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Gilliamesque: die prä-posthumen Memoiren von Terry Gilliam
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Man kann sich ja nicht immer nur Musik beschäftigen. Auch als fleißiger Musikredakteur sucht man mal andere Wege der Zerstreuung. Komik und Filme werden da gerne genommen. Und wenn man beides genauso etwas schräger und abseitiger mag wie seine Musik, kommt man an ihm irgendwie nicht vorbei: Terry Gilliam. Der Regisseur, Drehbuchautor, Trickfilmillustrator und zuletzt auch Schauspieler wurde vor allem durch seine Arbeit mit der britischen Comedy-Truppe Monty Python bekannt. Durch deren filmische Werke (u.a. „Das Leben des Brian“) konnte er immer mehr Fuß in der Filmbranche fassen und beeindruckte später mit Streifen wie „Time Bandits“, „Brazil“, „Der König der Fischer“. „12 Monkeys“ oder auch „Fear and Loathing in Las Vegas“.
Eigentlich ist es noch zu früh. Doch Terry Gilliam hat bereits jetzt seine Memoiren verfasst. Diese Tatsache nimmt er selbst mit dem Titel Die prä-pothumen Memoiren von Terry Gilliam auf die Schippe. Und auch sonst herrscht in diesem Buch ein heiterer, bisweilen aber auch recht sarkastischer und bissiger Ton. Der im tiefsten Minnesota geborene Gilliam, der später auch die britische Staatsangehörigkeit annehmen sollte, erzählt im Plauderton von seinem Leben - und das äußerst unterhaltsam und ohne, dass es langweilig wird.
Denn dem Mann liegt es gar nicht seitenlange Vorträge über die Episoden seines Lebens zu halten. Kurz und prägnant, aber mit vielen Anekdoten angereichert erzählt er. Von seiner Kindheit, wie er zur Schauspielerei und vor zum Zeichnen fand und schließlich über den Start seine Karriere beim Satiremagazin „Help!“. In der Gegenkultur des New Yorks der 60er Jahre ging er voll auf und ehe es richtig losging, sollt er seinen Dienst beim Militär ableisten. Durch ein paar Tricks kam er aber mehr und weniger um das Ganze herum und schlug sich quer durch Europa, um seinen Horizont erweitern. Dort traf er erstmals auf John Cleese und die weiteren, späteren Genossen der Monty-Python-Truppe. Hier nahm die Geschichte erst richtig ihren Lauf.
Dass er vor allem die schrägen Comic-Teile für „Monty Python’s Flying Circus“ zeichnete, erwies sich als Karrieresprungbrett für Gilliam. Und ersten Kinoerfahrungen mit „Die Ritter der Kokosnuss“ ebneten den weiteren Weg, der nicht nur voller Erfolge, sondern auch grandioser Pleiten sein sollte. Gilliam ist eben ein Querkopf, der nicht unbedingt den geraden Weg gehen möchte, was ihn mehrmals stark zurück warf. Ganz entmutigen ließ er sich aber nie.
„Gilliamesque“ ist nicht nur eine Niederschrift der Memoiren des Protagonisten (was ja fast etwas enttäuschend wäre), sondern das Buch ist vollgepflastert mit einer ganzen Ladung an Fotos, Entwürfen, Zeichnungen und kleiner Comics. Eine wahre Fundgrube für Fans. In jeder Ecke der Seiten gibt es etwas zu entdecken. Die vielen Einwürfe lenken zwar etwas vom Text ab, zeigen aber gut wie der Mann tickt und was er geleistet hat.
Der liebevoll aufgemachte, knallbunte und gebundene Schinken ist ein Muss für Fans aber auch wertvoll für Leute, die etwas fürs Filmgeschäft übrig haben. Nebendarsteller wie George Harrison, Johnny Depp, Heath Ledger, Robin Williams, Robert De Niro oder natürlich auch die Pythons selbst kommen nämlich zuhauf vor.
Mario Karl
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