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25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 34: Genesis - Three Sides live
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Es gibt Momente von weltgeschichtlich geringer Bedeutung, an die man sich noch Jahre später lebhaft erinnert. Meiner Erfahrung nach gehören dazu in besonderer Weise verpasste Gelegenheiten. An eine solche muss ich immer wieder denken, wenn ich Three Sides live, das dritte Live-Album von Genesis in die Hände nehme.
Der Moment muss irgendwann 1982 oder 1983 stattgefunden haben. Genau weiß ich das nicht mehr. Umso genauer erinnere ich mich an den Ort. Es war in dem Plattenladen Pop-Center in der hannoverschen Kurt Schumacher-Straße gegenüber der Nordmannpassage. (Ohne Namensnennung wurde der Laden bereits einmal in der Kolumne zu Marillions Fugazi erwähnt.) Wie üblich waren an den Wänden die Fächer mit den alphabetisch geordneten LPs und in der Mitte der Tisch mit den Angeboten, die besonders herausgehoben werden sollten. Unter ihnen die erwähnte – damals neue - Genesis-Live-LP in ihrem wenig spektakulären Artwork.
Aber Moment – was war das? Das Album nannte sich plötzlich nicht mehr Three, sondern Four Sides live. Während die „normale“ Version, die ursprünglich in den USA erschien und dann auch in Europa vertrieben wurde, auf der vierten LP-Seite Studio-Aufnahmen enthielt, die es nicht auf Duke und Abacab geschafft hatten, präsentierte die UK-Version dort Live-Versionen von „One for the Vine“, „Fountain of Salmacis“ und „It / Watcher of the Skies“.
Ich habe mir damals weder die eine noch die andere Version gekauft. Das lag sicher am Preis für eine Doppel-LP und wohl auch daran, dass der stilistische Richtungswechsel von Genesis nach dem Ausstieg von Steve Hackett als fragwürdig galt. Vielleicht spielte aber auch die Tatsache, dass ich mich nicht recht entscheiden konnte, welche Version ich denn nun erwerben sollte, eine Rolle. Letzterer Konflikt war bald Geschichte. Ich habe die Four Sides live danach nie wieder gesehen. Heute gilt sie als eine der seltesten offiziellen Genesis-Veröffentlichungen. (Derzeit ist sie bei ebay für 35€ zu erwerben.)
Heute, wo – auch im Rückblick – Live-Bootlegs oder offizielle historische Live-Alben en masse erscheinen, bin ich mir auch gar nicht sicher, ob ich nicht mit den vier sonst unveröffentlichten Studio-Tracks der Three Sides live, die ich mir vor genau 25 Jahren dann endlich als CD doch noch zugelegt habe, letztlich besser gefahren bin.
Norbert von Fransecky
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