Joe George
Beautiful Dreams
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Joe George aus Chicago ist ein bisher recht unbekannter Singer/Songwriter, Produzent und Arrangeur. Mit Beautiful Dreams legt er sein Debütalbum vor, und das könnte dazu führen, dass er nicht länger zu den Unbekannten zählen wird.
Einen guten musikalischen Background hat der Mann dadurch, dass der Komposition studierte und sich dabei auch mit Filmsoundtracks beschäftigte. Ja, das sind letztlich gute Basis-Voraussetzungen, um musikalisch keinen Flop abzuliefern. Singer/Songwriter – das führt mich gedanklich weit zurück, in jene Zeit, als dieses Genre voll erblühte, in den Seventies, und in Verbindung damit fallen unweigerlich Namen wie Tom Rush, James Taylor, Carole King, Joni Mitchell, Tom Paxton, Joan Baez, Gordon Lightfoot oder Mickey Newbury, um nur einige von ihnen zu nennen. Wird sich Joe hier einreihen können oder geht sein Weg in eine andere, neue Richtung?
“Changes Are On The Run” ist der erste Track, es startet ganz spartanisch ausgestattet, die akustische Gitarre begleitet den ruhigen Gesang des Protagonisten, sehr einfühlsam und mit einer gewissen Melancholie in der Stimme. Doch es bleibt nicht bei dieser Atmosphäre, noch vor Ablauf einer Minute setzen Piano und Streicher ein, und kurz danach gewinnt der Song eine subtile Art von Dramatik, als sich noch das Schlagzeug dazugesellt. Joe behält dabei seine pathetische Stimmung bei, während sich der Song im Laufe der Spielzeit immer weiter steigert, ein Bolero im Kleinformat. So streichen die Streicher auch einmal gegen den Strich, solche Geigenparts habe ich schon einmal gehört bei “Music in Colors“ von Stephen Duffy, als dieser seinerzeit Nigel Kennedy dazu holte. Und so erweitert der Musiker bereits mit dem ersten Song das typische Umfeld seiner Singer/Songwriter-Kollegen.
Ja, es sind tatsächlich die Arrangements, die für das Besondere dieser Platte sorgen, denn würde man die reinen Gitarren-/Gesangs-Parts isolieren, dann wäre Musik entstanden, die mit guten umgesetzten Kompositionen ein niveauvolles Abbild dessen ergeben hätte, wie moderne Singer/Songwriter klingen können, ein wenig ähnlich vielleicht wie der Kollege Robert Ellis. Das Interessante an den Streicherarrangements ist, dass sie nicht, wie es üblicherweise ausgeführt wird, das romantische Tüpfelchen auf dem „i“ darstellen, sondern dass sie tatsächlich oft „schräg gebürstet“ sind und diesen speziellen Hauch von Mystik und Magie einbringen.
Und so kann die Musik durchaus mit Farben, und der Musiker mit einem Maler verglichen werden. Denn der Farben gibt es einige, obwohl, oberflächlich und spontan betrachtet, eher dunkle und düstere Farben der Palette entnommen werden, um ganz besondere Gemälde zu schaffen. Keine Gemälde von Picasso oder Dali, aber auch keine von Caspar David Friedrich oder Van Gogh, dafür aber vielleicht von William Turner mit seinem Faible für Romantik, Licht und mitunter unwirklicher Atmosphäre.
George kann aber auch ganz reduziert, und wenn er einen Song wie “The Only Way To Heaven Is Alone“ anstimmt, nur von der Akustikgitarre begleitet, dann schweifen meine Gedanken in Richtung Donovan ab. So gibt es neben diesen wirklich schönen Songs die anderen, üppiger arrangierten, die mehrere Stimmungen ausstrahlen und erzeugen, in ihrer Reflektion. Nachdenklich wirkt sie mitunter, die Musik, somit auch zum eigenen Nachdenken anregend, mitunter sehr melancholisch, ein Hauch Nick Drake lässt sich dann nicht verleugnen, aber auf jeden Fall ist ein Werk entstanden, dass hoffen lässt, Joe George möge diese Richtung weiter ausbauen auf dem Weg zu einem großen und beachteten Künstler der Gegenwart.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Changes Are On The Run
2 How Will We Do
3 I Don't Want To Sleep Now
4 Faces
5 The Only Way To Heaven Is Alone
6 Beautiful Dreams
7 Nothing At All
8 Gone Away
9 Misunderstood
10 Conflict Artist
11 Take Me Away
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Besetzung |
Joe George (guitars, piano, Wurlitzer, vocals)
Jeremy McDonald (upright bass, electric bass, OP-1, vocals)
Paul Grill (drums, percussion)
Tom Yang (violin)
Inger Carle (violin)
Andreanna Moravec (viola)
Jill Kaeding (cello)
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