Musik an sich


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Mahler, G. / Strauss, R. (Mühlbacher)

Lieder eines fahrenden Gesellen, Vier letzte Lieder


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 17.10.2011

(Preiser / Naxos / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. PR 91192)

Gesamtspielzeit: 71:30

Internet:

Alois Mühlbacher



KÜHNHEIT UND TOLLKÜHNHEIT

Zwischen Wagemut und Tollkühnheit ist der Versuch angesiedelt, einen Fünfzehnjährigen Mahlers Orchesterlieder und Strauss´ Vier letzte Lieder (jeweils in einer Version mit Klavierbegeleitung) vortragen zu lassen. Ein Repertoire, bei dem selbst reife Sänger von Format mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und um den rechten Ausdruck ringen. Nun ist Alois Mühlbacher, seit 2005 Mitglied der St. Florianer Sängerknaben, kein gewöhnlicher Knabensopran. Er verfügt über eine verblüffend tragfähige, volumenreiche Stimme und ein solch erstaunliches musikalisches Gespür, dass seine Diskographie bereits einen beträchtlichen Umfang aufweist und er trotz seiner jungen Jahre einige Bühnenerfahrung sammeln konnte.

Mühlbachers Lehrer und Klavierbegleiter Franz Farnberger hat zumindest bezüglich der Mahler-Lieder einen guten Griff gehabt und sich nicht verschätzt: Der junge Solist geht diese abgründigen, doppelbödigen Stücke mit einem naiven Grundton und innigem, nie exaltiertem Ausdruck an, den Affektgehalt dabei teils intuitiv, teils wohlüberlegt treffend. Die Tongebung erweist sich als sehr präzise, nur selten unter Inkaufnahme gutturaler Beimischung erkauft, und der Atem wird so wohlkalkuliert dosiert, dass er auch über die Haltetöne trägt. Ergebnis ist eine neuartige Färbung der Lieder, die bei Mühlbacher einen deutlichen Zug ins volkstümliche bekommen, was der Komponist gewiß begrüßt hätte.

So reich der Wagemut hier belohnt wird, so wird die Tollkühnheit bei Straus Letzten Liedern bestraft. Dass eine junge Stimme mit diesem Repertoire naturgemäß kaum konform geht, mag dahinstehen. Zwar erreicht Mühlbacher auch hier die notwendige Höhe, doch muss er für die Tonbildung und zur Bewältigung der komplexen Harmonik ein solches Maß an Anstrengung und Konzentration aufwenden, dass für eine stringente Deutung kein Potential mehr verbleibt. Zudem leidet darunter die Textverständlichkeit erheblich. Da wäre es klüger gewesen, es mit 50 Minuten Mahler sein Bewenden haben zu lassen – denn die sind wahrhaft staunenswert.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-4 Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen
5-9 Mahler: Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“
10-13 R. Strauss: Vier letzte Lieder
Besetzung

Alois Mühlbacher: Sopran

Franz Farnberger: Klavier


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