Eine edel aufgemachte, illustrierte Biografie über Jimi Hendrix
Bücher über die 1970 verstorbene Gitarrenikone Jimi Hendrix gibt es nicht wenige. Aber dafür nicht viele, die optisch und gestalterisch so schön daherkommen, wie das im Hannibal Verlag veröffentlichte Hendrix - Die illustrierte Biografie von Gillian G. Gaar. Alleine der samtbeschlagende Einband des Hardcover-Buchs ist eine Schau und nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch ein haptisches Erlebnis. Das Papier ist dick und die Druckqualität sehr gut. Und wie der Titel des Buchs bereits andeutet, steht nicht nur der reine Text im Fokus, sondern gleichwertig das Optische. Jede Seite ist voller ansprechender Abbildungen. Portraitfotos, private Bilder von Künstler und Umfeld, Liveaufnahmen, Abdrucke alter Plattencover und Konzertplakate. Einiges davon bisher nicht bekannt. Das alleine macht das Ganze selbst für den Fan überlegenswert. Das Geschriebene alleine wäre nämlich nicht der größte Kaufgrund. Zwar gibt Gaar die Geschichte von Hendrix ausführlich wieder: seine schwer Kindheit, der frühe Tod der nicht gerade fürsorglichen Mutter, sein erstes Instrument (Mundharmonika, später eine einsaitige Ukulele), der Abstecher zum Militär sowie sein musikalisches Erweckungserlebnis mit einem Elvis-Konzert. Nach Engagements von bekannten Musikern wie Curtis Knight, den Isley Brothers und Little Richard führte sein Weg (behandelt bereits ab Kapitel 2) unter der Ägide des ehemaligen Animals-Mitglieds Chas Chandler schließlich nach England, wo seine kurze Karriere dann erst richtig in die Gänge kam. Das erzählt in einem ziemlich trockenen und sachlichen Ton. So wurde manches arg holprig und schnell niedergeschrieben, andererseits verliert sich die Autorin immer wieder im genauen Aufzählen von Live- und Fernsehauftritten und dem Darstellen von Mutmaßungen und Ungenauigkeiten, welche sich über die Jahre nicht genau ergründen ließen. Man kann der Dame jedenfalls nicht vorwerfen, nicht gründlich recherchiert zu haben, auch wenn sie keine neuen Gespräche mit Beteiligen führte, sondern auf verfügbare Quellen zurückgriff. Die Detailfülle bleibt dadurch, besonders für Neulinge, ziemlich hoch. Leider kommt am Ende die Musik selbst etwas zu kurz. Denn bis auf zweiseitige Abrisse zu den vier Schallplatten, welche zu Hendrix' Lebzeiten erschienen, wird in dieser Hinsicht wenig geboten. Ergänzt wird das Ganze von einer umfangreichen Diskografie und einer Auflistung aller Liveauftritte von 1966 bis 1970, was gut zum Grundton des Buches passt, welches sich durchaus flüssig durchliest, einen aber nicht gefangen nimmt. Immerhin nimmt man nach der Lektüre die Musik von Jimi Hendrix wieder mal aus dem Regal. Mario Karl |
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