Konstantin Kölmel Trio & Guests
Hybrid
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Im Pressetext wird der aus Baden-Baden stammende junge Schlagzeuger als neues Gesicht der Jazzmusik in Deutschland bezeichnet. Nun, neu ist neu, und muss nicht zwingend gleichbedeutend mit Neuerung stehen. Mit zwei weiteren Jungstudenten der Musikhochschule Stuttgart musiziert man als Konstantin Kölmel Trio und hat sich für vier Songs zwei Gäste dazu geholt, das heißt, neben Schlagzeug, Keyboards und Trompete/Flügelhorn noch Bass und Tenorsaxofon.
Mit dem vom Protagonisten selbst komponierten Eröffnungsstück und Titelsong (Hybrid) wird deutlich, dass man offensichtlich andere Wege sucht. Doch während die Eröffnungsphase mit Trompete, Piano und Schlagzeug noch recht ansprechend ist, stört – und das ist subjektiv zu betrachten – der Einsatz des Synthesizers nach etwa 1:18. Gottlob wird das quietschende Instrument nach 2 Minuten durch ein elastisches Hornsolo abgelöst. Man bemerkt, dass offensichtlich eine gewisse Hybrid-Stimmung zu schaffen initiiert war. Der Funkgroove kommt jedoch nicht so elastisch, wie es aus meiner Sicht sein sollte, wenn man eine solche Stimmung verbreiten möchte.
Und so höre ich eher einen Rock-Schlagzeuger als einen Jazz-Schlagzeuger, einfach so aus dem Gefühl heraus. Darüber hinaus, um den Begriff „neu“ noch einmal aufzugreifen, ist das für mich nicht neu, was ich hier zu hören bekomme. Denn mannigfaltige Assoziationen ebnen sich den Weg. Bei der “Rush Hour“ ist es genau das, was in den Siebzigern etliche Jazzer in den Bereich des Rock Jazz (oder Jazz Rock) zu transferieren beabsichtigten. Der erneut quietschige Synthie ist ein laues Abbild dessen, was Chick Corea einst mit Return To Forever vorlegte, und Kölmel am Schlagzeug klingt für mich stellenweise (und erfreulicherweise) doch tatsächlich in etwa so, wie einst der berühmte Tony Williams nach seinem Ausscheiden bei Miles Davis seine Spielweise neu gestaltete. Doch auch hier gelingt das nur ansatzweise, aber ich sehe hier wesentliches Entwicklungspotential.
Am besten gefällt mir Jakob Bänsch an Trompete und Flügelhorn, er spielt einen klaren Stil, mit viel Emotion und dieser gewissen Melancholie und Samtheit im Ausdruck. “Terms Of Love“ bietet ihm hierzu eine gute balladeske Spielwiese. “Rain Dance“ von Jeff Lorber, dem amerikanischen Fusion-Keyboarder ist schon fast ein wenig in Richtung Smooth Jazz gewandert, es wirkt leider relativ belanglos und kann nicht mithalten mit unzähligen anderen Stücken dieses Genres.
“Downtown Mumbai“ zeigt nun eine weitere Richtung auf, mit einem sich langsam in der Intensität steigernden Thema entsteht ein sehr melodischer Song, der voller Raffinesse lebt und atmet. Gerade die Zurücknahme des Tempos und der Kraft in der Anfangsphase bereitet den Nährboden für Spannung, in der Annahme, dass jederzeit etwas geschehen könnte, dass den Song in eine andere Richtung drängen könnte. Auch hier ist es erneut Bänsch, der die Zügel fest in der Hand hält, großartig! Das zarte Solo mit dem E-Piano ist hier sehr gut aufgehoben, auch Kölmel gestaltet mit seiner einfließenden Soloeinlage mit, und dann entwickelt sich die Atmosphäre dann doch noch wie erwartet, es endet letztlich wieder im Thema mit kraftvollem Spiel.
Ein kleiner Sprung in die Vergangenheit mit zupackenden Basslinien und gedämpftem Trompetensound, so bringt uns “Urban Flow“ in eine lockere Stimmung, hier wirklich gut und leichtgängig dargeboten, “Funk Tune“ ist recht nett, und das für mich erneut zu stark mit zähflüssigen synthetischen Klängen zugekleisterte “Them Changes“ beendet diese Platte mit interessanten und weniger interessanten Momenten und einem hervorragenden “Downtown Mumbai“.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Hybrid
2 Rush Hour
3 Terms of Love
4 Rain Dance
5 Downtown Dance
6 Urban Flow
7 Funk Tune
8 Them Changes
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Besetzung |
Konstantin Kölmel (drums)
Justin Zitt (piano)
Jakob Bänsch (trumpet)
Guests:
Paul Dupont (bass - #4, 6, 7, 8)
Adrian Gallet (tenor sax – #7, 8)
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