Francesco Bearzatti Tinissima 4et
Zorro
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Der italienische Jazzmusiker Francesco Bearzatti (Jahrgang 1966) studierte Klarinette, und arbeitete als Jazz-, Rock- und Pop-Musiker. Seine Jazz-Stationen waren unter anderem Valery Ponomarev, Ben Riley, Aldo Romano und Stefano Battaglia. Als Bandleader legte er 1998 ein erstes Album vor.
Zorro, der "Rächer der Armen", ist Thema der aktuellen Platte des Saxofonisten und Klarinettisten. Hierzu äußert sich in den Liner Notes der schottische Journalist Brian Morton unter anderem auch, indem er die Figur des Maskierten mit dem Jazz vergleicht, Jazz als Musik der Befreiung, des Widerstands, der Romantik und des Abenteuers. Zorro wurde 1919 erfunden und Bearzatti soll diese Platte anläßlich dessen 100.Geburtstages geplant haben.
Der Titelsong ist nur eine Einleitung, und im galoppierenden Rhythmus scheint der Rächer sein Pferd anzutreiben, um zum "Tierra India" zu gelangen. Und hier wird geflötet und gerasselt, scheinbar bin ich in einem anderen Album gelandet. Cheyenne? Dakota? Doch mit dem dritten Song kehrt Zorro bereits zurück, "El Regreso", und nun wird es tatsächlich ein wenig Spanisch (oder Mexikanisch?). Aber der Jazz gewinnt wieder die Oberhand, wobei der Gitarrenlauf von Danilo Gallo eher an ein Thema aus dem Surf erinnert, oder an "Ghost Riders In The Sky"?. Nun, auf jeden Fall ist das, von dem Brian Morton schreibt, offensichtlich bereits umgesetzt worden. Befreiung, Widerstand, Romantik und Abenteuer, genauso offenbart sich die Musik des Quartetts.
"Algo Mal" - etwas stimmt nicht, so deutet der vierte Song an. Dabei stimmt alles, denn die Freiheit des Jazz wird hier eindrucksvoll präsentiert. Da höre ich gar einen Anflug des Willem Breuker Kollektiefs, Anklänge an Kompositionen von Carla Bley, insbesondere eine Hinwendung zu "Escalator Over The Hill". Die Musik öffnet sich, wird frei, wird frech, formiert sich und schwebt und wird dramatisch, und auch ganz ruhig. So erscheint der Song wie eine kleine Suite in mehreren Teilen. Allenfalls steht dieses Stück nicht Vielen offen, denn Jene, denen das zu unstruktieriert erscheint, werden möglicherweise nicht begeistert sein.
Und so bietet jeder neue Song weitere Abenteuer und Überraschungen inklusive überraschender Wendungen, so schwingt auch eine gewisse Portion Humor mit, man lausche einmal "Sargento García", bei dem offensichtlich viele Kapitel der Jazzgeschichte aufgeschlagen und kurz abgehandelt werden, dazu ein Hauch der Musik von Kurt Weill, das klingt sehr vielschichtig und mitunter ein wenig skurril.
"Lolita" ist ein recht ruhiges und beschauliches Stück, dafür brettert der "Tornado" mit rockendem Unterton los, herrlich, wie sich die Bläser untereinander mit schrägen Tönen befeuern inmitten des Themas. Dazu ein schnarrender Bass und das treibende Schlagzeug, im besten Jazz-Rock-Modus, und die E-Gitarre trägt ihr Scherflein mit rockendem Anstrich bei. Zum Schluss der Platte triumphiert der Maskierte schließlich, und so schließe ich mich noch einmal Brian Morton an, der schreibt: "....they've also created a new metaphor for jazz itself, the music of liberation........, with a sweeping double "z" at its end".
Richtig, das berühmte "Z" von Zorro's Klinge, im JaZZ gleich doppelt!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Zorro (0:54)
2 Tierra India (2:11)
3 El Regreso (4:45)
4 Algo Mal (6:05)
5 Bernardo (5:20)
6 Sargento García (4:49)
7 Lolita (4:44)
8 Tornado (3:58)
9 El Triunfo Del Zorro (4:07)
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Besetzung |
Francesco Bearzatti (sax, clarinet, indian flute)
Giovanni Falzone (trumpet, flugelhorn, bass trumpet)
Danilo Gallo (bass, guitars)
Zeno De Rossi (drums, percussion, whistle)
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