Verschiedene
Liverpool International Festival Of Psychedelia Presents PZYK Vol 1
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Der Begriff psychedelische Musik taucht nun schon seit rund 50 Jahren immer wieder von Neuem auf und je öfter dies geschieht, desto schwerer definierbar wird er. Wenn sich nun in Liverpool internationale Bands zu einem Festival psychedelischer Musik getroffenen haben, besteht zumindest die Chance, eine Vorstellung der aktuellen Umsetzung des Begriffs zu bekommen. Es sind übrigens alles Studioaufnahmen. Die Erkenntnis nach den 31 Tracks der Doppel-CD ist zwar erst mal keine andere wie vor einem halben Jahrhundert: Psychedelische Musik ist ein nach allen Seiten offen definiertes Genre. Gewandelt hat sich jedoch die Tendenz der Konzepte. Die Musik ist härter und monotoner geworden als die der Pioniere. Die einstige Schwerelosigkeit wie im Space Rock wird durch eine Verhaftung in der Schwere abgelöst. Es geht aber auch um eine zunehmende innere Versunkenheit in jener dröhnenden Monotonie, jenem Klanggewitter als Form der Trance.
Zählten in den 1960ern noch bizarre, skurrile Popsongs zur psychedelischen Musik, ist dies heute fast verschwunden. Den verspielten deutschen Beitrag von Klaus Johann Grobe könnte man dazu zählen, obwohl er eher die NDW durchhören lässt. Als psychedelisch galten früher Rückkopplungs-, Phasing- und Echoeffekte, die die Klangcharakteristik der Stücke bestimmten. Heute sind sie eher Beiwerk oder bewusster Billigeffekt. Das Experimentelle, das aus jenen Möglichkeiten erwuchs, definiert sich auf der Kompilation eher als Geräuschprovokation oder extremem Spiel mit verzerrten Sounds. Der verbreitete Hang zu archaischem Getrommel mit Feedbackgewitter wie bei White Manna ist auch eine Abkehr von jenem solistischem Posertum, das einst im Prog Rock aufging. Allerdings gibt es große Qualitätsunterschiede zwischen atmosphärischen Improvisationen wie bei Mugstar und dem stumpfen Akkordgehacke für einfache Gemüter wie bei Christian Bland & The Revelators oder dem jaulenden Fuzzgitarrensturm aus der Hölle für Langhaarige bei Masahiko Sato.
Die Festivalbeiträge sind insgesamt so vielseitig, dass sie zumindest die Gefahr der Beliebigkeit widerspiegeln, in der sich der Begriff psychedelische Musik befindet. Von Hippie-Geklampfe bis Death Rock á la Alien Sex Fiend, von Can-artigen Rhythmen bis Post-Industrial oder Psychedelic Trance ist alles Mögliche dabei. Der gemeinsame Nenner ist dabei fast weniger das Psychedelische als der Charakter, irgendwie Underground oder Off-Mainstream zu sein. Aber das ist ja in Zeiten der Gleichstellung von Musik mit Casting-Shows auch schon was wert. Und der Geist von Hawkwind oder von King Crimson in ihrer Hardrock-Phase der frühen 1970er Jahre ist beim Liverpooler Festival eher zu spüren als der Geist von Syd Barrett. Es sind inzwischen übrigens wesentlich mehr weibliche Stimmen in diesem Genre zu hören wie die von Jane Weaver, deren Beitrag fast alles vereint, was heute psychedelische Musik ausmacht. Die Liverpooler Kompilation zeigt jedenfalls eine weltweite Szene, die unbeirrt von Moden immer weiter nach unorthodoxen Drogen für die Ohren sucht. Nur so bleibt Musik aufregend.
Hans-Jürgen Lenhart
Trackliste |
1 | Disk: 1 |
2 |
Goat Head - Mugstar |
3 |
Venado Azul (Ceremony Version) - Tau |
4 |
Dreamy - Holydrug Couple, The |
5 |
All Returns (Part Ii) - Wolf People |
6 |
Traumhaft - Grobe, Klaus Johann |
7 |
Take It Easy - Sato, Masahiko |
8 |
6 Am - Vacant Lots, The |
9 |
Flashing Signs - Bland, Christian / Revelators, The |
10 |
Eu Era Um Câo - Preta, Fumaça |
11 |
Devil Rides Out (The Time And Space Machine 12'' Re-Mix) - Lucid Dream, The |
12 |
Messiah - Night Beats |
13 |
Sealed Scene (Part Time Punks Session) - Lorelle / Obsolete, The |
14 |
Kief Mountain - White Manna |
15 |
Breaking The Hex - Gnod |
16 |
Space Precious Time - K-X-P |
17 |
The Wizard - Clinic |
18 |
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19 |
Disk: 2 |
20 |
A Parliament Of Owls Determines The Fates Of Greater Men No Less Than 5 Stories Above Us In A Dream - Fever The Ghost |
21 |
Salvation - Limiñanas, The |
22 |
Sun - Strange Collective |
23 |
4 Real - Pow! |
24 |
Cheep Speed - Lucern Raze |
25 |
Dvapara Yuga - Jiboia |
26 |
In Fremder Schrift - Mai Mai Mai |
27 |
White Week - Les Big Byrd |
28 |
Run To Your Mama (Cage & Aviary Remix) - Goat |
29 |
Let It Go (Extended Version) - Gala Drop |
30 |
If Death Ever Slept - Destruction Unit |
31 |
Detritus (Konx-Om-Pax Remix) - Blanck Mass |
32 |
Feuerzeug - Föllakzoid |
33 |
Exteriority - Bonnacons Of Doom |
34 |
Argent - Weaver, Jane |
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