
In die bretonische Folklore werden wir ferner entführt (#3), das klingt sehr keltisch sowohl nach Mittelalter, und katalanischer Folk bildet die Grundlage für "El cants dels Ocells". Chico Buarque & Gilberto Gil schufen den brasilianischen Song "Cálice", hier zwar ein wenig des brasilianischen Feuers beraubt, doch andererseits absolut integriert in diese vielseitige Klangwelt der beiden Damen.
Der Protestsong "Which side are you on" der Folk- und Protest-Sängerin Florence Reece behält seine starke Aussagekraft zum Streik von Bergleuten, wird aber auch, den Anlass respektierend, einfühlsam integriert mit starkem Chorgesang. Und noch einmal Folk inmitten der anderen Songs - "Shake Sugaree" von Elizabeth Cotten, hier als sehr energisch swingende Version vorgestellt. Zum Abschluss dann "Wish you were here", und ich fragte mich, wie das wohl umgesetzt wurde. Nun, man hat sich auch diesen Song zu Eigen gemacht, der Rhythmus scheint zu laufen, leicht wiegend, aber kraftvoll voranschreitend, das hat Klasse, wie hier das Cello eingesetzt wird, und dazu die zarten und feinen Stimmen, das hat Stil!
Verspielt, feinsinnig, zart/zärtlich, sehr niveauvoll und virtuos, so ist die Musik, um sie auf einen Nenner zu bringen, zu bezeichnen. Dabei sind die Arrangements sehr knapp und relativ spartanisch bemessen, und dennoch strahlen sie mit intensiver Kraft!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Sur la Place
2 La Gatta
3 Duhont’ar ar Mané
4 Who by Fire
5 La Marelle
6 El cants dels Ocells
7 Cálice
8 Which side are you on?
9 Tonada de Luna Llena
10 Sinefiasmeni Kiriaki
11 Les Berceaux
12 Voglio Una Casa
13 Antoshka
14 Shake Sugaree
15 Que he sacado con quererte
16 Wish you were were
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Besetzung |
Rosemary Standley (voix, harmonium, percussions)
Dom La Nena (violoncelle, voix, percussions, piano additionel)
Elisabeth Geiger (clavecin - #2, 4, 13)
Lionel Suarez (accordéon - #1, 5)
Ourania Lampropoulou (santour - #6, 10)
Wayne Standley (voix, guitare - #8, 14)
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